Bakterien machen mit schwerem Öl kurzen Prozess

Ein Forscherteam der University of Alberta in Calgary hat entdeckt, dass Rohölfelder in der Natur von Mikroben zu Methan verwandelt werden. Nun wollen die Forscher für die Gewinnung des Gases Bakterien einsetzen. Nach Angaben der Wissenschaftler um Steve Larter würde die erhöhte Mikrobenaktivität eine wesentlich energieeffizientere Methode der Methannutzung darstellen. Feldversuche sollen bereits 2009 beginnen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Die Fähigkeit Methan direkt von den in tiefen Schichten liegenden Ölreserven zu gewinnen ist einerseits energieintensiv, andererseits nur unter hohen Temperaturen möglich. Methoden wie etwa das Einblasen von Dampf in die Reservoirs, um das Öl zu lösen, könnten mit der neuen Methode wegfallen. „Methan emittiert wesentlich weniger CO2 als etwa Bitumen. Ein weitere Vorteil wäre die Ersparnis des Prozesses und das Aufpumpen aus der Tiefe“, meint der Öl-Geologe Larner. Studien Co-Autor Martin Jones von der University of Newcastle erklärt, dass Methan mit Hilfe von Mikroben sogar aus bereits erschöpften Ölfeldern gepumpt werden kann. „Üblicherweise lagert in den Reservoirs noch mindestens die Hälfte der Ölvorräte, nachdem ein Feld für erschöpft erklärt wird. In Fällen, in denen das Öl aus wirtschaftlichen Gründen eben einfach nicht mehr gefördert wird, könnten Mikroben das Problem effektiv lösen“, so der Wissenschaftler. Das Ergebnis sei ein wesentlich sauberer Treibstoff, fügt Larner hinzu.

Die Forscher haben entdeckt, dass der chemische Prozess der Rohöl-Abbau von anaerob lebenden Bakterien gemacht wird. Diese Mikroben leben in Tiefen von zwei Kilometern bei Temperaturen von 80 Grad Celsius. Im ersten Schritt attackieren die Bakterien die langen Kohlenwasserstoffketten und bauen sie zu Ethansäure um. Im zweiten Schritt dieses biologischen Abbaus wandeln Mikroben die Säure zu Methan um, andere wandeln das CO2 und den Wasserstoff zu Methan um.

Damit das Methan allerdings schneller entsteht, müsste man die Mikroben mit Düngemitteln „ernähren“. „Die wesentlichen Nährstoffe für die Mikroben sind ohnehin in Mengen vorhanden. Was fehlt sind zusätzliche Nährstoffe, die den Abbau-Prozess beschleunigen“, so der Forscher. Bisher haben die Wissenschaftler das Procedere erst im Labor untersucht. „Im Prinzip ist das, was wir in schnellen Schritten gemacht haben, das gleiche, was in der Erdgeschichte passiert ist.“

Der hohe Ölpreis und die steigende Nachfrage lässt die Ölmultis einfallsreich werden: Erst vor wenigen Tagen hatte der BP-Konzern bekannt gegeben, dass man ölhaltige Sande in Kanada fördern wolle. Das Unternehmen, das sich als Umweltschützer profilieren wollte, steigt in ein – wie Umweltschützer meinen – sehr schmutziges Geschäft ein: Die Sande bestehen aus Lehm, Quarzsand, Wasser und zu rund zwölf Prozent aus zähem Bitumen. Damit aus dem schwarzen, klebrigen Sand Rohöl wird, sind viele teure Arbeitsschritte nötig: Ölsandklumpen werden zerkleinert, dann mit heißem Wasser zu einer halbflüssigen Mixtur vermischt und in Extraktionsanlagen gepumpt. Hier wird das Bitumen in Zentrifugen von Sand, Ton und Wasser getrennt, bevor es dann in so genannten Upgrader zu handelsüblichem Leichtöl aufbereitet wird. Im Durchschnitt braucht man zwei Tonnen Ölsand, um ein Barrel Rohöl herzustellen. Greenpeace rechnet vor, dass dieser Vorgang bis zu 125 Kilogramm CO2 erzeugt.

Im Vergleich dazu verursacht die herkömmliche Förderung lediglich 29 Kilogramm des Treibhausgases. Ein weiteres Problem stellt das Wasser dar, das dabei übrig bleibt: dieses ist derart kontaminiert, dass es unter keinen Umständen in Flüsse oder ins Grundwasser gelangen darf, sondern in gigantischen Abwasserseen aufbewahrt werden muss. In Alberta befinden sich auf einer Fläche von 77.000 Quadratkilometer die größten nutzbaren Ölsandvorkommen der Erde, die auf 27 Mrd. Tonnen geschätzt werden.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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