Urologen zum Weltnierentag: "Bluthochdruck früh behandeln, Organspenden steigern!"

Wenn die Nieren versagen, ist das Leben akut bedroht. Dann hilft nur noch die Dialyse. Über 65 000 Menschen sind derzeit in Deutschland auf die künstliche Blutwäsche angewiesen.

Jedes Jahr kommen 17 000 bis 18 000 Patienten dazu. „Die Ursachen chronischen Nierenversagens sind vielfältig und haben sich im Laufe der letzten zehn Jahre verändert“, so Professor Dr. Paolo Fornara von der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU). „Bis Ende der 90er Jahre waren zum Großteil die chronische Nierenentzündung, gefolgt von Diabetes Typ 2 und verschiedene andere Krankheitsbilder wie Zystennieren oder Systemerkrankungen ursächlich. Heute sind über ein Drittel aller Dialysepatienten Diabetiker.“

Diese Verschiebung läge, so der Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie in Halle, auch daran, dass etwa 20 Prozent der Dialysepatienten älter als 65 Jahre sind und deshalb häufig unter alterstypischen Erkrankungen leiden, die gemeinsam mit der Diabeteserkrankung zur Dialyse führten.

Diabetes Typ 2, der sogenannte Altersdiabetes, gelte als Zivilisationskrankheit und werde in vielen Fällen durch falsche Ernährung begünstigt. Auch Bluthochdruck ist ein großer Risikofaktor für chronische Nierenerkrankungen. „Diese Tatsache wird leider noch viel zu oft unterschätzt“, sagt Professor Fornara. Seine Empfehlung orientiert sich an den Erkenntnissen der World Health Organization (WHO) und der Deutschen Hochdruckliga und lautet: „Ein systolischer Wert über 120 sowie ein diastolischer Wert über 80 sind als grenzwertig zu betrachten. Werte über 140 systolisch und 90 diastolisch gelten auf alle Fälle als behandlungsbedürftige Hypertonie“.

Für eine effektive Prävention empfiehlt der Transplantations-Experte zusätzlich einen einfachen Urintest und eine Ultraschalluntersuchung der Nieren, wodurch zahlreiche Nierenerkrankungen frühzeitig entdeckt werden können.

Patienten, die bereits dialysepflichtig sind, haben nur eine Hoffnung: die Nierentransplantation. Doch es gibt zu wenig Spenderorgane. „Die durchschnittliche Wartezeit beträgt vier bis fünf Jahre, und das ist für die meisten der 65 000 Dialysepatienten zu lang. Bis dahin sind sie oft schon zu krank, um auf die aktive Warteliste zu kommen und transplantiert zu werden.“ Ende 2007 standen dort 7916 Namen. Der aktuelle Rückgang der Organspender verschärft die Lage zusätzlich.

Nach vorläufigen Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation haben 2008 bundesweit 1.198 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe gespendet. Das sind 8,8 Prozent weniger als im Vorjahr. „Trotzdem brauchen wir keine neue Diskussion um Zustimmungs- oder Widerspruchsregelung“, so Professor Dr. Paolo Fornara.

„Um die Zahl der Organspenden zu erhöhen, gilt es vor allem auch kleinere Krankenhäuser fachlich, logistisch und wirtschaftlich in die Lage zu versetzen, Spender zu melden und Organentnahmen durchzuführen.“ Wichtig sei ebenfalls die Förderung der Lebendnierenspende, die unter Verwandten und einander Nahestehenden möglich ist. „Wesentliche Schritte dafür sind die Abschaffung der Nachrangigkeit der Lebendspende, eine bessere versicherungsrechtliche Absicherung der Spender und nach wie vor mehr Aufklärung der Öffentlichkeit, aber auch der Mediziner und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen. Mit knapp 20 Prozent Lebendnierenspenden ist Deutschland im internationalen Vergleich weit abgeschlagen“, so der DGU-Experte.

Zum Weltnierentag 2009 – Interview mit Prof. Dr. Paolo Fornara

Anlässlich des Weltnierentags am 12. März sprach die Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) und des Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V. mit dem Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie in Halle.

Weitere Informationen:
DGU-Pressestelle
Bettina-Cathrin Wahlers & Sabine Martina Glimm
Stremelkamp 17, 21149 Hamburg
Tel.: (040) 79 14 05 60
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