Die Krise auf dem globalen Finanzmarkt

Vertrauen ist ein Schlüsselbegriff, der in der aktuellen Debatte über die Krise auf den globalen Finanzmärkten immer wieder gebraucht wird, um Ursachen zu erklären und Auswege zu zeigen. Staatliche Hilfsmaßnahmen zielen nicht nur auf die Veränderung der volkswirtschaftlichen Bilanzen, sondern dienen auch dazu, das Vertrauen in das Wirtschaftssystem zu stärken. In der Diskussionsreihe „Max-Planck-Thema“ erörtern Wissenschaftler am 14. Mai 2009, wie wichtig Vertrauen im Wirtschaftsleben ist und inwiefern auch die Wirtschaft mit diesem „weichen Faktor“ „rechnen“ muss.

Das blinde Vertrauen der Kreditnehmer und die irrealen Gewinneinschätzungen der Kreditgeber in den USA gelten als eine der wichtigsten Gründe für das Entstehen der Krise. Angesichts der drohenden Bankenpleiten erscheint vielen Bürgern der Staat als stabiler Garant, der wirtschaftliche Misserfolge ausgleichen kann. Der Rettungsschirm für Banken und die Einrichtung einer Bad Bank sollen nicht nur das Kapitalgleichgewicht der Märkte verändern, sondern auch das Vertrauen in die soziale Marktwirtschaft stärken. Doch welche Möglichkeiten hat der Staat überhaupt, in die Wirtschaft einzugreifen, und welche Konsequenzen werden stärkere Kontrollen nach sich ziehen? Inwiefern bietet das Rechtssystem Räume für staatliche Interventionen in die Wirtschaft?

Auf der anderen Seite sind auch die Banken gefragt, ihr beschädigtes Image zu reparieren und das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen. Kann die Unternehmenskommunikation dazu einen Beitrag leisten, und gibt es bereits Anzeichen einer neuen unternehmerischen Verantwortung im Finanzsektor?

Das 'Max-Planck-Thema' erörtert diese aktuellen Fragen und fragt nach den Hintergründen: Was bedeutet Vertrauen im Wirtschaftssystem, wie wichtig ist es besonders für das Funktionieren der Finanzmärkte, die mit „fiktiven“ Waren handeln, deren Gegenwert immer schwerer zu schätzen ist? Wer sind die Akteure im Vertrauensverhältnis und welche Rahmenbedingungen gibt es? Entsteht Vertrauen durch das persönliche Gefühl sozialer Sicherheit und die Erfahrung eines über Jahrzehnte funktionierenden Wirtschaftssystems oder durch die eingängige PR von Banken und Unternehmen?

Es diskutieren:
Prof. Dr. Jens Beckert ist Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Er vertritt wissenschaftlich die Neue Wirtschaftssoziologie, die soziologische Methoden anlegt, um Ordnungsstrukturen und Funktionsmechanismen von Märkten zu erklären. In seiner Forschung beschäftigt er sich aktuell mit Vertrauen auf Märkten und als Koordinationsmechanismus in der Wirtschaft.

Prof. Dr. Günter Bentele ist Inhaber des Lehrstuhls für Öffentlichkeitsarbeit/PR am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Neben zahlreichen Auszeichnungen wurde er 2004 zum „PR-Kopf des Jahres“ gewählt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Entwicklung einer Theorie öffentlichen Vertrauens und die Erarbeitung von Analyseverfahren zur Bewertung des medialen Vertrauens in Unternehmen.

Dr. Christoph Kumpan ist Wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, Hamburg. Für seine Promotion über rechtliche Regulierungen im Wertpapierhandel erhielt er 2005 die Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft.

Moderation:
Jürgen Zurheide, Freier Journalist, u.a. tätig für den WDR, Deutschlandfunk und Der Tagesspiegel
Termin: 14.5.2009, 19 Uhr
Ort: Reinhardtstraßen-Höfe, Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin-Mitte
Eintritt frei
Dr. Susanne Kiewitz
Max-Planck-Gesellschaft, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Berlin
Tel.: +49 30 4990-5654
E-Mail: susanne.kiewitz@gv.mpg.de

Media Contact

Dr. Felicitas von Aretin Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.mpg.de

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