Fische statt Finken

Seit Darwin besteht der Diskurs über die Rolle der Ökologie im Prozess der Evolution. Worin liegt der ökologische Sinn, dass Tierpopulationen in Bezug auf die Nutzung von Lebensräumen und ihre Nahrungszusammensetzung oft sehr variabel sind? Können sich Populationen ökologisch „teilen“ und damit Ausgangspunkt für verschiedene Arten bilden?

Können ökologische Spezialisierungen bewirken, dass evolutionäre Prozesse schneller ablaufen? Kann die Partnerwahl die Artbildung festigen? Welche evolutionären Folgen haben menschliche Nutzung und Domestizierung auf Tierpopulationen?

Das sind nur einige der Fragen, welche Wissenschaftler vom 23. bis 25. November 2009 auf der internationalen Konferenz „Evolutionary Ecology of Fishes: Diversification, Adaptation and Speciation“ in Erkner bei Berlin diskutieren werden. Insgesamt werden etwa 180 Experten aus 25 Ländern über 150 Studien präsentieren – auf dem damit bisher größten wissenschaftlichen Treffen zum Thema evolutionäre Ökologie bei Fischen. Die Veranstaltung hat das Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) organisiert.

Während Darwin sich wenig für Fische interessierte, sind diese unter Evolutionsforschern sehr populäre Studienobjekte. Kein Wunder, Fische sind äußerst „anpassungsfreudig“. So zum Beispiel im Viktoriasee in Afrika. Dort haben sich innerhalb von 12000 Jahren – mit dem Maßstab der Evolution gemessen eine sehr kurze Zeitspanne – aus einer Handvoll mehr als 1000 Arten ausgebildet. Ähnlich kurze Zeitspannen für beginnende Artbildung wurden auch für Fische gemäßigter Breiten, z. B. Lachse und Felchen, belegt. Fische eignen sich daher sehr gut als Modell, um ökologische Anpassungsprozesse und Artbildung zu untersuchen.

Wie formt die Umwelt seine Bewohner und wie entstehen aus einer Art mehrere andere? Fragen wie diese gehören nach wie vor zu den spannendsten Themen der Biologie. Obwohl Darwin mit seinem epochalen Werk „Über die Entstehung der Arten“ die moderne Evolutionstheorie bereits vor 150 Jahren begründete, sind viele Prozesse sowohl der Mikroevolution (Entwicklung innerhalb der Arten) als auch der Makroevolution (Entwicklung der großen stammesgeschichtlichen Kategorien der Lebewesen) bisher nicht verstanden. Die Beiträge auf der Konferenz werden dazu den gegenwärtigen Wissensstand für die zahlenmäßig größte Wirbeltiergruppe, die Fische, zusammenfassen, und Ausgangspunkte für weitere Forschungen liefern.

Veranstaltung
23. bis 25. November 2009
Internationale wissenschaftliche Fachkonferenz „Evolutionary Ecology of Fishes Diversification, Adaptation and Speciation“
Veranstaltungsort
Bildungszentrum Erkner
Seestrasse 39
15537 Erkner, Deutschland
Tel: (+49) 3362 769-903
Fax: (+49) 3362 769-909
E-mail: empfang@bz-erkner.de
Tageskarte (Studenten 20 Euro/ regulärer Preis 40 Euro) kann am Veranstaltungsort erworben werden
Kontakt
Wissenschaftliche Koordination
Dr. Jörg Freyhof
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Tel.: 030/64181613
E-Mail: freyhof@igb-berlin.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nadja Neumann
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Tel.: 030/64181631
E-Mail: nadja.neumann@igb-berlin.de

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Gesine Wiemer idw

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