Erste Fahrverbote für Autos mit alter Abgastechnik

Als erstes Flächenland führt Baden-Württemberg im März 2008 Fahrverbote im Kampf gegen den gesundheitsschädlichen Feinstaub ein. Ingesamt würden acht Städte – darunter Stuttgart und Mannheim – für Autos mit veralteter Abgastechnik gesperrt, kündigte Landesumweltministerin Tanja Gönner (CDU) Ende Oktober in Stuttgart an (kfz-betrieb.de/dpa, 31. Oktober 2007). Vom Fahrverbot betroffen seien 340.000 der 6,7 Millionen Autos und Lastwagen in Deutschland, darunter Dieselfahrzeuge, die die Euro-Abgasnorm 2 nicht erfüllen sowie Benziner ohne Katalysator.

Welche Lösungen Automobilhersteller und Zulieferer entwickelt haben, um den Schadstoffausstoß von Fahrzeugen zu senken, und welche Systeme sich langfristig auf den einzelnen internationalen Märkten durchsetzen werden, darüber berichten Experten aus Industrie, Wissenschaft und Politik auf dem „6. Internationalen CTI-Forum Abgastechnik“ (28. bis 31. Januar 2008 in Nürtingen).

Spätestens mit der Einführung der Euro-6-Abgaslimits in der EU und den EPA-2010-Grenzwerten in den USA erreichen die Emissionsregulierungen eine Größenordnung, der Hersteller nur noch durch eine ausgefeilte Kombination von innermotorischen Maßnahmen und wirkungsvoller Abgasnachbehandlung begegnen können. Einen Überblick über die bisher weltweit eingesetzten Niedrigemissionssysteme gibt Timothy Johnson vom New Yorker Technologieunternehmen Corning Incorporated. Er wird zeigen, welche Konzepte sich dazu eignen, die Anforderungen der Gesetzgeber zu erfüllen und an welchen neuen Systemen die Entwickler derzeit arbeiten.

Hoffnungsträger SCR-Systeme – Vor- und Nachteile verschiedener Ansätze

Mehrere Beiträge widmen sich den SCR-Systemen (SCR = Selective Catalytic Reduction), die als viel versprechende Technik zur Abgasnachbehandlung gelten. Durch die Zugabe von Ammoniak können die im Verbrennungsprozess entstehenden Stickoxide stark minimiert werden. Eingesetzt werden sollen diese Systeme vor allem in Dieselfahrzeugen, die zwar sparsam im Verbrauch und daher günstig im Kohlendioxidausstoß sind, aber dafür vergleichsweise viele Stickoxide abgeben. Wie Abgase durch eine Kombination aus SCR und Partikelfiltern gereinigt werden können, erläutert ein Experte des Omnibusherstellers Evobus. Über die SCR-Integration in Abgasanlagen von Personenkraftwagen informieren Fachleute von Faurecia.

Noch sind sich die Experten uneins darüber, welcher der unterschiedlichen SCR-Ansätze sich am Markt durchsetzen wird. Als heimlicher Favorit gilt das Adblue-System, eine Technik, bei der eingespritzte wässrige Harnstofflösung die Stickoxide um circa 90 Prozent minimiert. Der Nachteil: Für das Verfahren muss extra ein aufwändiges Harnstofftank-System eingebaut werden. Ob sich die Harnstoffaufbereitung im Abgasstrang dennoch rentiert und auf welche Herausforderungen Automobilhersteller vorbereitet sein sollten, erklärt Dr. Andreas Gorbach, Executive Assistant to Vice President im Daimler-Geschäftsbereich Truck Product Engineering Powertrain. Er zeigt nicht nur, welche Serienlösungen bereits existieren, sondern auch, wie solche Systeme in bestehende Applikationen integriert werden können.

Eine Alternative zur Harnstofflösung ist nach Expertenschätzung ein System, das Ammoniak in hoher Dichte speichert und nach Bedarf kontrolliert freigibt. Tue Johannessen vom dänischen Ammoniakverarbeiter Amminex stellt dieses Prinzip auf dem Forum vor.

Über die Vorzüge und Risiken von SCR-Systemen mit Festharnstoff informiert der Abgasexperte und Forumsvorsitzende Prof. Dr. Werner Müller, ehemals Professor für Verbrennungskraftmaschinen an der TU Kaiserslautern.

Weitere Beiträge: Abgasnachbehandlung in den USA, EU-Forschungsprojekte

SCR-Systeme können dafür sorgen, dass Dieselfahrzeuge auch in den USA, wo schärfere Stickoxidgrenzwerte als in der EU gelten, marktfähig werden. Über die Abgasnachbehandlung in den USA und die dort zu erwartenden Potenziale von Hybrid und Diesel spricht Martin J. Heimrich vom texanischen Southwest Research Institute.

Einen Ausblick auf Forschungsprojekte der EU gibt Maurizio Maggiore, Projektreferent bei der Europäischen Kommission.

Weitere Themen sind die Abgasnachbehandlung bei Off-Highway-Anwendungen, die Rolle alternativer Kraftstoffe bei der Emissionsreduzierung und integrierte Lösungen wie das Konzept eines Latentwärmespeichers in einem Katalysatorsubstrat.

Dem Forum ist ein Spezialtag zum Thema Simulation im Abgasstrang angeschlossen, an dem Firmen wie Daimler, BMW und Umicore ihre Erfahrungen im Bereich der Simulation diskutieren. Des Weiteren finden ein Einführungstag sowie zwei Besichtigungen statt.

In einer begleitenden Fachausstellung präsentieren Anbieter ihre Lösungen für Abgastechnik, darunter BLM SPA – BLM Group, ElringKlinger und Emitec.

Weitere Informationen: www.abgastechnik-forum.com/inno

Der Veranstalter, das Car Training Institute, ist ein Geschäftsbereich des Kongressanbieters IIR Deutschland GmbH.

Das Forum auf einen Blick:
Veranstaltung: 6. Internationales CTI-Forum Abgastechnik

Termin: 28. bis 31. Januar 2008

28. Januar 2008: Einführungsseminar und Besichtigungen (Daimler Werk Untertürkheim, Audi Forum Neckarsulm)
29. und 30. Januar 2008: Forum
31. Januar 2008: Spezialtag „Simulation im Abgasstrang“

Ort: K3N Stadthalle Nürtingen, Heiligkreuzstraße 4, 72622 Nürtingen

Preis: 1949,- (für zwei Forumstage, zzgl. MwSt., Frühbucherpreis bis 6. Januar 2008)

Kongresssprache: deutsch/englisch (Simultanübersetzung)

Veranstalter: Car Training Institute, Sulzbach/Ts.

Kontakt
Romy König
Presseabteilung
IIR Deutschland GmbH – ein Unternehmen der Informa Group
Otto-Volger-Straße 21
65843 Sulzbach/Ts.
Tel: 06196/585-326, Fax: 06196-585-310
E-Mail: romy.koenig@iir.de

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