Weltgipfeltreffen der theoretischen Physik an der Uni Bonn

Die große Frage, um die sich bei der inzwischen 18. Auflage der SUSY-Konferenz alles dreht, ist die nach dem Aufbau unseres Universums. Seit rund drei Jahrzehnten glauben die meisten Physiker an das so genannte „Standard-Modell“. Demnach gibt es zwei fundamental unterschiedliche Sorten von Teilchen.

In die erste Gruppe fallen die Materieteilchen, aus denen die Welt – ob Atom oder Auto, Molekül oder Maus – besteht. Die zweite versammelt die so genannten Wechselwirkungs- oder Kraftteilchen. Sie sind dafür, dass Atomkerne nicht auseinanderfliegen, aber auch, dass die Kompassnadel immer nach Norden weist.

Die meisten Teilchen, die das Standard-Modell vorhersagt, wurden in Experimenten auch tatsächlich gefunden. Nicht so das Higgs-Boson. Dieses rätselhafte Teilchen ist laut Theorie dafür verantwortlich, dass Dinge eine Masse haben. Seit vielen Jahren fahndet unter anderem der Teratron-Beschleuniger im US-Bundesstaat Illinois nach dem Higgs-Teilchen. Bislang ohne Erfolg, wie auch einige Vorträge auf der SUSY-Tagung resümieren. Spätestens vor dem neuen LHC-Beschleuniger am europäischen Forschungszentrum CERN sollte sich das Higgs-Boson aber nicht länger verstecken können. Viele Physiker gehen daher davon aus, dass es im kommenden Jahrzehnt entdeckt wird – so es denn tatsächlich existiert. Ansonsten müssen sie ihr Standard-Modell wohl nachjustieren.

Der LHC-Beschleuniger ist aber auch aus einem anderen Grunde Gegenstand der Tagungs-Diskussionen: Die Experten erhoffen sich von ihm Aussagen zur so genannten Supersymmetrie. Diese Theorie, an die auch das Akronym SUSY erinnern soll, würde die Welt ein wenig einfacher machen: Sie könnte die strikte Trennung zwischen Materie und Kräften aufheben. Materie- und Wechselwirkungsteilchen wären sich also weit ähnlicher als gedacht. Viele theoretische Physiker hoffen seit langem auf eine solche Vereinheitlichung: Schließlich würde das Kochrezept für die Welt so mit einer Zutat weniger auskommen.

Der SUSY-Konferenz vorgeschaltet ist ein Workshop für Nachwuchs-Wissenschaftler, der bereits am 19. August beginnt. Er richtet sich mit seinem eher grundlegenden Programm vor allem an Studierende aus theoretischer und experimenteller Physik. Referenten sind renommierte Physiker aus dem In- und Ausland.

Weitere Informationen zur SUSY2010 und das komplette Programm gibt es unter http://susy10.uni-bonn.de

Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Hans-Peter Nilles
Bethe-Zentrum für theoretische Physik, Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3247
E-Mail: nilles@th.physik.uni-bonn.de

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Frank Luerweg idw

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