Zielgerichtet mit neuen Therapien gegen Hautkrebs

Der Hautkrebs ist die häufigste Krebsart. Jeder 50. Mensch, der heute geboren wird, wird an schwarzem Hautkrebs erkranken, beim hellen Hautkrebs ist es sogar jeder fünfte. 40 Jahre lang gab es gegen den schwarzen Hautkrebs keine neuen Therapiezulassungen, doch in den vergangenen beiden Jahren hat sich viel auf dem Gebiet getan.

„Der schwarze Hautkrebs etwa ist von einem hoffnungslosen Fall zu einem Modelltumor für neue Krebstherapien geworden“, sagt einer der beiden Kongresspräsidenten, Professor Dr. Ralf Gutzmer. Auf gleich zwei neuartige Therapieformen verweist Professor Dr. Dirk Schadendorf, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO), Direktor der Klinik für Dermatologie des Universitätsklinikums Essen. „Zum einen ist seit Februar 2012 die Zielgerichtete Therapie mit der Substanz Vemurafenib in der EU zugelassen, zum anderen hat in der Immuntherapie der Wirkstoff Ipilimumab im Juli vergangenen Jahres eine Zulassung bekommen.“

Bei der Zielgerichteten Therapie greift der Wirkstoff Vemurafenib sehr exakt in Signalwege der Melanome ein. Die Hälfte aller Melanome weist im sogenannten BRAF-Gen eine Mutation auf. Damit wird ein Signalweg angeschaltet, der die Zelle dazu bringt sich ungehemmt zu teilen. „Vemurafenib setzt gezielt an dieser Mutation an und schaltet den Signalweg wieder ab“, erläutert Professor Schadendorf. „Das Tumorwachstum wird unterdrückt, der Tumor schrumpft.“ Dieser neuartige Therapieweg sei besonders auch für Patienten mit fortgeschrittenen Melanomen und Metastasen geeignet. „Endlich können wir auch diesen Patienten effektive Therapien anbieten“.

Das gilt auch für die Immuntherapie mit Ipilimumab. In der Regel erkennt das körpereigene Abwehrsystem zwar die Melanomzellen. Es kann die Krebszellen aber nicht effektiv bekämpfen, da die Tumorzellen Mechanismen in Gang setzen, die das Immunsystem ausschalten. „Die Tumorzellen bremsen das Immunsystem quasi aus“, erläutert Professor Dr. Ralf Gutzmer, Kongresspräsident und Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der MHH. „Der neue Wirkstoff Ipilimumab löst diese Bremse gezielt, das Immunsystem kommt wieder in Fahrt und kann mit voller Kraft gegen die Melanomzellen arbeiten.“ Auch diese Therapieform, die in der EU seit Juli 2011 zugelassen ist, hilft auch Patienten mit fortgeschrittenen Melanomen und Metastasen.

550 Fachleute aus dem deutschsprachigen Raum werden beim 22. Deutschen Hautkrebs-Kongress der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) von heute an bis zum Sonnabend, 15. September 2012, in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) über neue Therapieformen diskutieren, wie Dr. Peter Mohr, Sprecher des Komitees Öffentlichkeitsarbeit der ADO und Leitender Arzt im Hautkrebszentrum Buxtehude, betont. „Wir werden auch neue Therapieoptionen bei hellem Hautkrebs vorstellen, wie etwa die neue Substanz Vismodegib.“ Seit Februar 2012 ist die zielgerichtete Therapie für fortgeschrittene Formen des Basalzellkarzinoms in den USA zugelassen, für die EU rechnen die Mediziner mit einer Zulassung im ersten Quartal 2013. Auch für die Vorstufen des hellen Hautkrebs, den aktinischen Keratosen, seien zahlreiche neue Substanzen im Einsatz, die entweder als Salbe oder in mit einer Photodynamischen Therapie verabreicht würden. „Der Kongress wird zeigen, wie sehr wir das Wissen um den Hautkrebs mehren konnten – aber auch, wo wir noch dringend weitere Erkenntnisse brauchen“, ergänzt ADO-Vorsitzender Professor Schadendorf.

Besonderer Service für Patienten

Der ADO-Kongress in der MHH bietet Patienten eine besonderen Service: Bei einem Patientenforum am Sonnabend, 15. September 2012, von 14.30 bis 16 Uhr informieren die Experten in Hörsaal F, Klinisches Lehrgebäude I1, interessierte Laien über die Neuerungen. Zudem bieten die Mediziner den Patienten Fragemöglichkeiten an.

Das Kongressprogramm finden Sie unter www.kongress.mh-hannover.de/ado_2012/

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Ralf Gutzmer, Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der MHH, Telefon (0511) 9246-0, gutzmer.ralf@mh-hannover.de, oder im Kongress-Büro, Telefon (0511) 532-9991. Die Mail-Adresse lautet ado2012@mh-hannover.de

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Stefan Zorn idw

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