110 Jahre Mitteldeutsche Psychiatrietage

Am 24. April 1897 eröffnete der Hallesche Ordinarius für Psychiatrie und Nervenheilkunde, Eduard Hitzig, das erste Treffen der mitteldeutschen Psychiater und Nervenärzte.

Er war der 1. Vorsitzende der neu gegründeten „Vereinigung der mitteldeutschen Psychiater und Nervenärzte“ – einer Vereinigung, die von fast legendären Gestalten der deutschen Psychiatrie ins Leben gerufen wurde: neben Eduard Hitzig waren weitere Gründungsmitglieder Paul Flechsig (Leipzig), Otto Binswanger (Jena), Sigbert Ganser (Dresden) und andere.

110 Jahre später werden wieder in Halle die Mitteldeutschen Psychiatrietage abgehalten. Am 21. und 22. September 2007 treffen sich Experten vor allem aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, aber auch aus der ganzen Bundesrepublik zu einem wissenschaftlichen Kongress. Tagungspräsident ist Professor Dr. Dr. Andreas Marneros, Direktor der Halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.

Die Nationalsozialisten hatten im Rahmen ihrer Zentralismusideologie diese bis dato erfolgreiche Vereinigung abgeschafft. 1947 erging ein Befehl der sowjetischen Militäradministration, der Gründungen von medizinischen-wissenschaftlichen Gesellschaften zuließ. Allerdings wurden diese aus Selbsterhaltungs- und Überlebensgründen regionalisiert.

Nach der politischen Wende wurde die Entscheidung getroffen, diese Vereinigung, in der große Gestalten der Psychiatrie – außer den oben erwähnten – wie etwa Wernicke, Ziehen, Berger, Anton, Oppenheim, Pick, Förster und der junge Kraepelin wirkten, wieder zu beleben. Zum 100. Jubiläum konnte im April 1997 in Halle das Wiederauferstehen der „Mitteldeutschen Psychiatrietage“ mit 500 Teilnehmern, 80 Vorträgen und Postern begehen. Die Wiederbelebung gelang. Die „Mitteldeutschen Psychiatrietage“ sind eine Institution geworden und finden alle zwei Jahre in einer der mitteldeutschen Universitätsstädte in der Reihenfolge Halle, Dresden, Magdeburg, Jena und Leipzig statt.

Diesmal wählten die Organisatoren das Motto „Biogenese und Psychogenese“, weil die abgelaufenen 110 Jahre voll mit Kämpfen zwischen den „biologisch Denkenden“ und den „psychologisch Denkenden“ waren – eine Fortsetzung mit anderen Terminologien und Instrumenten des Kampfes zwischen „Somatikern“ und „Psychikern“ –, aber auch mit einer beeindruckenden Versöhnung zwischen den beiden Strömungen endete. „Eine Trennung beziehungsweise eine Gegenüberstellung der beiden Denkweisen hat keine Chance mehr.“, sagt Professor Marneros.

Mehrere international anerkannte Experten haben ihr Kommen zugesagt. „Ganz besonders freut uns, dass wir die fast legendären Gestalten der Weltpsychiatrie Kay Redfield Jamison, die Autorin des unübertroffenen „An Unquiet Mind“ (die deutsche Übersetzung: „Meine ruhelose Seele“) und Jules Angst (der in einer im vorigen Jahr erschienenen Publikation der „Acta Psychiatrica Scandinavica“ als nobelpreiswürdig bezeichnet wurde) dabei haben werden.“ Darüber hinaus freut es uns, die renommierten internationalen Forscher Tim Crow und Nick Craddock als Referenten gewonnen zu haben, wie auch Plenarsitzungsreferenten des Formates von Hanfried Helmchen, Wolfgang Gaebel, Manfred Spitzer oder Harald J. Freyberger.

Jens Müller
Pressesprecher
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Medizinische Fakultät der
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