Delegation aus „Tansanjena“ in Singapur

Beim letzten Mal war Jena Rumänien. Dieses Jahr ist es Tansania. Das ostafrikanische Land wurde der Delegation der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) bei der 20. World Model United Nations Conference (WorldMUN) in Singapur zugeteilt.

Etwa 2.000 Politikstudenten aus 65 Ländern treffen sich dazu vom 14. bis 18 März an dieser von der Harvard University und der gastgebenden National University of Singapur organisierten Simulation der Vereinten Nationen. Jede der 270 teilnehmenden Universitäten spielt dabei die Rolle eines Staates, arbeitet sich in seine politischen Positionen ein und vertritt diese dann bei den Vereinten Nationen.

In den fünf Tagen in Singapur werden die sechs Jenaer Studenten in den verschiedenen Gremien der UN die Interessen eines der ärmsten Länder der Welt vertreten. Allerdings gibt es bestimmte Zielsetzungen, um die Situation für die Studenten zu erleichtern und vor allem den Weg zu einem Ergebnis zu ebnen. Schließlich lassen sich die richtigen UN-Vertreter meist mehr Zeit als fünf Tage. Am Ende soll nämlich jedes Gremium eine Resolution verabschieden, in der Ziele und Maßnahmen vereinbart werden.

„Es ist schon eine große Herausforderung, einen solchen Staat zu vertreten, der sich so sehr von Deutschland unterscheidet“, sagt Franziska Gutzeit. Die Jenaer Politikstudentin wird im UN-Entwicklungsprogramm sitzen und über alternative Energien und medizinische Infrastruktur diskutieren und nach Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Auch die anderen Delegationsmitglieder arbeiten in solchen thematisch ausgerichteten Gremien. Doch neben diesen Sitzungen müssen sich die Ländervertreter immer wieder untereinander beraten, um eine gemeinsame Linie Tansanias nicht zu verlieren. Zur Vorbereitung fuhren die Jenaer Studierenden sogar nach Berlin in die tansanische Botschaft und ins Auswärtige Amt. In Gesprächen mit den Diplomaten haben sie sich mit dem tansanischen Standpunkt zu verschiedenen Themen, wie Außen- oder Entwicklungspolitik, vertraut gemacht.

Denn, was wie ein Spiel klingt, das hat einen ernsten Hintergrund. „Die Teilnehmer lernen während der Simulation, wie Diplomatie in einem so großen Rahmen funktioniert“, erklärt Prof. Dr. Manuel Fröhlich von der Universität Jena. „Den Vereinten Nationen wird oft vorgeworfen, dass sie ineffektiv wären und ewig um kleinste Beschlüsse ringen würden. Wer eine solche Simulation einmal miterlebt, versteht, warum das so ist“, sagt der Professor für Internationale Organisationen und Globalisierung. Natürlich wolle jedes der 192 Länder bei einem Beschluss seine Interessen durchbringen und Spuren bei der Entscheidungsfindung hinterlassen. „Für viele südliche Staaten, die eine Kolonialvergangenheit haben, sind die UN ein wichtiges Instrument, um Weltpolitik mitzugestalten“, sagt der Jenaer Politikwissenschaftler.

Neben den inhaltlichen Vorgängen spielt aber vor allem das interkulturelle Verhalten während der Konferenz eine wichtige Rolle. „Schließlich muss man einerseits selbst seine Identität finden und gleichzeitig noch den Gesprächspartner in seiner Rolle richtig einordnen“, berichtet Patrick Rosenow von seinen Erfahrungen. Der Doktorand an der Universität Jena und diesjährige Delegationsbetreuer war bereits zwei Mal beim WorldMUN dabei. „Es kann passieren, dass man etwa einem asiatischen Studenten gegenübersitzt, der ein südamerikanisches Land vertritt. Dann muss man auf mehreren Ebenen agieren.“ Spannend ist dabei auch, wie andere Länder Deutschland repräsentieren.

Der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Klaus Dicke, hat die Schirmherrschaft über die Teilnahme der FSU-Delegation bei der World Model United Nations 2011 übernommen. Das Projekt wird unter anderem von der Universität Jena sowie der Robert Bosch Stiftung finanziell unterstützt.

Kontakt:
Prof. Dr. Manuel Fröhlich
Institut für Politikwissenschaft der Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945433
E-Mail: Manuel.Froehlich[at]uni-jena.de

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Sebastian Hollstein idw

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