„Weniger ist mehr“ – Trends in der Frauenheilkunde

„In der Frauenheilkunde entwickeln wir international in den letzten Jahren einen starken Trend hin zu einer Minimalisierung“, sagt Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum, Direktor der Abteilung für Gynäkologie am Universitätsklinikum Jena.

„Weniger ist heute oft mehr – ganz besonders natürlich bei den modernen schonenden Operationsverfahren, aber auch in vielen anderen Bereichen der Frauenheilkunde.“ Diese Entwicklungen thematisiert die diesjährige Herbsttagung der Thüringer Frauenärzte, die am 30. Oktober am Universitätsklinikum Jena stattfindet.

Ein Fokus liegt auf der Reproduktionsmedizin, für die Jena seit vielen Jahrzehnten das Zentrum in Thüringen ist. Auch bei der Kinderwunscherfüllung mit Hilfe der künstlichen Befruchtung gebe es die Tendenz, statt durch intensive hormonelle Stimulation wieder mehr auf die natürlichen Abläufe zu setzen. Eine Rückkehr zu den Wurzeln, wie Prof. Jürgen Weiss, Leiter der Kinderwunschspechstunde am UKJ, beschreibt.

„In ausgewählten Fällen verzichten wir ganz auf hormonelle Eingriffe und unterstützen nur den Befruchtungsvorgang“, so Weiss. Dieses Verfahren habe übrigens bereits der Vater der Reproduktionsmedizin, Robert Edwards, der jetzt den Nobelpreis für Medizin erhalten hat, angewandt.

Ebenfalls minimiert wird heute der Aufwand beispielsweise bei Bauchspiegelungen, die statt der bisher üblichen vier Zugänge oft nur noch einen benötigen. Dieses neue Operationsverfahren wird den etwa 150 Teilnehmern der Jenaer Tagung live bei einer Übertragung aus dem Operationssaal demonstriert. „In der operativen Gynäkologie haben wir heute eine Vielzahl hervorragender Möglichkeiten, schonend und gleichzeitig hochpräzise zu operieren und damit sowohl Tumoren als auch andere gynäkologische Erkrankungen wirksam zu bekämpfen“, erläutert Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum, Direktor der Gynäkologie am UKJ die aktuellen Trends.

Die Gynäkologie und Geburtshilfe ist auch Weichensteller für die Gesundheit zukünftiger Generationen. Denn die gesundheitliche Verfassung einer Schwangeren habe Einfluss auf die späteren Erkrankungsrisiken des Kindes, beschreibt Prof. Dr. Ekkehard Schleußner, Direktor der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Jena, die Zusammenhänge: „Aktuelle Daten belegen, dass Erkrankungen der werdenden Mutter, wie beispielsweise Schwangerschaftsdiabetes, das Risiko eines späteren Diabetes auch bei dem Kind erhöhen“. Derzeit werde nach Schätzungen etwa die Hälfte aller schwangerschaftsbedingten Diabeteserkrankungen nicht erkannt. „Dieses Screening sollte zwischen der 25. und 27. Woche bei jeder Schwangerschaftsvorsorge dazu gehören“, ist Schleußner überzeugt.

„Als spezialisiertes Zentrum sehen wir es als unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese neuesten Verfahren nach sorgfältiger Prüfung auch schnell den Patientinnen in Thüringen zur Verfügung stehen“, so Runnebaum. „Wir freuen uns daher sehr, dass wir auch in diesem Jahr wieder so viele Frauenärztinnen, Frauenärzte und Hebammen zu unserer Tagung am UKJ begrüßen können.“

Thüringer Herbsttagung für Frauenärztinnen, Frauenärzte und Hebammen
30. Oktober 2010, Beginn: 8.00 Uhr
Rosensäle, Fürstengraben 27, 07743 Jena
Kontakt:
Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum, MBA
Direktor der Abt. Gynäkologie, Frauenklinik am Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/9 33 0 63
Mail: Direktion-gyn@med.uni-jena.de

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Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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