Liberalisierung im Apothekenmarkt: Die Branche bringt sich in Stellung

Der Kampf um die Anteile am Apothekenmarkt ist eröffnet: Das Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs unter Krankenkassen (GKV-WSG) forciert nicht nur Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen, Branchenbeobachter sehen es auch als Vorbote einer möglichen Liberalisierung. Der Umbruch in der Apothekenlandschaft könne noch beschleunigt werden, wenn das Fremd- und Mehrbesitzverbot kippt: In acht bis zehn Monaten will der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheiden, ob es Pharmazeuten künftig erlaubt sein soll, mehr als vier Apotheken gleichzeitig zu führen.

Erste Experten prognostizieren nach Informationen der Financial Times Deutschland bereits das Aus von 4000 bis 6000 der insgesamt 21.500 deutschen Apotheken. Die Hälfte der Apotheken könnte zudem im Falle einer Liberalisierung bald in Ketten organisiert sein. (Quelle: FTD.de, 9.10.2007)

Welche Chancen Apotheken haben, ihre Marktanteile zu verteidigen, zeigen Branchenvertreter auf der PTI-Konferenz „Apothekenmarkt 2008“: Apotheker, Großhändler und Vertreter aus Pharmaindustrie und Regierung bilanzieren, wie Rabattverträge den Vertrieb von Arzneimitteln bislang verändert haben und erörtern das mögliche Ausmaß an Filialisierung und Apothekenketten. Dabei widmen sie sich der Frage, ob sich Apotheker durch gezielte Marketingkooperationen und Strategien zur Kundenbindung gegen Apothekenketten behaupten können. Konferenzveranstalter ist das Pharmaceutical Training Institute (PTI), ein Geschäftsbereich des Kongress- und Seminaranbieters IIR Deutschland.

Silke Baumann vom Bundesministerium für Gesundheit gibt einen Überblick über die neuen gesundheitspolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und ordnet das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot in einem Vergleich mit anderen europäischen Grundfreiheiten ein.

Die Gewinner und Verlierer der gesundheitspolitischen Neuregelungen wird Susanne Eble, Leiterin Gesundheitsmanagement bei der Berlin Chemie AG, in ihrem Konferenzbeitrag identifizieren. Zudem erläutert sie die Folgen der Rabattverträge auf Arzneimittelversorgung und Volkswirtschaft und zeigt, wie sich Versorgungsbeziehungen künftig ändern werden.

Der Doc-Morris-Berater Arnt T. Brodtkorb (Sempora Consulting) fand durch eine Befragung von mehr als 118 Apotheken und 42 Pharmaherstellern heraus, dass die Branche einen weiteren Verdrängungswettbewerb im Apothekenmarkt erwartet. So schätzten die Befragten, dass die Zahl der deutschen Apotheken innerhalb der kommenden fünf Jahre um 4000 zurückgehe. Dagegen würden Apothekenkooperationen nach Aussage der Befragten zunehmen, ebenso die Bedeutung des Arzneiversandhandels. Welche Chancen er Apothekenketten in Deutschland einräumt und was Apotheken vom bereits liberalisierten norwegischen Apothekenmarkt lernen können, erläutert Brodtkorb in seinem Konferenzbeitrag. Auch Vertreter der Internetapotheke myCare und der Discount-Apotheke easyApotheke widmen sich den neuen Vertriebswegen im Pharmahandel.

Ob es sich für Apotheken lohnen kann, mit anderen Händlern oder Pharmaunternehmen zusammenzuarbeiten, zeigen Johannes Mönter, Inhaber der Sanicare-Versandapotheke und Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V.

Ein Beispiel für eine erste Kooperation zwischen Apotheke und Drogerie ist das Projekt der niederländischen Versandapotheke Europa Apotheek Venlo, die ihre Produkte in rund 80 nordrhein-westfälischen Märkten der Drogeriekette dm vertreibt. Ob sich der Drogeriemarkt als Logistikdienstleister eignet, wird der Geschäftsführer der Apotheke, Klaus Gritschneider, anhand seiner Erfahrungen berichten.

Dass Apotheken sensibel auf die Vorgänge am Markt reagieren, zeigte deren Verhalten nach der Übernahme der Apothekenmarke Doc Morris durch den Pharmahändler Celesio. Wie Celesio Mitte November mitteilte, sank sein Großhandelsumsatz in Deutschland um 1,7 Prozent. Der Verlust sei nicht nur auf die neuerdings gewährten Rabatte, sondern auch auf ausbleibende Aufträge der Apotheker zurückzuführen. Die künftige Rolle des Pharmagroßhandels und das veränderte Verhältnis zwischen Großhandel und Apotheke beleuchtet André Blümel, Vorsitzender der Geschäftsführung von GEHE Pharma Handel. Der Pharmagroßhändler, Teil des Celesio-Konzerns, hat ein Commitment-Modell entwickelt, das über 70 Unterstützungsleistungen und spezielle Konditionen für selbstständige Apotheken umfasst.

Weitere Informationen zum Programm sind erhältlich unter: www.iir.de/apothekenmarkt/inno

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