Internationale Konferenz an der Universität Trier: "Solidarität und Gemeinschaftsbildung jenseits des Nationalstaates"

Ein Neudenken des Konzepts „Solidarität“ ist gerade im Kontext der Globalisierung geboten. Nach dem 11. September 2001 waren Staatschefs schnell zur Stelle, die „uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA auszurufen.

Stück für Stück wurde dann deutlich, welches Maß an Solidarität dieses Versprechen abverlangen kann. Gleiches gilt für die sogenannten Milleniumsziele der Vereinten Nationen (2000) zur Verringerung der weltweiten Armut und Unterentwicklung. Die westlichen Solidargemeinschaften müssen sich daher die Frage stellen, woraus sich Solidarität speist, wie sie wirkt und wo sie endet. Das Thema „Solidarität und Gemeinschaft in den internationalen Beziehungen“ diskutieren Politik- und Sozialwissenschaftler vom 25. bis 27. September 2007 an der Universität Trier (Raum A 9/10).

Zur Tagung eingeladen hat das Forschungsprojekt „Binnenstaatliche Wohlfahrts-staatskonstruktionen und internationale Armutsbekämpfung: Die EU als entwick-lungspolitischer Akteur“, gefördert im Sonderforschungsbereich 600 „Fremdheit und Armut“ Die Projektleiter, Prof. Hanns W. Maull und Prof. Dr. Sebastian Har-nisch (Universität Heidelberg), erwarten mehr als zwanzig Referenten aus dem In- und Ausland.

Solidarität ist eine im politischen Tagesgeschehen gern bemühte moralische Größe. Kein Tag vergeht, an dem Politiker und Interessenvertreter nicht mit Rufen nach Solidarität für die unterschiedlichsten Gruppen vor die Mikrophone treten. Parado-xerweise ist der Begriff jedoch politikwissenschaftlich bisher systematisch wenig erforscht. Einschlägige Lexika führen den Begriff „Solidarität“ oft gar nicht oder schieben ihn als „Kampfbegriff“ der internationalen Arbeiterbewegung in eine Schublade. Doch „Solidarität“ wird in der politischen Praxis in einem weit gefassten Kontext verwendet. Während die einen im Zuge von Globalisierung erwarten, dass sich Solidaritätsbeziehungen auf immer engere, regionale Schutz- und Verpflichtungsgemeinschaften zurückziehen, sehen andere Anzeichen für ein wachsendes Verantwortungsgefühl gegenüber Menschen in weit entfernten Ländern als Teil eines Trends zu globaler Solidarität.

Der Rolle von Solidarität und Gemeinschaftsbildung in der Weltpolitik nähert sich die Tagung in vier Sektionen aus unterschiedlichen Gesichtspunkten:

1. Begriff und theoretische Perspektiven auf Solidarität und internationale Gemeinschaftsbildung: Die Sektion beginnt mit einer Darstellung verschiedener theoretischer Zugänge (Soziologie, Philosophie, Politikwissenschaft) zum Tagungsthema. Dabei werden die soziologische Perspektive genauer beleuchtet, die Wandlung des Begriffs im Laufe der Zeit in den Blick genommen und die Bedeutung von Solidarität für die Internationalen Beziehungen untersucht.

Mit Beiträgen von Hauke Brunkhorst, Thomas Fiegle, Hans Braun und Siegfried Schieder sowie mit Kommentaren von Winfried Thaa und Peter Mayer.

2. Sozialstaatliche Solidarität und internationale Verteilungsgerechtigkeit: Die Sektion geht der Frage nach, ob und inwieweit die soziale Wertschätzung gegenüber Armen und Fremden innerhalb von Gesellschaften sich auf das Außenverhalten von Staaten im Bereich der internationalen Menschenrechts-, Entwicklungs- und Sozialpolitik überträgt.

Mit Beiträgen von Jens Steffek, Lutz Leisering, Thomas Kesselring Rachel Folz und Simon Musekamp und mit Kommentaren von Helmut Thome, Lothar Brock und Ines Kopischke

3. Solidarität und Gemeinschaftsbildung im Spannungsfeld zwischen Moral, Interesse und Recht: Behandelt wird die Vereinbarkeit partikulärer Gemeinschaftsbindungen mit der Anerkennung universalistischer Rechts- und Moralprinzipien sowie um die Rolle des Staates im Verhältnis zur Wirtschafts- und Zivilgesellschaft.

Mit Beiträgen von Klaus Schlichte, Katrin Radtke, Cornelia Frank und Stefan Seidendorf und Kommentaren von Christoph Weller und Sebastian Harnisch

4. Respekt – Freundschaft – Schuld: Verwandte Konzepte von Solidarität und Gemeinschaft: Ausgehend von der vergleichenden Betrachtung verwandter Konzepte wird der Frage nachgegangen, welche Probleme entstehen können, wenn individuelle Gefühle auf die Ebene von Gruppen oder Staaten übertragen werden. Anhand empirischer Beispiele wird abschließend der Mehrwert von Konzepten wie Respekt, Schuld oder Freundschaft für die Außenpolitikanalyse aufgezeigt.

Mit Beiträgen von Reinhard Wolf, Eva Herschinger, Christopher Daase und Stefan Engert sowie mit Kommentaren von Nicole Deitelhoff und Hanns W. Maull

Das detaillierte Tagungsprogramm sowie organisatorische Hinweise sind unter http://www.sfb600.uni-trier.de verfügbar. Ein Tagungsband ist in Vorbereitung.

Weitere Informationen:

Dipl.-Pol. Siegfried Schieder
Universität Trier
SFB 600 – Teilprojekt B 8
54286 Trier
E-Mail: sschied@uni-trier.de
Tel.: ++49-(0)651/201-2151/2129
Dr. Gisela Minn
Universität Trier
SFB 600 – Zentrale Geschäftsstelle
Koordination Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
54286 Trier
e-mail: sfb600@uni-trier.de
Tel.: ++49-(0)651/201-3291
Fax: ++49-(0)651/201-3293

Media Contact

Heidi Neyses idw

Weitere Informationen:

http://www.sfb600.uni-trier.de

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