Schmuggel als Lebensstil?

„Schmuggel als Lebensstil?“ – diese provokante Frage ist Thema einer Konferenz, die vom 29. bis 30. April im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld (ZiF) stattfindet. Die Leitung liegt bei den Bielefelder Soziologen Matthias Wagner und Ulrich Mai sowie dem Warschauer Politikwissenschaftler Wojciech Lukowski.

In Polen und anderen Ländern in Mittel- und Osteuropa führte die in den 1990er Jahren begonnene Systemtransformation zu erheblichen sozialen und ökonomischen Differenzierungen. Am Beispiel der Grenze zwischen der russischen Enklave Kaliningrad und der polnischen Wojewodschaft Ermland-Masuren zeigt sich beispielhaft die Etablierung einer periphären Region mit einer der höchsten Arbeitslosenquoten der EU. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich regional eine umfangreiche informelle Ökonomie des Kleinhandels und Schmuggels, bei dem legale und illegale Elemente miteinander verwoben sind.

Ausgehend von dem Fallbeispiel des von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojektes 'Grenze als Ressource – Kleinhandel in der Armutsökonomie zwischen Nordostpolen und dem Bezirk Kaliningrad' sollen die Differenzen und Parallelen informeller ökonomischer Strukturen in den Transformationsländern untersucht werden. Im Austausch zwischen Soziologie, Anthropologie, Politikwissenschaft und Wirtschaftsgeographie werden Ursachen für die Entstehung von Armutsökonomien und Perspektiven ihrer Überwindung untersucht. Die Arbeitsgruppe greift damit aktuelle Diskurse zur Entwicklung und Bedeutung von Grenzen aus der Transnationalismusforschung sowie Fragen im Kontext der Prekarisierung von Lebensbedingungen auf.

Zentral sind dabei Fragestellungen nach den Auswirkungen illegaler Erwerbsbedingungen, wie sie im Schmuggel praktiziert werden, auf die lokale Gesellschaft. Im interdisziplinären Diskurs werden Ergebnisse erwartet, die Perspektiven für die Integration peripherer Regionen der EU aufzeigen. Damit will die Arbeitsgemeinschaft zu genaueren Kenntnissen über die spezifischen gesellschaftlichen und sozioökonomischen Lebensbedingungen in wirtschaftlichen Krisengebieten Ostmitteleuropas beitragen.

Tagungszeiten:
29. April, 9:30 Uhr – 18:00 Uhr
30. April, 9:00 Uhr – 13:00 Uhr
Weitere Informationen unter:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2009/04-29-Wagner.html
Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte direkt an die Veranstaltungsleitung
Dr. Mathias Wagner
Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Tel: 0521 / 106-4220
E-Mail: mathias.wagner@uni-bielefeld.de
Anfragen zur Tagungsorganisation beantwortet im Tagungsbüro des ZiF:
Trixi Valentin
Tel. 0521 / 106-2769;
E-Mail: Trixi.Valentin@uni-bielefeld.de

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Torsten Schaletzke idw

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