Netzwerke im Kampf gegen multiresistente Erreger

Mit rund 800 Teilnehmern gehört der Ulmer Kongress zu den größten infektiologischen Kongressen in Deutschland, den Fachleute aus den Bereichen Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie, Virologie, Infektiologie und dem öffentlichen Gesundheitsdienst besuchen. Schwerpunktthemen sind in diesem Jahr die Händehygiene, der Schutz immungeschwächter Patienten und die Bekämpfung multiresistenter Keime.

„Der Ulmer Kongress widmet sich den wichtigen Themen der Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Infektionen im Krankenhaus“, betonte Prof. Dr. Steffen Stenger, Ärztlicher Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Ulmer Universitätsklinikum, dessen Team das Symposium organisiert. „Wir wollen den aktuellen Wissensstand zeigen und neue Ansätze diskutieren.“

Ein großes Thema des Kongresses sind die Vorbeugung und der Kampf gegen Infektionen durch multiresistente Erreger, d. h. solche, die gegen gängige Antibiotika widerstandfähig sind. Häufig werden sie durch beisedelte Patienten zwischen verschiedenen Gesundheitseinrichtungen hin- und hergetragen. „Diesen Zirkel können wir nur durchbrechen, wenn Krankenhäuser, Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeheime und Arztpraxen systematisch zusammenarbeiten“, erklärte Prof. Dr. Martin Mielke, Leiter der Fachgruppe Angewandte Infektions- und Krankenhaushygiene am Robert-Koch-Institut Berlin und berichtete über das Konzept entsprechender Netzwerke. Entscheidend sei beispielsweise, ein sinnvolles Screening-Verfahren zu entwickeln, um Infektionen zu erkennen und bekannte weiter zu verfolgen. „Eine Schlüsselfunktion haben auch gemeinsame Initiativen zum sinnvollen Antibiotika-Einsatz“, so Professor Mielke.

Dass auch die Information der Patienten eine wichtige Rolle spiele, darauf wies die Leiterin der Klinikhygiene des Universitätsklinikums Ulm, Prof. Dr. Heike von Baum, hin: „Das Recht des Patienten auf sachgerechte Behandlung und der Schutz vor der Weiterverbreitung der Erreger müssen gleichermaßen gewährleistet werden. Dazu sind Aufklärung und Transparenz notwendig.“

Ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses ist der Schutz von Patienten mit geschwächtem Immunsystem: Dank vieler Fortschritte in Diagnostik und Therapie überleben Patienten mit Krebs oder anderen schweren Erkrankungen heute länger. Das Abwehrsystem dieser Patienten ist aber häufig als Folge der Krankheit geschwächt oder wird durch die Vorbereitung z. B. einer Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation gezielt unterdrückt.

„Die Zahl immungeschwächter Patienten in den Krankenhäusern nimmt stetig zu, daher müssen alle Berufsgruppen, die an ihrer Versorgung beteiligt sind, sowie die Patienten selbst und ihre Angehörigen besondere Präventionsmaßnahmen einhalten“, erläuterte Privatdozent Dr. Arne Simon vom Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe Immunsuppression der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut Berlin, die dazu derzeit aktuelle Empfehlungen entwickelt. „Auf der Basis nationaler und internationaler Studienlage umfassen die Empfehlungen je nach Grad und Art der Abwehrschwäche z. B. den sinnvollen Einsatz von speziellen Luft- und Wasserfiltern, die richtige Schutzkleidung und Desinfektion bis hin zu besonderen Anforderungen an diagnostische und therapeutische Arbeitsabläufe“, so PD Dr. Simon. „Dabei müssen wir sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich die Patienten und ihre Angehörigen als Partner in die Infektionsprävention aufnehmen.“

Zum dritten Schwerpunkt des Kongresses, der Händehygiene, ist am Dienstagabend eine Ausstellung der Kindermalgruppe des Familienzentrums Neu-Ulm unter der Leitung von Tatjana Hoffmann eröffnet worden, die bis zum Kongressende geöffnet bleibt.

Petra Schultze

Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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