Sekundäre Hirnschädigungen vermeiden

NeurologInnen, NeurochirurgInnen und GrundlagenforscherInnen aus Europa und Amerika haben sich zusammengeschlossen, um die Behandlung von PatientInnen mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma, Hirnblutung oder Schlaganfall, weiter zu verbessern. Die Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie und die Univ.-Klinik für Neurochirurgie ist an dieser internationalen Forschungsarbeit beteiligt.

Vom 13. bis 14. September findet das 15. Meeting der COSBID-Gruppe (CoOperative Study on Brain Injury Depolarisations) erstmals in Innsbruck statt.

Bei Hirnschädigungen wird zwischen primären, also Verletzungen, die unmittelbar durch das Trauma, die Blutung oder den Schlaganfall auftreten, sowie sekundären Schädigungen unterschieden.

Der Schwerpunkt der täglichen intensivneurologischen/-neurochirurgischen Routine und vor allem der Forschung orientiert sich neben Optimierung der Primärversorgung auf die Verhinderung einer sekundären Hirnschädigung. Diese kann durch einen Sauerstoff- oder Energiemangel, eine schlechte Durchblutung des Gehirns, eine sekundär entzündliche Gewebsreaktion oder durch epileptische Anfälle auftreten.

Mit den Methoden des invasiven Neuromonitorings ist es möglich, Informationen über den Stoffwechsel im Gehirn, den Sauerstoffgehalt sowie die Durchblutung des Gehirns direkt am PatientInnenbett zu messen. Im Rahmen der COSBID-Studie (CoOperative Study on Brain Injury Depolarisations) haben sich Zentren aus Europa und Amerika zusammengeschlossen, um weitere Mechanismen, die für eine solche sekundäre Hirnschädigung verantwortlich sein können, zu untersuchen.

„Unsere Erkenntnisse sollen zum Einen eine bessere Prognose über den Verlauf der Erkrankung ermöglichen, andererseits wollen wir bessere Therapiemöglichkeiten finden“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Raimund Helbok von der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie (Direktor: o.Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe), der das 15. COSBID-Meeting in Innsbruck organisiert.

PatientInnen profitieren vom internationalen Austausch

Durch die internationale Zusammenarbeit wird gewährleistet, dass die Forschungsergebnisse so schnell wie möglich PatientInnen zu Gute kommen. „Wir erfassen unsere Erkenntnisse in einer zentralen Datenbank. PatientInnen, die in einem der teilnehmenden Zentren versorgt werden, haben den Vorteil, immer nach dem aktuellsten Stand der wissenschaftlichen Forschung behandelt zu werden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Erich Schmutzhard, Leiter der Intensivstation der Univ.-Klinik für Neurologie.

An der internationalen Kooperation sind neben der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurologie und der Univ.-Klinik für Neurochirurgie, auch die Berliner Universitätskliniken Charité, die Universitätskliniken in Heidelberg, London und Kopenhagen sowie mehrere US-amerikanische Universitätskliniken (Cincinnati, Ohio; Albuquerque, New Mexico) beteiligt.

Meeting in Innsbruck

Einmal im Jahr treffen sich Mitglieder COSBID Gruppe um sich über den aktuellen Forschungsstand sowie weitere Perspektiven auszutauschen. Das 15. COSBID-Meeting findet erstmals vom 13. bis 14. September Innsbruck statt.

Elektrische Depolarisationswellen im Gehirn können für eine sekundäre Hirnschädigungen verantwortlich sein

Im Zentrum des Forschungsinteresses der COSBID-Gruppe stehen folgende vier neurologischen Erkrankungen: Schädel-Hirn-Trauma (SHT), spontane Subarachnoidalblutung (SAH), Schlaganfall (MHS) und intrazerebrale Blutung (ICH). „Untersucht werden insbesondere die Auswirkungen der wiederholten Depolarisationswellen im akut verletzten Gehirn“, erklärt o.Univ.-Prof. Dr. Claudius Thomé, Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Neurochirurgie. Bei der Depolarisation handelt es sich um elektrische Aktivitäten in der Hirnrinde. Die Depolarisationswellen sind messbar und verbrauchen Energie, die das Gehirn gerade in der Phase der schweren Erkrankung dringend benötigt. Beim gesunden Gehirn sind diese Depolarisationswellen voraussichtlich ein Schutzmechanismus des Gehirns zur Erhaltung und Optimierung der Durchblutung des Gehirns. Im Krankheitsfall wird allerdings eine Entkopplung dieses Mechanismus beobachtet, was wiederum zur Mangeldurchblutung und einem Sauerstoffmangel führen kann. „Bei PatientInnen mit einer spontane Subarachnoidalblutung und einem Schädel-Hirn-Trauma konnte bereits gezeigt werden, dass diese Veränderungen zu einer sekundären Hirnschädigung führen und mit einem schlechten Outcome nach drei Monaten assoziiert sind. Darüber hinaus zeigen erste Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung, dass mit einer gezielten medikamentösen Therapie diese pathologischen Depolarisationswellen unterdrückt werden können“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Raimund Helbok.

Weitere Informationen:
COSBID Gruppe: http://www.cosbid.org/
Department für Neurologie und Neurochirurgie:
https://www.i-med.ac.at/patienten/dept_neurologie.html

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Dr.in Barbara Hoffmann Med. Universität Innsbruck

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