Nummer eins unter den zweiten Fremdsprachen

Kaum eine Woche vergeht derzeit, ohne dass Angela Merkel und Nicolas Sarkozy sich nicht irgendwo begegnen. Neben der engen Zusammenarbeit zur Rettung des Euro symbolisieren diese Treffen auch die intensiven Beziehungen, die Deutschland und Frankreich inzwischen – 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg – pflegen. Das betrifft nicht nur die Politik, sondern auch Wirtschaft und Kultur. Signifikant ist dafür auch, dass sich Französisch an deutschen Schulen nach Englisch größter Beliebtheit erfreut.

Welche neuen Impulse Lehrer im Unterricht setzen können, um die Sprache auch in Zukunft an den Schulen lebendig zu gestalten, darüber beraten am 28. Januar die Teilnehmer des 3. Mitteldeutschen Französischlehrertages an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Etwa 200 bis 250 Französischlehrerinnen und -lehrer aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden zu der Tagung, die als Weiterbildung anerkannt ist, erwartet. Auch Studierende können daran teilnehmen.

„Die Veranstaltung ist zwar in erster Linie praxisorientiert auf den Alltag der Unterrichtenden zugeschnitten“, erläutert der Romanist Prof. Dr. Marcus Reinfried von der Universität Jena. „Wissenschaftliche Themen werden aber nicht vernachlässigt“, sagt der Mitorganisator. Dementsprechend bieten der veranstaltende thüringische Landesverband der Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer unter seinem Vorsitzenden Rolf Beck und die Uni Jena hauptsächlich Ateliers, wie die Workshops von den Französisch-Fans oft genannt werden, an.

So präsentiert etwa Robert Valentin, der stellvertretende Leiter der Kulturabteilung der französischen Botschaft, neue Projekte der Französischen Kulturinstitute. In anderen Beiträgen werden neuere Methoden zur Sprachvermittlung vorgestellt, wie etwa E-Learning oder szenisches Spielen. Auch sollen Möglichkeiten des Schüleraustauschs besprochen werden.

Des Weiteren hält Michel Cullin einen Vortrag zum „Weimarer Dreieck“, dem Komitee zur Förderung der Deutsch-Französisch-Polnischen Zusammenarbeit. Frédéric Meynier-Heidenreich von der Universität Jena leitet ein Atelier zur politischen Situation in Frankreich vor den Präsidentschaftswahlen.
Außerdem besteht Diskussionsbedarf über den Status des Französischen an deutschen Schulen, denn die Konkurrenz schläft nicht. Zwar liegt Französisch mit stabilen Schülerzahlen auf dem zweiten Rang, doch das Spanische verzeichnet seit Jahren immense Wachstumszahlen. „Ich halte es allerdings für unangebracht, hier eine unnötige Rivalität zu schüren“, sagt Marcus Reinfried von der Universität Jena, der stärker die nahe Verwandtschaft unter den beiden Schwesternsprachen hervorhebt. Aufgrund der engen politischen und wirtschaftlichen Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich werde Französisch auch in Zukunft eine wichtige Rolle an deutschen Schulen spielen.

Mehr Sorgen macht sich Reinfried um den Status der zweiten Fremdsprache im Allgemeinen. „Gerade in Thüringen entfallen zu wenig Unterrichtsstunden darauf“, sagt er.

Der 2. Mitteldeutsche Französischlehrertag beginnt am 28.1. um 9.00 Uhr im Hörsaal 3 des Campusgebäudes in der Carl-Zeiß-Straße.

Kontakt:
Prof. Dr. Marcus Reinfried
Institut für Romanistik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944690
E-Mail: marcus.reinfried[at]uni-jena.de

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Sebastian Hollstein idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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