Für Textilveredler ist Wasser ein Wertstoff

Forschungsprojekt an der Hochschule Niederrhein untersucht industriellen Einsatz der Membrantechnik in der Textilveredlungsindustrie

Hinter dem abstrakten Titel „Aufbereitung, Recycling und Wiederverwertung von Abwasser, Restflotten und Konzentraten der Membrantechnik aus der Textilveredlungsindustrie“ versteckt sich ein Forschungsvorhaben, dessen Ergebnisse in ökologischer und ökonomischer Hinsicht für die betroffenen Unternehmen erhebliche Kosteneinsparungen versprechen. Chemiker und Veredlungstechniker des Fachbereichs Textil- und Bekleidungstechnik der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach, die Moerser Ingenieurgesellschaft MDS Prozesstechnik und der Krefelder Textilveredler Voss, Biermann, Labaczek (VBL) werden bei ihren Forschungsarbeiten vom NRW-Umweltministerium mit 517.000 Euro gefördert.

Dabei besteht das Ziel darin, die beim Veredlungsprozess – dem Färben und Beschichten von Textilien – entstehenden Abwässer soweit zu reinigen, dass sie als Frischwasser erneut verwendet werden können. Laborversuche haben gezeigt, dass das grundsätzlich möglich ist. Ob und wie es mit unterschiedlichen Farbstoffen, textilen Materialien und Veredlungstechnologien in der industriellen Praxis funktioniert, sollen die Forschungsarbeiten zeigen. Dabei werden mit der Ultrafiltration und der Umkehrosmose zwei Membrantechniken eingesetzt, die sich in ihrer Wirkung ergänzen, erläutern Prof. Dr. Marie-Louise Klotz und Prof. Dr. Ulrich Eicken vom Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik und Dr. Dieter Böttger, Geschäftsführer der Firma MDS. Bei der Ultrafiltration durchlaufen die Abwässer nach dem „Veredlungsbad“ einen Filter, in dem die Farbstoffpartikel abgetrennt werden. Die gelösten Inhaltsstoffe wie Farbstoffe, Tenside und Salze werden dann mit der Umkehrosmose eliminiert, ein Verfahren, das wie die Meerwasserentsalzung funktioniert. Das herausgefilterte Konzentrat, zum Beispiel Farbstoffreste, wird biologisch und chemisch auf seine weitere Verwendungsmöglichkeit untersucht. So sei auch zu prüfen, sagt Professorin Dr. Klotz, ob es wiederum zur Färbung oder auch für ganz andere Zwecke eingesetzt werden könne.

Die Reduzierung der Abwassermenge ist in der Textilveredlungsindustrie eine vordringliche Aufgabe. Die sehr strengen deutschen Gesetze und die nicht unerheblichen Abwasserabgaben – aus ihnen wird übrigens auch das Forschungsprojekt finanziert – zwingen die Unternehmen, ihren Wasserverbrauch weiter zu senken. Zwischen 80 und 90 Prozent Einsparung, schätzt Dr. Dieter Böttger, ließen sich aufgrund der Forschungsarbeiten, deren Umsetzbarkeit jeweils direkt beim industriellen Partner in Krefeld überprüft wird, erzielen. Dabei sei die Verringerung der „Schmutzfracht“ grundsätzlich als wichtiger einzustufen als die der Wassermenge, so Prof. Dr. Ulrich Eicken: „Das Wasser muss brauchbar sein“. Erste Anfragen aus dem Ausland nach Prüfergebnissen liegen bereits vor.

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Rudolf Haupt idw

Weitere Informationen:

http://www.hs-niederrhein.de/

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