Ölverschmutzern auf der Spur – internationale Konferenz zu den biologischen Folgen von Ölkatastrophen

Ziel ist es, die biologischen Effekte von großenflächigen Ölverschmutzungen in den Meeren besser vorhersagen zu können. Neben Teilnehmern aus Europa werden dazu auch Wissenschaftler aus den USA erwartet – darunter Prof. Hap Pritchard, der die Aufräumarbeiten nach dem Exxon-Valdez-Tankerunglück in Alaska auf Seiten der US-amerikanischen Umweltschutzbehörden begleitet hat.

Meere und Binnengewässer sind durch diffuse Öleinträge und große Tankerkatastrophen bedroht. Deren Auswirkungen auf einzelne Organismen, die gesamte Biodiversität und die Funktionen des Ökosystems sind in der gesamten Komplexität nur schwer vorherzusagen. Deshalb wurde das EU-Forschungsprojekt FACEiT (Fast Advanced Cellular and Ecosystems Information Technologies) ins Leben gerufen, an dem Universitäten, Forschungsinstitute und Firmen aus acht europäischen Ländern beteiligt waren.

Ausgewertet wird jetzt auch ein ungewöhnliches Experiment: Im Mai 2008 hatten Forscher in der Nordsee vor der niederländischen Küste einen Tankerunfall nachgestellt. Dazu wurden 5 Kubikmeter rot eingefärbtes arabisches Rohöl mit Genehmigung der Behörden verklappt, um die Ausbreitung des Ölteppichs sowie die Auswirkungen auf die Meeresorganismen in der Nordsee detailliert untersuchen zu können. An Bord des niederländischen Forschungsschiffs Pelagia waren 15 Wissenschaftler, welche den Einfluss des Öls auf das Meer-Ökosystem mit den von FACEiT erarbeiteten Techniken analysierten. Auch wenn der Ölfilm 48 Stunden später nicht mehr zu sehen war, so wurden die Meereswasserschichten von einem Schlauchboot aus regelmäßig beprobt. Zeitgleich liefen Experimente an Bord der Pelagia in mehreren 5- bzw. 1000-Liter-Containern.

Hier wurde mit verschiedensten Konzentrationen gearbeitet, um eine Vielzahl an möglichen Wasserbedingungen zu simulieren und die sich daraus ergebenden Einflüsse auf Ölabbau und Bioverfügbarkeit der Ölschadstoffe messen zu können. Die Aufgabe der UFZ-Forscher war es, die räumlichen und zeitlichen Veränderungen der Ölbestandteile im Wasser chemisch-analytisch zu erfassen. Die FACEiT Resultate werden es künftig ermöglichen, schneller Rückschlüsse auf die ökologischen Konsequenzen von Ölverschmutzungen zu ziehen. Die Ergebnisse werden jetzt auf der Konferenz in Leipzig präsentiert, wenn sich Wissenschaftler sowie Vertreter von Behörden und Industrie zu einem abschließenden Symposium am UFZ zusammenfinden.

Tilo Arnhold

Lesen Sie mehr über „Die Spur des Öls – Legale Ölverklappung zum Wohl der Meere“ im Titelthema der aktuellen Ausgabe des UFZ-Newsletters:

http://www.ufz.de/data/ufz_newsletter_dez08_final_9564.pdf

Weitere fachliche Informationen:
Dr. Lukas Y. Wick
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235-1316, -1344, -1345
http://www.ufz.de/index.php?de=13567
und
Jan Weber
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235- 1363, -1344, -1345
http://www.ufz.de/index.php?de=16331
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635
E-mail: presse@ufz.de
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 25.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

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