Wie chronische Schmerzen das Nervensystem verändern

Wie verändert sich dabei das Nervensystem? Und wie können Schmerz-Patienten behandelt werden? Vom 19. bis 20. September diskutieren in Heidelberg international renommierte Experten aktuelle Erkenntnisse aus der Schmerzforschung. Dabei stehen die strukturellen Veränderungen von einzelnen Molekülen über Nervenzellen bis hin zu Nervenbahnen, Rückenmark und Gehirnarealen, die zur Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses führen, im Fokus.

Diese erste Konferenz zu Struktureller Plastizität und Reorgansiation bei Chronischen Schmerzen (Structural Plasticity and Reorganization in Chronic Pain) wird von Professor Dr. Rohini Kuner, Pharmakologisches Institut der Universität Heidelberg, und Professor Dr. Herta Flor, Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Universität Heidelberg, Mannheim, veranstaltet.

Die interessierte Bevölkerung und Journalisten sind herzlich eingeladen. Kongresssprache ist Englisch: Structural Plasticity and Reorganization in Chronic Pain, 19. und 20. September 2011, Palais Prinz Carl, Kornmarkt 1, 69117, Heidelberg.

Dem Schmerzgedächtnis auf der Spur

Ob Nervenschädigungen bei Diabetes oder Nervenverletzungen, etwa nach einem Unfall, ob Menschen mit anhaltenden Entzündungen von Haut, Organen oder Gelenken oder Patienten nach einer Amputation: Während akute Schmerzen sinnvolle Warnsignale sind, haben chronische Schmerzen ihren Sinn und Warncharakter weitgehend verloren. Das Nervensystem hat sich dabei strukturell verändert, diese Eigenschaft wird Plastizität genannt. „Die Veränderungen bleiben, auch wenn der Schmerz-Auslöser nicht mehr vorhanden ist“, erklärt Professor Dr. Rohini Kuner. Der Körper hat ein so genanntes Schmerzgedächtnis ausgebildet.

Ziel der Forscher ist es zu ermitteln, welche Veränderungen wann auftreten. „Wenn wir diese grundlegenden Informationen haben, können wir auch gezielt neue Therapien entwickeln“, sagt Kuner. Mit ihrer Arbeitsgruppe hat sie z.B. im Mausmodell gezeigt, dass das chronische Schmerzempfinden erheblich abnimmt, wenn ein bestimmtes Molekül an Nervenenden ausgeschaltet wird (der so genannte AMPA Glutamat-Rezeptor).

Verhaltenstherapie kann Phantomschmerz lindern

Der Phantomschmerz ist ein Schwerpunkt der Forschungsarbeiten von Professor Dr. Herta Flor: Nach einer Amputation leiden die Betroffenen unter Schmerzen, die scheinbar aus den amputierten Gliedmaßen kommen. „Hier liegen strukturelle Veränderungen im Gehirn zugrunde, und zwar in Arealen, die sich auch infolge von Lernprozessen verändern können“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Dies machen sich Professor Herta Flor und ihr Team zunutze. So konnte sie zeigen, dass Menschen, die nach einer Armamputation unter Phantomschmerzen leiden, von einer Verhaltenstherapie profitieren: Ein zielgerichtetes Wahrnehmungstraining, bei dem der Armstumpf mit Hilfe einer speziellen Prothese elektrisch gereizt wird, verringerte die Veränderungen im Gehirn der Patienten und auch die Intensität des Phantomschmerzes.

Zu diesen und weiteren Themen informieren die Experten im Rahmen des Heidelberger Kongresses.

Vollständiges Programm im Internet:
http://www.painandstructuralplasticity.de
Ansprechpartner:
Professor Dr. Rohini Kuner
Pharmakologisches Institut
Universität Heidelberg
Tel.: 06221 / 54-8289 oder 54-8247
E-Mail: rohini.kuner@pharma.uni-heidelberg.de
Professor Dr. Herta Flor
Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
Tel.: 0621 / 1703-6302
E-Mail: herta.flor@zi-mannheim.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

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Dr. Annette Tuffs idw

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-heidelberg.de

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