Ehemalige Bergbauregionen müssen ihre Zukunft neu bestimmen

Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) präsentieren dort erste Ergebnisse des europäischen Projekts „ReSOURCE“. Es beschäftigt sich umfassend mit der Zukunft klein- und mittelstädtisch geprägter Regionen Europas, in denen der Bergbau zu Ende geht oder gegangen ist.

Zu Beginn des Projekts wurden Kommunalpolitiker, Wirtschaftsvertreter, Verwaltungsfachleute und Planer aus Bergbauregionen an einen Tisch geholt, um zunächst den Status Quo bei der Sanierung und Entwicklung zu bestimmen und Entwicklungspotenziale abzuschätzen. Insgesamt fanden bisher sechs solcher regionalen Treffen in fünf Ländern statt.

Ein erster Vergleich dieser Treffen zeigte, dass sich die Regionen bei der Überwindung des Strukturbruchs in unterschiedlichen Stadien befinden. So sind einige Regionen bereits sehr weit bei der Erarbeitung von regionalen Visionen und bei der Umsetzung von Projekten fortgeschritten. In anderen Revieren stehen diese Prozesse erst am Anfang. Während sich einige Regionen bisher auf die Beseitigung der Zeugnisse des Bergbaus verlegt hatten, wird in anderen bereits seit Jahren an deren Inwertsetzung gearbeitet. Doch auch Gemeinsamkeiten werden sichtbar: Komplizierte Eigentumsverhältnisse und unzureichendes Bewusstsein für lokale Problemlagen auf staatlicher Ebene hemmen die Entwicklung von Projekten.

Bergbauregionen stehen am Ende der Rohstoffförderung unter einem beträchtlichen Veränderungsdruck, da sie in der Regel ihre wirtschaftliche Basis verlieren. Ein weiterer Negativ-Faktor und Abschreckung für potenzielle Investoren sind die Umweltschäden, wie zum Beispiel unterirdische Hohlräume, Bodensenkungen, Grundwasserschäden oder Altlasten. Kleine und mittelgroße Bergbaustädte leiden besonders unter den Problemen, da ihre finanziellen, konzeptionellen und organisatorischen Kapazitäten begrenzt sind. Ungeachtet dieser ungünstigen Rahmenbedingungen haben die betroffenen Regionen aber auch Chancen, die zu einer positiven zukünftigen Entwicklung beitragen können. Eine besteht darin, Potenziale, die der Bergbau hinterlassen hat für neue wirtschaftliche Ansätze zu nutzen. So bietet sich warmes Grubenwasser für die Energieversorgung an. Aber auch das kulturelle Erbe in Form von Bauwerken, einmaligen Bergbaulandschaften und Traditionen bietet viel – beispielsweise als Basis für themenbezogenen Tourismus. Die positiven Ansätze, die sich bieten, müssen jedoch durch kreative Konzepte erschlossen werden: Die Nutzung der Potenziale ist kein Selbstläufer.

„Erfolge und Misserfolge im Strukturwandel sind in hohem Maße vom Handeln der lokalen und regionalen Akteure abhängig“, sagt Dr. Peter Wirth, Projektleiter im IÖR. „Unser Forschungsprojekt trägt dazu bei, die lokalen und regionalen Unterschiede in der Nutzung der Potenziale zu ermitteln und zu erklären. Es soll aber auch Lösungen aufzeigen, wie kleine Bergbaustädte ihre Kapazitäten vergrößern können.“ Dazu arbeiten im Projekt „ReSOURCE“ Partner aus Deutschland, Österreich, Polen, Slowenien, Tschechien und Ungarn bis 2012 zusammen. Deutsche Partner sind die ehemalige Steinkohlenbergbauregion um Zwickau-Lugau-Oelsnitz und die einstige Kupferschieferregion Mansfeld-Südharz. Das IÖR koordiniert im Projekt einen Forschungsverbund mit sechs Institutionen. Die gemeinsamen Arbeiten von Wissenschaftlern und Praktikern zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen zu erhöhen und nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln.

Ansprechpartner im IÖR:
Dr. Peter Wirth, Tel.: 0351-4679232, E-Mail: P.Wirth@ioer.de

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Anja Schomakers idw

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