Sprache erleben – Ausstellung auf der MS Wissenschaft

Wie finden sich Touristen in Peking zurecht? Europäer stoßen in China in ganz alltäglichen Situationen schnell an sprachliche und kulturelle Grenzen – etwa beim Lesen der Speisekarte, bei der Auswahl des richtigen Taxis oder beim Entziffern von Straßenschildern. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund haben zusammen mit Partnern eine spezielle Lösung für ausländische Touristen in China entwickelt: COMPASS2008.

Das System kann über handelsübliche PDAs genutzt werden und bietet verschiedenste Informationsdienste, die helfen, Sprach- und Kulturprobleme zu lösen – etwa bei der Bestellung im Restaurant, der Anweisung für einen Taxi-Fahrer oder dem Dank an einen Hotelangestellten. Viele Tipps und Tricks zu Besonderheiten in China erleichtern die Orientierung in einem völlig fremden Kulturkreis – wie zum Beispiel die Unterscheidungsmerkmale von legalen und illegalen Taxis. Die angebotenen Informationen basieren auf einem individuellen Nutzerprofil und werden durch Daten über die aktuelle Situation ergänzt. Die Technologie der Digitalen Begleiter setzen die Wissenschaftler des Fraunhofer ISST auch außerhalb von COMPASS mittlerweile in zahlreichen Projekten erfolgreich ein – zum Beispiel für Museen oder Touristikregionen im In- und Ausland. Besucher des Ausstellungsschiffes können COMPASS interaktiv erleben und in einem Film Testpersonen in China über die Schulter schauen.

Ein zweites Exponat stammt aus dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT in Sankt Augustin bei Bonn. Zusammen mit dem Deaf and Sign Language Research Team der RWTH Aachen (DESIRE) präsentieren die Forscher die weltweit erste multimediale, netzbasierte E-Learning-Plattform in Gebärdensprache (AILB).

Die Gebärdensprache kombiniert Handformen, Handstellung, Ausführungsort und Bewegung sowie Gesichtsausdrücke. Sie ist eine selbstständige Sprache mit eigener Grammatik und eigenen Sprachkonventionen, ohne schriftliche Darstellung. Gehörlose können deshalb zusammenhängende Texte oft nur schwer erfassen. Eine Ausbildung und vor allem der Berufseinstieg kann daher unter Umständen schwieriger sein als für Hörende. Die Plattform AILB vermittelt Gehörlosen grundlegende schriftsprachliche und mathematische Fertigkeiten sowie berufsrelevantes Wissen, um sie bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Dazu setzen die Forscher Gebärdensprache in Form von Videosequenzen ein. Gebärdensprachliche Videokonferenzen und Diskussionsforen unterstützen die Bildung von Online-Lerngruppen sowie Netzwerken und ermöglichen so Hilfe zur Selbsthilfe innerhalb der Gehörlosengemeinschaft. Auf dem Schiff können sich interessierte Besucher eine Demonstration der auf Gebärdensprache basierenden Webkommunikation anschauen.

Die MS Wissenschaft öffnet ihre Landebrücken am 5. Juni in Hamburg und tourt über Rendsburg zur Kieler Woche. Weiter geht die Reise über Berlin und Braunschweig nach Münster, Dortmund, Köln, Bonn, Mannheim, Aschaffenburg, Würzburg und Regensburg. Die Fahrt endet am 7. Oktober in Passau. In diesem Jahr können die Besucher Exponate aus verschiedenen Forschungseinrichtungen zu den Themen Sprache und Kommunikation erleben und ausprobieren. Die Ausstellung ist Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Fahrplan steht im Internet. Hier können sich auch Schulklassen anmelden.

Das Projekt MS Wissenschaft wird finanziell unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das Schiff ist im Auftrag von »Wissenschaft im Dialog« unterwegs, die Initiative der deutschen Wissenschaft, die Wissenschaft und Forschung einem breiten Publikum auf verständliche Weise zugänglich macht.

Media Contact

Britta Schmitz Fraunhofer-Gesellschaft

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