Chemiedozenten tagen 2011 in Mainz

Während einer Fest-veranstaltung der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) am 14. März werden der Horst-Pracejus-Preis und der Carl-Duisberg-Gedächtnispreis verliehen.

Der deutsche Chemiker Professor Dr. Uwe J. Meierhenrich, der an der Universität Nizza Sophia-Antipolis tätig ist, erhält für seine Arbeiten in der Chiralitätsforschung den Horst-Pracejus-Preis. Mit dem Carl-Duisberg-Gedächtnispreis wird der österreichische Chemiker Mag. Dr. Christian Hartinger, Experte auf dem Gebiet der bioanorganischen Chemie und Bioanalytik, ausgezeichnet.

Uwe J. Meierhenrich erhält den Horst-Pracejus-Preis in Anerkennung seiner wegweisenden Arbeiten in der Chiralitätsforschung, mit der er sich internationale Anerkennung erworben hat. Sein Name ist mit dem Nachweis von Aminosäuren im Weltraum verknüpft. 2002 gelang es ihm, chirale Aminosäuren, die sich wie Bild und Spiegelbild zueinander verhalten, unter simulierten interstellaren Bedingungen herzustellen. Dazu wurden Wasser- (H20), Ammoniak- (NH3), Kohlenmonoxid- (CO), Kohlendioxid- (CO2) und Methanolmoleküle (CH3OH) aus der Gasphase heraus im Hochvakuum bei 12 Kelvin (-261,16 °C) auf eine Oberfläche kondensiert und dabei mit UV-Licht bestrahlt.

Es bildeten sich 16 verschiedene Amino- und Diaminosäuren. Auf diese Ergebnisse aufbauend, identifizierte Meierhenrich chirale Diaminosäuren im Murchison Meteoriten und belegte, dass seine Experimente zur Simulation des interstellaren Eises unter realistischen Bedingungen stattfanden. In seinem 2008 erschienenen Buch „Amino Acids and the Asymmetry of Life“ macht er die Bedeutung der Chiralität bei Biomolekülen nicht nur Fachleuten, sondern einem breiten Publikum zugänglich.

Das Team von Meierhenrich setzt die fundamentalen Erkenntnisse zur Chiralität jeden Tag in die Praxis um, indem es Aromen und Parfümrohstoffe mit hochentwickelten Geräten enantioselektiv analysiert, also Bild und Spiegelbild der Moleküle unterscheiden kann. Die Arbeiten sind ein gutes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung und industriell angewandte Forschung Hand in Hand gehen. Das Labor von Meierhenrich liegt in Frankreich direkt vor den Toren von Grasse, der Welthauptstadt des Parfums.

Meierhenrich, Jahrgang 1967, studierte Chemie an den Universitäten in Marburg und Bremen, wo er 1997 in physikalischer Chemie promoviert wurde. Danach war er Postdoc am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau und am französischen Synchroton-Zentrum LURE. Seine Habilitation erfolgte wiederum an der Bremer Universität. Seit 2003 hat Meierhenrich eine Professur für Biophysikalische Chemie an der Universität Nizza Sophia-Antipolis in Frankreich inne.

Für seine beispielhaften analytischen Arbeiten zur Charakterisierung von Protein- und DNA-Metall-Konjugaten mit Hilfe massenspektroskopischer und elektrophoretischer Methoden und für seine Mitwirkung an der Entwicklung von KP1019 wird Christian Hartinger mit dem Carl-Duisberg-Gedächtnispreis ausgezeichnet. KP1019 ist ein rutheniumbasierter Antitumorwirkstoff, der sich gegenwärtig als aussichtsreicher Kandidat in klinischen Studien der Phase II befindet. Im Rahmen der Entwicklung dieses Wirkstoffs konnte Hartinger seine analytische Expertise weiterentwickeln und vervollkommnen. Seine Arbeiten sind für das stark interdisziplinär orientierte Forschungsgebiet der bioanorganischen Wirkstoffentwicklung von großer Bedeutung; denn sie spannen einen Bogen von der Herstellung und Charakterisierung der Wirkstoffe bis hin zur Quantifizierung ihrer Wirkung und der detaillierten Aufklärung ihrer Wirkmechanismen mit fortgeschrittenen Analysenmethoden.

Hartinger, Jahrgang 1974, studierte und promovierte an der Universität Wien. Danach war er dort Postdoc und wissenschaftlicher Mitarbeiter, bevor er für drei Jahre mit einem Erwin-Schrödinger-Stipendium als Gastwissenschaftler zu Professor Dr. Paul J. Dyson an die École Polytechnique Fédérale de Lausanne ging. Zurück in Wien, habilitierte er sich 2009 in anorganischer Chemie an der Universität Wien, wo er z.Zt. als Privatdozent tätig ist.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie vergibt zahlreiche angesehene Preise, so seit 1999 alle zwei Jahre den Horst-Pracejus-Preis, benannt nach dem Rostocker Chemiker Horst Pracejus (1927 – 1987), der sich mit seinen Arbeiten zur chiralen Katalyse eine Namen gemacht hat. Mit dem Carl-Duisberg-Gedächtnispreis wird die Erinnerung an einen der bedeutendsten Industriechemiker wach gehalten. Der Preis wurde nach Duisbergs Tod 1935 von der IG Farbenindustrie beim Verein Deutscher Chemiker, eine der beiden Vorgängerorganisationen der GDCh, zur Förderung des akademischen Nachwuchses eingerichtet.

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

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