Medizinische Hilfsmittel: "Keiner weiß so richtig, wer was braucht."

Bislang beschränkte sich die Verantwortung der Pflegenden im Umgang mit Hilfsmitteln auf die sichere und sachgemäße Anwendung. Doch immer mehr wirken Pflegende auch am Versorgungsprozess selbst mit.

„Unsere Teilnehmer an der Weiterbildung zum Hilfsmittelexperten, die seit September 2009 von der Universität angeboten wird, sind an vielen Stellen in die Beratung und die Empfehlung für ein Hilfsmittel eingebunden, vor allem im Entlassungsmanagement und der Pflegeberatung bzw. -begutachtung,“ erklärt Otto Inhester von der Universität Witten/Herdecke. „In sozialpädiatrischen Zentren und im Rahmen der Frührehabilitation auf orthopädischen und unfallchirurgischen Abteilungen sind sie zusammen mit Ergo- und Physiotherapeuten Mitglieder von Hilfsmittelteams. Bei der Antragstellung arbeiten sie den verordnenden Ärzten zu und koordinieren den Kontakt zu Sanitätshäusern oder ambulanten Diensten.“

Oft sind Pflegende zusammen mit den Betroffenen aber auch die Leidtragenden einer unzureichenden Versorgung: Hilfsmittel kommen zu spät zum Einsatz, die verordneten Mittel sind weder individuell an den Patienten noch an die häusliche Umgebung angepasst. „Das liegt vor allem daran, dass keine systematische Evaluation über den Einsatz von Hilfsmitteln betrieben wird. Für Deutschland liegen keine aussagekräftigen Studien über die Wirksamkeit und den Nutzen von Hilfsmitteln vor,“ erläutert Otto Inhester. Deshalb organisiert er eine Expertentagung zur Hilfsmittelversorgung

am 17. September 2010, von 10 bis ca. 18 Uhr
in der Universität Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausenstr. 50.
Sie bietet Pflegenden, Ergo- und Physiotherapeuten einen Einblick in die Problematik der Hilfsmittelversorgung. Die zahlreichen Schnittstellenprobleme und die Notwendigkeit, angesichts des rasch wachsenden Hilfsmittelmarktes für eine unabhängige, neutrale und wissenschaftlich fundierte Beratung zu sorgen, bieten den oben genannten Berufen ein neues und umfassendes Aufgabenfeld. „Beruhte bislang die Masse der Verordnungen von Hilfsmitteln auf individuellen Erfahrungen der Verordner und den Angaben von Herstellern, so werden zukünftig evidenzbasierte Entscheidungen verlangt werden!“, so Otto Inhester weiter.

Die 1. Wittener Tagung zur Hilfsmittelversorgung gibt einen Einblick in den aktuellen Stand und in mögliche Themen zukünftiger Hilfsmittelforschung. Fachleute referieren z.B. die Probleme einer vorausschauenden Planung bei der Hilfsmittelversorgung bei heranwachsenden Menschen; über Wechselwirkungen zwischen Hilfsmitteln und Menschen bei lebenslanger Behinderung; über die Evaluation orthopädischer Hilfsmittel, wie Mobilitäts- und Selbständigkeitshindernisse in Altenpflegeeinrichtungen durch einen effektiven Hilfsmitteleinsatz verbessert werden können. Weitere Themen sind die Schnittstellenprobleme in der Hilfsmittelversorgung. Ein Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums beschreibt die Erwartungen an die Hilfsmittelversorgung aus Sicht des Ministeriums. In einem abschließenden Workshop wird die Gründung einer nationalen Forschungsarbeitsgemeinschaft „Versorgungsforschung in der Hilfsmittelversorgung“ vorgeschlagen. Diese soll die Interessen und Aktivitäten von Forschenden zusammenfassen, einen Austausch über Themen und Methoden moderieren, gemeinsame Vorhaben initiieren und fundierte Leitlinien für die Hilfsmittelversorgung erarbeiten.

Weitere Infos für potentielle Teilnehmer unter: http://www.hilfsmittelexperte.de/ und http://www.hilfsmitteltagung.de

Anmeldung:
Private Universität Witten – Herdecke gGmbH
Zentrum für Weiterbildung, Frau Beatrice Froß
Alfred Herrhausenstr.50
58448 Witten
fross@uni-wh.de Tele: 02302/926 – 705
Weiter Infos für Journalisten bei Otto Inhester, Kontakt über Zentrum für Weiterbildung, Büro Frau Froß.

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Kay Gropp idw

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