Unsichere Verhältnisse

Befristete Arbeitsverträge, Zeitarbeit, Beschäftigung im Niedriglohnsektor – die Arbeitswelt in Deutschland und anderen Industrienationen hat sich in den zurückliegenden Jahren tiefgreifend gewandelt. Begriffe wie Prekarität und Prekarisierung sind heute in aller Munde.

„Dabei zeigt sich jedoch, dass diese höchst unterschiedlich verwendet werden“, beobachtet Prof. Dr. Michael Hofmann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. So stehe die Bezeichnung Prekarität ebenso für moderne Armutslagen wie für atypische Beschäftigungsverhältnisse bei freien Journalisten. „Selbst gut verdienende IT-Spezialisten haben nicht selten prekäre Anstellungen und fühlen sich deshalb unsicher in ihrem persönlichen Leben“, so der Soziologe weiter.

Eine wissenschaftliche Begriffsklärung haben sich die im neuen Forschungskolleg „Postwachstumsgesellschaften“ zusammengeschlossenen Soziologen der Universität Jena deshalb jetzt vorgenommen. Sie laden gemeinsam mit der französischen Fondation Bourdieu am 22. und 23. März zur internationalen Tagung „Prekarität als soziologisches Konzept – eine Zwischenbilanz“ ein. Der renommierte französische Soziologe Robert Castel wird den Eröffnungsvortrag halten. „Ziel der Konferenz ist es, die aktuelle Prekarisierungsdebatte mit den Themenstellungen des Postwachstums zu verbinden und neue Forschungsperspektiven auszuloten“, kündigt Prof. Hofmann an, der Geschäftsführer des Forschungskollegs ist.

Während der öffentlichen Tagung, zu der rund 50 Wissenschaftler aus Frankreich, Südafrika, der Schweiz, Österreich und Deutschland an der Universität Jena erwartet werden, stehen Forschungsergebnisse zu prekären Lebensverhältnissen in ganz unterschiedlichen Regionen und in unterschiedlichen Lebenslagen im Mittelpunkt. Unter anderem gibt es eine Plenumsdiskussion zu prekären Freizeit-, Familien- und Gesundheitsverhältnissen. „Insgesamt geht es um die Fragestellung, wie weit prekäre Lebens- und Arbeitsverhältnisse bis in die Mittelschichten hinein moderne Gesellschaften prägen“, so Prof. Hofmann.

Neben Robert Castel, der an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris lehrt, werden u. a. die Soziologen Franz Schultheis (Universität St. Gallen) und Klaus Dörre (Universität Jena) über prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse diskutieren.

Die internationale Tagung „Prekarität als soziologisches Konzept – eine Zwischenbilanz“ findet am 22. und 23. März in der Villa am Paradies (Knebelstraße 3, 07743 Jena) statt. Die Veranstaltung ist öffentlich. Um vorherige Anmeldung per E-Mail an kolleg-postwachstum@uni-jena.de wird gebeten.
Weitere Informationen zum Forschungskolleg „Postwachstumsgesellschaften“ sind zu finden unter: http://www.kolleg-postwachstum.de. Dort ist auch das Tagungsprogramm nachzulesen.

Kontakt:
Prof. Dr. Michael Hofmann
Forschungskolleg „Postwachstumsgesellschaften“ an der Universität Jena
Humboldtstraße 34, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945043
E-Mail: michael.hofman[at]uni-jena.de

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Dr. Ute Schönfelder idw

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