Forscher berichten in Reutlingen über Anwendungen von Mikrosensoren und Neurochips in der Gesundheitsforschung

Mikroelektroden-Arrays (MEAs) koppeln die elektrischen Aktivitäten von Nerven- und Herzmuskelzellen mit empfindlicher Messelektronik. Die kleinen Plättchen aus Glas können mit lebenden Nervenzellen und -Gewebe besiedelt werden und messen deren Signale mit in die Oberfläche eingelassenen Mikroelektroden. Die am NMI hergestellten MEAs ermöglichen die gleichzeitige Messung und elektrische Stimulation an bis zu 1000 Stellen der Präparate und Kulturen und haben sich als Standard weltweit etabliert.

Mehr und mehr werden sogenannte Neurochips eingesetzt, die mit mehreren tausend Sensorpunkten die experimentellen Möglichkeiten nochmals deutlich verbessern. MEAs und Neurochips werden in der neurophysiologischen Grundlagenforschung, in der Hirnforschung und in der industriellen Wirkstofffindung für Krankheiten wie Epilepsie, Schlaganfall, Schizophrenie, Alzheimer sowie Herz-Kreislauf Erkrankungen eingesetzt.

Das vom NMI alle zwei Jahre ausgerichtete Treffen in Reutlingen ist das wichtigste internationale Informations- und Diskussions-Forum zur MEA- und Neurochip-Technik. „Hier treffen sich Biologen mit Ingenieuren und Physikern, um aktuelle Ergebnisse und neue Entwicklungen zu diskutieren und neue Kooperationen anzubahnen“ sagt Dr. Alfred Stett, Stellvertretender Institutsleiter des NMI.

Bürgermeister Rist begrüßte am Dienstagabend die Gäste in der Listhalle. „Reutlingen bietet optimale Bedingungen für Forschung und Entwicklung und für enge Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“, betonte Rist die Bedeutung des Standorts Reutlingen für Zukunftstechnologien wie Medizin- und Biotechnologie.

Das NMI in Reutlingen entwickelt seit über 20 Jahren Mikroelektrodenarrays und ist mittlerweile der führende Anbieter dieser Mikrosensoren. Im institutseigenen Reinraum werden die MEAs gefertigt und an den Entwicklungs- und Vertriebspartner Multi Channel Systems MCS GmbH, Reutlingen, ausgeliefert. Multi Channel Systems entwickelt elektronische Messsysteme und Software für die nicht-klinische Elektrophysiologie. Mit seinem weltweiten Vertriebsnetz ist die 1996 gegründete Firma Marktführer. Die Reutlinger Systeme werden bereits in über 500 Laboren verwendet, um elektrische Signale von Netzhaut-, Nerven- und Herzpräparaten sowie von differenzierten Stammzellen zu analysieren. Die Hauptanwender von MEAs sind akademische Labors, in denen sich die Technologie als zuverlässiges Standard-Tool durchgesetzt hat. Mehr und mehr interessieren sich auch die Pharmaindustrie und Biotechnologieunternehmen verstärkt für die Technologie.

Die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH bringt als Mitveranstalter der Konferenz zum dritten Mal einen Tagungsband heraus, der die vielfältigen Aspekte der Technologie und ihrer Anwendungen widerspiegelt. Als weiterer Mitveranstalter konnte dieses Jahr das Bernstein Center Freiburg gewonnen werden. Diese wissenschaftliche Einrichtung ist in der Hirnforschung tätig und untersucht ferner, welche Erkenntnisse der Grundlagenforschung in die biomedizinische und neurotechnische Anwendung transferiert werden können.

NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut an der Universität Tübingen, Reutlingen
Das NMI betreibt anwendungsorientierte Forschung an der Schnittstelle von Bio- und Materialwissenschaften. Es verfügt über breite, interdisziplinäre Kompetenzen in den Geschäftsfeldern Pharma und Biotechnologie, Biomedizintechnik und Oberflächen-/ Grenzflächentechnologie.

Seit seiner Gründung im Jahr 1985 hat sich das gemeinnützige Institut zu einer soliden Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie entwickelt. Als Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg ist das Institut dem Wissens- und Technologietransfer verpflichtet und unterstützt im Besonderen kleine und mittelständische Unternehmen. Mit 160 Mitarbeitern hat das NMI 2009 einen Umsatz in Höhe von 13,8 Mio Euro erzielt.

Media Contact

Dr. Nadja Gugeler idw

Weitere Informationen:

http://www.nmi.de/meameeting2010/

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