Injektionen ins Auge: Jod statt Antibiotika zum Schutz vor Infektionen

„Bei jeder Injektion ins Auge können Bakterien aus der Bindehaut ins Augeninnere verschleppt werden“, sagt Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG. Die Konsequenz kann eine schwere Entzündung des Auges sein. Diese Endophthalmitis ist eine gefürchtete Komplikation, da sie zum Verlust der Sehkraft führen kann. „Im schlimmsten Fall“, so Roider, „muss am Ende sogar das Auge entfernt werden.“

Die Hersteller der Medikamente raten deshalb, die Augen vor jeder Injektion durch Antibiotika-haltige Augentropfen zu schützen. DOG-Experten sehen diese Empfehlung jedoch kritisch. „Die bisher durchgeführten Studien haben nicht belegt, dass äußerlich aufgetragene Antibiotika die Anzahl der Infektionen verringert“, erläutert Professor Dr. med. Elisabeth Messmer von der Universitäts-Augenklinik München.

Schlimmer noch: Da die Injektionen bei vielen Patienten – etwa bei einer feuchten Makuladegeneration – regelmäßig wiederholt werden müssen, kommt es schnell zu Antibiotika-Resistenzen. „Wenn diese Keime dann mit einer Spritze in den Augapfel gelangen, wird die Behandlung deutlich erschwert“, berichtet Messmer. Die DOG habe sich daher zusammen mit anderen Fachverbänden dafür ausgesprochen, die Augen vor und nach den Injektionen nicht mit Antibiotika zu behandeln, sondern vor der Operation mit Povidon-Iod (PVP-Iod) zu spülen.

„Das Antiseptikum desinfiziert das Auge, ohne dass es zur Resistenzentwicklung kommt“, so Messmer. Ein mögliches Risiko sind Jod-Allergien, die jedoch selten auftreten. „Nur etwa vier von tausend behandelten Patienten sind betroffen“, erklärt die DOG-Expertin. Für diese Fälle stehen jodfreie Antiseptika zur Verfügung.

Weitere Vorsichtsmaßnahmen: Der Arzt muss im Operationssaal einen Mund-Nasen-Schutz und sterile Handschuhe tragen. Das Sprechen im Operationssaal sollte sich auf ein Mindestmaß beschränken, um eine Tröpfchenübertragung aus dem Nasen-Rachen-Raum zu vermeiden.

Bakterien können aber auch bei Patienten, die keine Injektionen in das Auge benötigen, die Bindehaut des Auges befallen. Eine solche akute bakterielle Konjunktivitis tritt häufig bei Kindern auf. Kinder- und Allgemeinärzte verordnen dann regelmäßig Antibiotika-haltige Tropfen, obwohl die Erkrankung oft harmlos ist – die meisten Konjunktividen heilen nach wenigen Tagen von selbst ab.

„Wir raten den Eltern, die Augen zunächst einmal täglich mit einem Wattebausch und abgekochtem, lauwarmem Wasser zu reinigen“, führt Messmer aus. Tränenersatzflüssigkeit lindert zusätzlich die Beschwerden. Wenn sich nach drei bis vier Tagen keine Besserung abzeichne, müssten jedoch Antibiotika eingesetzt werden. „Wichtig ist, dass ein Augenarzt den Patienten sieht, damit der richtige Zeitpunkt für eine notwendige Therapie nicht verpasst wird“, betont Professor Messmer.

Vorab-Pressekonferenz
Termin: 18. September 2014, 11.00 bis 12.00 Uhr, Berlin

Vorläufige Themen und Referenten:

Vom Laserpointer bis zum Laserskalpell:
Wie gefährlich und wie nützlich ist gebündeltes Licht fürs Auge?
Professor Dr. med. Johann Roider
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel

Wenn das Augenlicht von Frühchen bedroht ist:
Können antiangiogene Spritzen die Netzhaut retten?
Privatdozent Dr. med. Andreas Stahl
Leiter Angiogenese-Labor, Universitäts-Augenklinik Freiburg
Infektionen und Injektionen am Auge –
wann sind Antibiotika wirklich notwendig?
Professor Dr. med. Elisabeth Messmer
Oberärztin, Augenklinik der Ludwig-Maximilians- Universität München –
Campus Innenstadt

Endlich wieder sehen –
erfüllt der Netzhaut-Chip die Erwartungen von blinden Patienten?
Professor Dr. med. Eberhart Zrenner
Forschungsinstitut für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen;
Sprecher des Zentrums für Neurosensorik der Universität Tübingen

Ein heilsames Netz aus Kollagenfasern:
Wie gut hilft Crosslinking bei krankhaft vorgewölbter Hornhaut?
Professor Dr. med. Thomas Reinhard (angefragt)
Ärztlicher Direktor der Universitäts-Augenklinik Freiburg

sowie:

Professor Dr. med. Christian Ohrloff
Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

 
Kongress-Pressekonferenz
Termin: 25. September 2014, 13.15 bis 14.15 Uh, Leipzig

Vorläufige Themen und Referenten:

Wenn Stress ins Auge geht –
die „Managerkrankheit“ Retinopathie centralis serosa (RCS)
Professor Dr. med. Johann Roider
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel

Neue „sanfte“ Therapiemöglichkeit beim Grauen Star: Wie gut ist der Femtosekundenlaser?
Professor Dr. med. Rupert Menapace
Leiter der Spezialambulanz für Kunstlinsenimplantation und Leiter des operativen Zentrums für tagesklinische Kataraktchirurgie der Medizinischen Universität Wien am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien

Die Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration im Alltag –
warum schneiden wir im europäischen Vergleich schlechter ab?
Professor Dr. med. Carsten Framme
Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Medizinische Hochschule Hannover

Intravitreale Injektionen bei altersbedingter Makuladegeneration –
können sich Patienten jetzt nicht mehr an Unikliniken behandeln lassen?
Professor Dr. med. Johann Roider
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel

Schlaf-Apnoe, Übergewicht, Diabetes, Rauchen:
Wer besonders gefährdet ist, einen Grünen Star zu entwickeln
Professor Dr. med. Anselm Jünemann
Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock

sowie:

Professor Dr. med. Christian Ohrloff
Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

Ihr Kontakt für Rückfragen:

Pressestelle 112. DOG-Kongress
Kerstin Ullrich/Corinna Deckert
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-641/-309
Telefax: 0711 8931-167
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