Designing living matter – Can we do better than evolution?

„Designing living matter – Can we do better than evolution?“
Diese Frage steht im Mittelpunkt des zweiten Jena Life Science Forums am 4. und 5. Oktober an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Wissenschaftler aus dem In- und Ausland wollen im Rahmen des Symposiums die Perspektiven einer künstlichen Evolution ausloten.

„Die Frage, ob wir die Evolution kopieren und möglicherweise besser gestalten können als die Natur, ist weit weniger vermessen, als sie sich anhört“, sagt Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Bernd-Olaf Küppers, der Direktor des veranstaltenden Frege-Zentrums für Strukturwissenschaften der Universität Jena. „Da die natürliche Evolution immer an bereits existierende Lebensformen ansetzt, kommt es mit zunehmender Komplexität der Organismen zu einer Verstetigung des einmal eingeschlagenen Entwicklungsweges. Dies bedeutet zugleich, dass die Evolution ihr unermessliches Innovationspotenzial nur begrenzt auszuschöpfen vermag. Dagegen lassen sich mit den heutigen Methoden der evolutiven Biotechnologie die Prozesse der Selektion und Evolution entkoppeln und zudem steuern und auf diese Weise eine künstliche Evolution in Gang setzen.“

Tatsächlich vermögen Forscher seit geraumer Zeit biologische Moleküle zu synthetisieren und im Reagenzglas zu optimieren. Der Weg ist dabei weitaus unkomplizierter und vor allem schneller als in der Natur. „So lassen sich zum Beispiel neue Materialien schaffen, die in der Natur nicht vorkommen oder dort keine Überlebenschancen hätten, deren Eigenschaften aber für bestimmte Anwendungen – etwa in der Pharmazie – wichtig sind“, sagt der Physiker und Philosoph.

Während der Tagung wollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber diskutieren, welche Trends es in der synthetischen Biologie und der evolutiven Biotechnologie gibt und welche wissenschaftlich-technischen Möglichkeiten hieraus gegebenenfalls erwachsen. In der sich anschließenden Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft bezieht Küppers eine eindeutige Position:

„Ich halte nichts davon, der Grundlagenforschung durch vorgezogene Ethikdiskussionen Steine in den Weg zu legen, da dies dem natürlichen Streben des Menschen nach Erkenntnis zuwiderläuft. Allerdings haben wir als Wissenschaftler die Pflicht, über unsere Arbeit und Forschungsergebnisse aufzuklären, damit die Gesellschaft sich über die möglichen Konsequenzen wissenschaftlicher Erkenntnisse rechtzeitig im Klaren ist. Deshalb ist auch die interessierte Öffentlichkeit zum Jena Life Science Forum nachdrücklich eingeladen.“

Zur Tagung, die das Frege-Zentrum gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina organisiert und die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird, erwarten die Veranstalter hochkarätige Gäste. So wird bei der Eröffnungsveranstaltung der Nobelpreisträger für Chemie von 1987, Jean-Marie Lehn, einen Überblick über das von ihm entwickelte Gebiet der adaptiven Chemie geben. Der Mediziner Oliver Brüstle (Bonn) berichtet über neue Entwicklungen in der Stammzellforschung. Der Wissenschaftshistoriker Hans-Jörg Rheinberger (Berlin) wird aufzeigen, wie in der Vergangenheit mit dem Thema „Designing Life“ umgegangen wurde. Klaus Hahlbrock, Biochemiker und ehemaliger Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, legt in seinem Vortrag dar, welche Chancen die Pflanzenforschung in Verbindung mit der Gentechnik bietet, die Welternährungsprobleme zu lösen.

Das Jena Life Science Forum 2012 beginnt am 4. Oktober um 12 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1). Am 5. Oktober finden ab 9 Uhr alle Veranstaltungen in den Rosensälen der Universität Jena (Fürstengraben 27) statt. Nähere Informationen zum Programm sind zu finden unter: http://www.frege.uni-jena.de/.

Kontakt:
Dr. Sara Neuhauser
Frege Centre for Structural Sciences der Universität Jena
Leutragraben 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944106
E-Mail: sara.neuhauser[at]uni-jena.de

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Sebastian Hollstein idw

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