Energie für alle Fälle: Der Süden wird geothermisch

Ab Herbst werden sich gleich an mehreren Standorten in Bayern die Meißel der großen Bohranlagen in einige Tausend Meter in die Tiefe arbeiten. Die Stadtwerke München bauen ein geothermisches Heizkraftwerk bei den Nachbarn in Sauerlach, die isländische ENEX fängt mit ihrem ersten Vorhaben in Wolfratshausen-Geretsried an. Auch im Ayinger Stadtteil Dürrnhaar wird in kürze eine dieser Maschinen aufgebaut.

Mehr als Hundert Anlagen zur Stromerzeugung und / oder Fernwärmelieferung sollen inzwischen in den Pipelines der verschiedenen Projektentwickler stecken. Über 150 Konzessionen zur Erschließung geothermischer Lagerstätten wurden inzwischen von den Bergbehörden vor allem der süddeutschen Bundesländer vergeben. Die Münchner, die im Stadtteil Riem bereits ein Erdwärmeheizwerk betreiben wollen nun das gesamte Stadtgebiet auf Eignung für die Strom- und Wärmelieferung aus den tief im Boden steckenden Thermalwasservorräten untersuchen lassen.

Die Beispiele aus Erding, Pullach, Unterschleißheim und Unterhaching lassen in Südbayern den Druck aus der Bevölkerung wachsen, die sich preiswerte und vor allem langfristig preisstabile Möglichkeiten für ihre Energieversorgung wünscht. Das gemeinsame Projekt der Gemeinden Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim ist ein solches Vorhaben, das den Bürgern der drei Kommunen die zukünftige Versorgung mit Wärme sichern soll. Mindestens zwei Kraftwerke, eines in Unterhaching bei München, das andere in Landau in der Pfalz, werden in diesem Herbst noch ihren Betrieb aufnehmen.

Ein wesentliches Hindernis für weitere Investitionen in die Anlagen der Tiefen Geothermie ergibt sich aus den geologischen Risiken eines solchen Vorhabens. Trotz gründlicher Vorarbeiten und günstiger Prognosen lässt sich das Ergebnis, auf das der Bohrmeißel am Ende seiner Arbeit trifft, nicht präzise vorbestimmen. Wird Thermalwasser gefunden? Reicht die Menge aus? Was muss ggfls. noch getan werden, um das Projekt zum Erfolg zu führen? Bis solche Fragen wirklich beantwortet werden können, sind bereits immer einige Millionen Euro eingesetzt worden. Mit der Entwicklung geeigneter Versicherungslösungen hat sich die Wirtschaft bislang schwer getan. Das ändert sich nun rapide. Der Industrieversicherungsmakler Marsh bietet inzwischen eine Police an, die die geologischen Risiken hydrothermaler Geothermieprojekte einbezieht. Der Bund wird seinerseits die Branche mit einem entsprechenden Konzept unterstützen.

Sorgen bereiten der Branche die weltweit dramatisch steigenden Kosten für Tiefbohrungen. Bis zu sechzig Prozent der Investitionen in eine geothermische Anlage stecken in diesem Bereich. Wenn die Aufwendungen für diesen Anteil aber um fünfzig Prozent und mehr anwachsen und weiter wachsen werden, kommen viele Vorhaben schnell an ihre ökonomischen Grenzen. Die Geothermie kann dem Markt nicht beliebig viel an Preisen abverlangen, wie es die im Öl- und Gassektor tätigen Unternehmen machen. Derzeit werden überall alte Felder wieder aufgemacht oder Lagerstätten erschlossen, deren Ausbeutung als unwirtschaftlich galten. Knapper werdende Ressourcen und steigende Energiepreise lassen auch diese lukrativ werden. Bohrgeräte sind derzeit knapp und teuer und der Ausbau der tiefen Geothermie konkurriert hier vor allem mit dem Erdölsektor, der weitaus höhere Preise zahlen kann. Der Maschinenbau in Deutschland hat darauf mit der Entwicklung innovativer, speziell auf die Erdwärmerschließung ausgerichteter Anlagen reagiert. Dafür stehen Unternehmen wie Drilltec (Deggendorf) und Herrenknecht Vertical (Schwanau). Herrenknecht konnte im Juni ein Geschäft über die Lieferung von gleich fünf seiner Anlagen an einen isländischen Tiefbohrer bekannt geben, der das erste Gerät bereits in diesem Herbst in Bayern einsetzen möchte.

Um gegenüber Öl und Gas künftig eine preiswerte, klimafreundliche und unabhängige Energiequelle bereitstellen zu können, die grundlastfähig und regelbar ist, reichen die gegenwärtigen Einspeisevergütungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nicht aus. Der Bundesverband Geothermie (GtV-BV) fordert daher eine Erhöhung der Sätze auf 20 C/kWh. Außerdem macht er sich stark dafür, dass für den Einstieg in eine kommerzielle HDR-Technik ein Bonus von 6 C/kWh auf solche Kraftwerke gewährt wird. 95% der geothermischen Ressourcen bei uns und weltweit stecken in Bereichen der Erdkruste, in denen kein oder nicht genügend Wasser gefunden wird.

All diese Themen und Entwicklungen finden sich auf dem Geothermiekongress2007 wieder, der vom 29.-31.10. in Bochum abgehalten wird. Die wachsende Branche trifft sich inzwischen jährlich zu ihrem wichtigsten Event. Die zweitägige Hauptveranstaltung beginnt am 30.01.07. Hier findet sich die gesamte Palette der Themen wieder, die die kommenden Jahre bestimmen werden: Bereitstellung von Strom, Wärme und Klimakälte, Forschung und Entwicklung, Erschließung, Finanzierung, Anwendung, wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen, technologische und wirtschaftliche Trends und Innovationen, Aus- und Weiterbildung, Arbeitsplätze und Qualitätssicherung. Im Rahmen eines Wirtschaftsforums können u. a. Unternehmen der Branche, ihre Produkte und Dienstleistungen zur präsentieren. Am 29.10.07 dem Hauptprogramm vorgelagerte Workshops und Seminare ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit speziellen Fachthemen. Ein Regionalforum NRW, veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem GeothermieZentrum Bochum (GZB) befasst sich mit dem Stand der Entwicklung und Anwendung in Nordrhein-Westfalen. Begleitet wird die Veranstaltung im RuhrCongress in Bochum durch die Fachmesse GEOEnergia2007. Diese Messe wird auch für das allgemeine Publikum geöffnet werden.

Geschäftstelle:
Geothermische Vereinigung – Bundesverband Geothermie e.V.
Gartenstr. 36
49744 Geeste
Tel: +49 (0) 5907 – 545
Fax: +49 (0) 5907 – 7379
Email: geothermische-vereinigung@t-online.de

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Geothermische Vereinigung

Weitere Informationen:

http://www.geothermie.de

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