Erster Cyber-Sicherheitstag 2014 zu Gast bei der Hochschule Augsburg

Testaufbau an der Hochschule Augsburg: Masterstudent Andreas Seiler erläutert Prof. Dr. Gordon T. Rohrmair mögliche Hackerszenarien. HSA

Die Hochschule Augsburg und ihr SINeLab (Security Industrail Networked Systems Laboratory) sind am 19. Februar 2014 Gastgeber für eine hochrangige Tagung zum Thema Industrial IT Security im Rahmen des 1. Cyber-Sicherheitstags 2014, die vom BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) veranstaltet wird. 

Industrie befindet sich im Wandel. Produktionsstätten, Fertigungsstraßen, Verkehrsanlagen und Energienetze sind nicht mehr stark isolierte industrielle Anlagen, sondern werden zunehmend durch komplexe technische Systeme gesteuert, optimiert und flexibilisiert.

Hauptmerkmal dieser technischen Neuerungen ist eine umfassende Vernetzung aller Komponenten, oft auch über das Internet. Industrie-Netze benötigen daher besondere Schutzmaßnahmen, ausgefeilte Netztechnik und effektive Prüfmethoden, die Sicherheitslücken aufdecken und zuverlässig schließen.

Am SINeLab und am Technologie Transfer Zentrum (TTZ) der Hochschule Augsburg wird derzeit genau zu diesen Themenfeldern geforscht. Die gemeinsame Fragestellung lautet „Wie kann im Jahr 2020 eine sichere Industrieanlage aussehen?“

Master der Hochschule Augsburg zum Thema Industrie 4.0

Derzeit untersuchen drei Studenten im Rahmen ihrer Masterarbeit an der Hochschule Augsburg die Aspekte Maschinensicherheit und Automatisierung, Bildverarbeitung und Mensch-Maschine-Schnittstelle sowie IT-Sicherheit der Anlage.

Der Freistaat Bayern unterstützt solche Großprojekte auch finanziell, denn durch sie wird die regionale Innovationskraft gefestigt, was letztlich wieder der Fachkräftesicherung dient. 1,5 Millionen Euro wurden als Fördersumme für das Projekt, das noch bis 2016 laufen soll, bereitgestellt. Von Hochschulseite wird es von Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair betreut, Vizepräsident der Hochschule Augsburg und Leiter der HSASec, der Forschungsgruppe IT-Sicherheit und Forensik.

Das Thema „IT-Sicherheit von industriellen Steuerungs- und Produktionsanlagen“ wird am Technologie Centrum Westbayern (TCW) in Nördlingen, einem An-Institut der Hochschule Augsburg, erforscht. Andreas Seiler ist Student im Studiengang Master of Applied Research in Engineering Sciences und befasst sich in seinem Forschungsprojekt „SInPro“ (Sichere industrielle Produktion) konkret mit der Absicherung industrieller IT-Infrastrukturen. In den Forschungslabors des TCW führt er zusammen mit anderen Masterstudierenden umfangreiche Analysen durch, in denen es um die Überprüfung, Verbesserung und Dokumentation der IT-Sicherheit in Industrieanlagen geht. 

„Eines der großen Zukunftsthemen ist das breite Angebot an Ausbildung und Qualifizierung in unserem Landkreis“, erklärt Landrat Stefan Rößle. „Das schafft Arbeits- und Ausbildungsplätze und erhöht damit die Lebensqualität in unserer Region.“ Welch hohe Priorität der Landrat diesem Thema beimisst, zeigt sich auch darin, dass der Landkreis Donau-Ries kürzlich das neue Gütesiegel „Bildungsregion in Bayern“ erhalten hat.

Mit den Erkenntnissen der aktuellen Masterarbeiten wird am TCW in Nördlingen ein Demonstrator aufgebaut werden, der die technischen Möglichkeiten für einen Roboterarbeitsplatz in der Industrie 4.0 zeigt. Hacking-Szenarien sollen hier veranschaulichen, über welche Wege und mit welchen Technologien Angreifer Industrieanlagen attackieren. Anhand dieser Angriffsszenarien lassen sich entsprechende Verteidigungsmaßnahmen ableiten. „Wir sind stolz, dass wir in diesem Projekt zeigen können, welche Kapazitäten das TCW mit seiner Stiftungsprofessur am Standort Nördlingen aufgebaut hat“, berichtet Prof. Dr. Markus Glück vom TCW.

Gemeinschaftsprojekt bringt Vorteile für Hochschule, Wirtschaft und die regionale Struktur

Praxispartner vonseiten der Industrie ist die Grenzebach Maschinenbau GmbH, von Anfang an Mit-Stifter der Stiftungsprofessur am TCW. Das High-Tech-Unternehmen, ebenfalls im Landkreis Donau-Ries ansässig, ist die Zentrale der international ausgerichteten Grenzebach-Gruppe im Bereich Anlagenbau und Automatisierungstechnik und liefert komplexe Fertigungslösungen in die ganze Welt. Hier findet Andreas Seiler ein ideales Umfeld für seine Forschungsarbeit.

Er erhält nachhaltigen Einblick in unterschiedliche Produktions- und Sicherheitsabläufe und kann unter realen Umständen nachvollziehen, was er unter Laborbedingungen untersucht: Die Sicherheit von Anlagen, Netzwerken und Komponenten zum Schutz der Produktionsdaten und Firmeninterna sowie des gesamten Unternehmensnetzwerkes.

„Grenzebach ist ein technik-getriebenes Unternehmen. Wir stehen mit unseren Innovationen an der Weltspitze. Dabei ist es unser oberstes Ziel, den Kunden die größtmögliche Anlagensicherheit zu bieten.“ sagt Michael Haller, Abteilungsleiter Netzwerke bei Grenzebach und Betreuer der Masterarbeit. „Unser Ziel ist es, auch bei Thema Anlagensicherheit einen Schritt weiter zu sein als unser Wettbewerb und den Kunden genaue Richtlinien an die Hand zu geben.“

Auf Basis aktueller Sicherheitsstandards führte Andreas Seiler zunächst eine Risikoanalyse der IT-Sicherheit und des System Designs einer Industrieanlage durch. Dazu identifizierte und klassifizierte er potentielle Bedrohungen und Angriffe. Das können direkte Zugriffe durch Hacker sein oder aber Sicherheitslücken, verursacht durch Fehlkonfigurationen oder klassische Softwareschwachstellen. Seiler schlüsselt hierbei auf, welche Wege der Informationsfluss zwischen den einzelnen Komponenten nimmt und geht der Frage nach, welche Auswirkungen ein Ausfall oder eine Verfälschung dieser Informationen oder Komponenten auf die gesamte Anlage gegebenenfalls hätte.

„Für mich macht dabei gerade die Kombination aus Wissenschaft und Praxis den Reiz aus. Wie es in einem Spruch so schön heißt: In der Theorie gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, in der Praxis schon“, so Andreas Seiler.

Für die Firma Grenzebach ist die enge Zusammenarbeit mit Andreas Seiler und den Forschungseinrichtungen an Hochschule und TCW ein lohnenswertes Unterfangen. Bestehende Sicherheitsstandards werden hier ganz nebenbei mit unter die Lupe genommen und weiter optimiert. Die Forschungsergebnisse des Masterstudenten fließen auch in die Weiterentwicklung des dortigen Sicherheitskonzeptes mit ein.

Landrat Stefan Rößle, Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair von der HSA, Dr. Markus Glück vom TCW und Michael Haller von Grenzebach sind sich einig, dass dieses Projekt Vorbild ist für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Politik, Hochschule und Wirtschaft.

http://www.hs-augsburg.de
http://www.hsasec.de

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Ingrid Scholz idw - Informationsdienst Wissenschaft

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