Ein besseres Verständnis für die Entstehung von Blutkrebs

Am kommenden Freitag, den 13. Mai, findet das 1. Symposium des DFG-geförderten bundesweiten Schwerpunktprogramms zum Forschungsthema „Epigenetik bei myeloischen Leukämien und Präleukämien“ in Freiburg statt.

Epigenetik ist eines der wichtigsten Forschungsgebiete unserer Zeit. „Das Zeitalter der Epigenetik hat begonnen“, verkündete das US-amerikanische TIME-Magazine im vorigen Jahr. „Die epigenetische Forschung hat gerade in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erfahren und schickt sich nun sogar an, die Ära der Genomforschung abzulösen“, sagt Professor Michael Lübbert vom Universitätsklinikum Freiburg.

Der Freiburger Hämato-Onkologe untersucht Veränderungen bei Leukämien und koordiniert gemeinsam mit seinem Heidelberger Kollegen Professor Christoph Plass vom Deutschen Krebsforschungszentrum ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), das die Rolle von Epigenetik bei der Bildung von Blutzellen und bei der Entstehung von Blutkrebs untersucht und im Jahr 2010 seine Arbeit aufgenommen hat.

Am Freitag und Samstag dieser Woche findet das 1. Symposium des DFG-geförderten Schwerpunktprogramms zum Forschungsthema „Epigenetik bei myeloischen Leukämien und Präleukämien“ in Freiburg statt. „Wir freuen uns, führende Experten auf diesem Gebiet begrüßen zu können“, sagt Professor Lübbert. 18 an dem Programm beteiligte Arbeitsgruppen aus ganz Deutschland werden ihre Projekte vorstellen. Außerdem referieren renommierte internationale und deutsche Epigenetikforscherinnen und – forscher.

Epigenetische Steuerungsmechanismen spielen bei allen Vorgängen in menschlichen, tierischen und pflanzlichen Organismen eine entscheidende Rolle. „Sie ermöglichen aufgrund der dynamischen Struktur von enzymatisch am DNA-Strang angehefteten Veränderungen eine enorme Anpassungsfähigkeit aller Zellen“, erklärt Professor Lübbert: „Auch in der Krebsentstehung spielen epigenetische Veränderungen wahrscheinlich eine mindestens so große Rolle wie Genmutationen. Sie können aber im Gegensatz zu den nicht korrigierbaren Gendefekten durch Medikamente angegriffen oder rückgängig gemacht werden.“

Denn die epigenetischen Strukturen wirken ähnlich wie Schalter, die je nach Zellart unterschiedliche Gene aktivieren. Wird eine Zelle falsch programmiert, so kann diese „aus dem Ruder laufen“ und zum Beispiel eine Krebserkrankung verursachen. Der DFG-Forschungsverbund, der von Freiburg und Heidelberg aus koordiniert wird, hat sich zur Aufgabe gesetzt, genau jene epigenetischen Mechanismen besser zu verstehen, die der normalen Blutbildung und deren Störung bei myeloischen Leukämien und deren Vorstufen, den Präleukämien, zugrunde liegen.

Die von der DFG geförderten Forschungsverbünde geben als „Schwerpunktprogramm“ (SPP) Experten aus ganz Deutschland die Möglichkeit, sich zur gemeinsamen Bearbeitung eines Forschungsgebiets zusammen zu schließen. Da bei der Erforschung der myeloischen Leukämien und Präleukämien eine verbesserte Diagnostik und Behandlung der häufig älteren Patienten mit diesen bösartigen Erkrankungen das langfristige Ziel ist, ist es besonders erfreulich, daß ein Drittel der bundesweit von der DFG finanziell geförderten Forschergruppen von klinisch tätigen Ärzten mit eigenen Forschungsprogrammen geleitet werden.

Die myeloische Leukämie und deren Vorstufe, die Präleukämie (Myelodysplastisches Syndrom, MDS) stellen Modellkrankheiten dar, da Medikamente, die seit langem im Forschungslabor zur Beeinflussung epigenetischer Steuerung verwendet werden, den Weg in die Leukämietherapie vor wenigen Jahren geschafft haben. So ist ein gemeinsames Ziel des Schwerpunktprogramms, die epigenetischen Störungen bei diesen Leukämieformen besser zu verstehen und diese Gruppe von Medikamenten sowie neue, noch nicht am Menschen getestete Substanzen weiterzuentwickeln.

„Ein weiterer großer Fortschritt, der die Möglichkeiten der epigenetischen Forschung massiv erweitert hat, ist die erst seit wenigen Jahren bestehende technische Möglichkeit, globale Veränderungen im Bereich der epigenetischen und genetischen Codes von Zellen mithilfe von Hochdurchsatzsequenzier-Technologien zu erschließen“, erklärt Michael Lübbert. Daher ist ein weiteres Ziel des Konsortiums die gemeinsame umfassende Kartierung von globalen epigenetischen Veränderungen in den bösartigen Zellen. Schließlich verspricht sich die Gruppe ein besseres Verständnis für die normale Programmierung von Blutstammzellen.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Michael Lübbert
Abteilung Hämatologie / Onkologie der Medizinischen Universitätsklinik
Tel.: 0761 270-35340
Fax: 0761 270-36970
E-Mail: michael.luebbert@uniklinik-freiburg.de

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Carin Lehmann idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinik-freiburg.de

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