Krebskranke Zellen gezielt angreifen

Die Uniklinik Köln ist seit fast drei Jahrzehnten richtungweisendes Zentrum für die Erforschung und Therapie des Hodgkin Lymphoms – einer seltenen, aber bösartigen Erkrankung des menschlichen Immunsystems.

Alle drei Jahre treffen sich deshalb Ärzte und Wissenschaftler aus aller Welt in der Rheinmetropole, um ihre aktuellen Erkenntnisse zu dieser Krebserkrankung auszutauschen und zu diskutieren. So auch am kommenden Samstag, wenn im Kölner Gürzenich das 8. Hodgkin-Symposium mit rund 800 Internisten, Pathologen, Nuklearmedizinern, Radiologen und Radioonkologen beginnt.

Höhepunkt der Eröffnungszeremonie am Sonntagabend ist der Vortrag des Medizin-Nobelpreisträgers Prof. Dr. Harald zur Hausen, der über die Rolle von Virusinfektionen bei der Entstehung des Hodgkin Lymphoms spricht. Beim Patiententag am Sonntagvormittag können sich Erkrankte und ihre Angehörigen informieren, mit welchen Therapiekonzepten das Hodgkin Lymphom bekämpft werden kann und wie sich die Behandlung langfristig auf die Lebensqualität auswirkt.

Unbehandelt führt das Hodgkin Lymphom zum Tod des Patienten. Nach vielen Jahren umfassender Grundlagenforschung und der Durchführung zahlreicher klinischer Studien sind die Ärzte heute in der Lage, weit über 80 Prozent der Hodgkin-Patienten von ihrer Krebserkrankung zu heilen.

„Dass es heute möglich ist, die meisten Hodgkin-Patienten von ihrer Krebserkrankung zu heilen, ist ein Erfolg, den wir vor allem den mehr als 15.000 Patienten verdanken, die sich in der Vergangenheit im Rahmen unserer Therapiestudien behandeln ließen“, so Professor Dr. Andreas Engert, Leiter der an der Uniklinik Köln angesiedelten Deutschen Hodgkin Studiengruppe. „Im Mittelpunkt zukünftiger Anstrengungen steht nun die Weiterentwicklung von sogenannten 'Targeted Drugs' – das sind zielgerichtete Therapien mit neuartigen Medikamenten, die gesunde von krebskranken Zellen unterscheiden können und ganz gezielt das unkontrollierte Zellwachstum spezifischer Tumorzellen angreifen“, fasst Andreas Engert den Fokus der Hodgkin Lymphom-Forschung in den nächsten Jahren zusammen.

Von den neuen, individualisierten Therapiekonzepten könnten auch ältere Patienten und Rezidivpatienten profitieren, deren Heilungschancen bislang nicht so gut sind. „Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Jahren zunehmend von der Chemotherapie wegkommen, die wahllos alle teilungsaktiven Zellen angreift und oft mit erheblichen Nebenwirkungen und Spätfolgen einhergeht“, so Engert.

Die Hauptthemen des wissenschaftlichen Kongresses auf einen Blick

– Neue Aspekte der Biologie des Hodgkin Lymphoms
– Molekulare Pathologie
– Prognostische Bedeutung der funktionellen Bildgebung (PET)
– Internationale Therapieoptimierungsstudien
– Innovative Therapieformen
– Survivorship
Eine Erkrankung, mit der man alt werden kann
Nach dem Abschluss einer erfolgreichen Therapie ihres Hodgkin Lymphoms leiden viele Patienten auch Jahre später noch an therapiebedingten Nebenwirkungen oder Spätfolgen. Der Patiententag greift deshalb Themen auf, die erst nach dem Ende der Akutbehandlung relevant werden, wie zum Beispiel den Umgang mit anhaltender Erschöpfung, Fragen zu Sexualität und Kinderwunsch, Nachsorgeuntersuchungen, das Risiko von Zweittumoren, aber auch finanzielle Aspekte wie die Minderung der Erwerbstätigkeit sowie Kredite und Versicherungen.

Veronika Dick, die vor 20 Jahren an einem Hodgkin Lymphom erkrankte und nach ihrer erfolgreichen Therapie die Kölner Selbsthilfegruppe Morbus Hodgkin leitet, stellt fest: „Mit der Diagnose und der belastenden Therapie gibt man zunächst einen Teil seines Alltags auf. Die Unbeschwertheit von 'vorher' ist erst einmal weg.“ Neben der oft vorhandenen Angst vor einem Rückfall bleibt die Sorge, später möglicherweise an einem therapiebedingten Zweittumor zu erkranken. „Nach und nach muss man dann lernen, wieder in die Normalität einzutauchen, in den Beruf und den Freundeskreis zurückzukehren – ja, wieder zu leben.“ Sie selbst ist ein gutes Beispiel dafür, dass dies gelingen kann. Nach der Therapie nahm Veronika Dick ihre Arbeit wieder auf und brachte vier gesunde Kinder zur Welt. Mit ihrem Engagement in der Selbsthilfegruppe versucht sie, anderen Hodgkin-Patienten Mut zu machen und einen Teil ihrer positiven Energie weiterzugeben: „Ein Großteil der Hodgkin Patienten übersteht diese Erkrankung sehr gut und kann damit alt werden.“

Zentrale Themen des Patiententages

– Entwicklung der Therapie
– Lebensqualität und Fatigue
– Sexualität, Hormonmangel und Fruchtbarkeit
Das Programm zum wissenschaftlichen Teil und Einzelheiten zur Anmeldung finden sich im Internet unter http://www.hodgkinsymposium.org. Für weitere Informationen zum Patiententag steht die Internetseite http://www.hodgkin-patiententag.de zur Verfügung. Informationen zu aktuellen Studienkonzepten der Deutschen Hodgkin Studiengruppe gibt es unter http://www.ghsg.org und unter http://www.lymphome.de.
Ansprechpartner für das 8. Internationale Hodgkin-Symposium
Prof. Dr. Andreas Engert
Klinik I für Innere Medizin
Uniklinik Köln
D-50924 Köln
Tel. +49 (0)221 478-5966
Fax: +49 (0)221 478-3778
E-Mail: a.engert@uni-koeln.de
Internet: http://www.ghsg.org
Ansprechpartnerin für die Presse
Silke Hellmich
Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V.
Uniklinik Köln
D-50924 Köln
Tel.: +49 (0)221 478-7405
Fax: +49 (0)221 478-7406
E-Mail: silke.hellmich@uk-koeln.de
Internet: http://www.lymphome.de
Die Deutsche Hodgkin Studiengruppe ist Mitglied im Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V., einem Zusammenschluss führender deutscher Lymphom-Studiengruppen und Versorgungseinrichtungen. Die Kooperation trägt dazu bei, die Kommunikation und den Wissenstransfer zwischen Wissenschaftlern, Ärzten und Betroffenen zu verbessern und neue Ergebnisse aus der Forschung schnellstmöglich in die Patientenversorgung zu überführen. Auch Patienten und Selbsthilfeverbände sind eingebunden, so dass ihre Fragen und Bedürfnisse in die Gestaltung der Forschungsprojekte einfließen. Das Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. ist eines von inzwischen 21 Kompetenznetzen in der Medizin und wurde zwischen 1999 und 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

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