Wissenschaftler diskutieren über die Zukunft der Meere

Für fünf Tage wird Berlin zur Küstenstadt. Vom 21. bis 25. September kommen dort rund 650 Meeresforscher, Fischereibiologen und Wissenschaftsmanager zusammen, um sich über neue Wege zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Weltmeere auszutauschen.

Anlass ist die Jahrestagung des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), die gemeinsam mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium und dem Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, ausgerichtet wird.

Topthemen der Tagung sind der Klimawandel, die Europäische Fischereipolitik, die biologische Vielfalt der Meere, fischereibiologische Grundlagenforschung, Fischverhalten sowie Wechselwirkungen zwischen Fischen aus Aquakulturen und Wildbeständen.

Wissenschaftler sagen für dieses Jahrhundert eine Erwärmung des Nordatlantiks um rund 0,2 °C pro Jahrzehnt voraus. Das mag dem Laien wenig erscheinen, hat jedoch erhebliche Auswirkungen auf die zeitliche und mengenmäßige Produktion des pflanzlichen Planktons. „Auf dieser Ressource baut ein vielfältig vernetztes Nahrungsgefüge auf, das bis zu den Speisefischen und damit letztlich auch bis zum Menschen als Endverbraucher reicht“, sagt Dr. Cornelius Hammer, Leiter des vTI-Instituts für Ostseefischerei und Vizepräsident des ICES. Die Fischereiforschung steht hier vor großen Herausforderungen, gilt es doch, Bewirtschaftungskonzepte zu erarbeiten, die den veränderten Bedingungen Rechnung tragen.

In drei Jahren steht eine Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU an. Im Vorgriff darauf werden jetzt auf der ICES-Jahrestagung wichtige Grundlagen erörtert, denn die neue Fischereipolitik der EU soll ab 2013 das Fischereimanagement enger mit den Umweltansprüchen verzahnen. So soll bei der Bewirtschaftung der Fischbestände der ökosystemare Aspekt künftig stärker in den Vordergrund rücken.

Welche neuen Methoden und Techniken gibt es, die Vielfalt der Meereslebewesen abzuschätzen und Wechselbeziehungen zwischen den Arten zu erforschen? Auf der Tagung werden neue molekulargenetische Ansätze und die Arbeit mit biochemischen Markern vorgestellt. Letztlich geht es darum, die Funktion der marinen Ökosysteme besser zu verstehen.

Die weltweit steigende Nachfrage nach Fisch hat dazu geführt, dass Fisch in immer stärkerem Maße auch in Fischfarmen kultiviert wird. In unseren Breiten trifft dies im Meer vor allem auf Lachs und in bescheidenerem Umfang auf andere Arten zu. Dazu ist es zum einen notwendig, mehr über den Lebenszyklus und die Ansprüche der einzelnen Arten zu wissen. Andererseits müssen Umweltaspekte und Fragen der Fischgesundheit beachtet werden. Auch hierzu werden die Wissenschaftler viele neue Antworten geben.

Welche Bedeutung die Tagung auch für die politischen Entscheidungsträger hat, zeigt die Tatsache, dass sie von Bundesministerin Ilse Aigner – neben Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auch für die Fischerei zuständig – und dem EU-Kommissar für Fischerei, Joe Borg, eröffnet wird.

Hinweise für Journalisten:

Die ICES-Jahrestagung findet im Estrel Convention Center (Sonnenallee 225, 12057 Berlin) statt. Am 21.09. um 10:00 Uhr ist für Journalisten eine Pressekonferenz über die Inhalte der Jahrestagung und den ICES vorgesehen.

Nähere Informationen zum ICES: Der Internationale Rat für Meeresforschung (International Council for the Exploration of the Sea) koordiniert und fördert die marine Forschung im Gesamtbereich des Nordatlantiks einschließlich seiner Nebenmeere wie Nord- und Ostsee. ICES steht im Austausch mit 1600 Wissenschaftlern aus 20 Ländern und ist damit die größte Institution für Meeresforschung weltweit. Der Rat wurde 1902 gegründet und hat sein Büro in Kopenhagen. Erster Präsident war der Deutsche Walther Herwig, nach dem heute das größte deutsche Fischereiforschungsschiff benannt ist; derzeitiger Generalsekretär ist mit Dr. Gerd Hubold ebenfalls ein Deutscher.

Media Contact

Dr. Michael Welling idw

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