GNP Kongress: Experten diskutieren über neurologische Erkrankungen des kindlichen Gehirns

Die 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) findet vom 22. bis 25. März 2007 in der Universität Passau statt. Mediziner und Wissenschaftler diskutieren in mehr als 60 Sitzungen, Workshops und Symposien aktuelle Erkenntnisse zu Erkrankungen von Gehirn und Nervensystem bei Kindern.

Schwerpunkt in diesem Jahr ist unter anderem die Fähigkeit des kindlichen Gehirns, sich nach Schäden zu reorganisieren und diese mittels moderner Bildgebung sichtbar zu machen. Weitere Themen sind der Hydrozephalus, der so genannte Wasserkopf und die Tuberöse Sklerose. Diese genetische Erkrankung mit meist gutartigen Tumoren in allen Organsystemen geht häufig mit schwerwiegenden neurologischen Komplikationen einher. Die Experten erörtern darüber hinaus den Grenzbereich zwischen Kinderneurologie und Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Fokus aller Themen liegt in der praktischen Neuropädiatrie und der für das Fach wichtigen interdisziplinären Zusammenarbeit mit angrenzenden Disziplinen. Die Veranstalter erwarten in Passau etwa 700 Teilnehmer.

Die Steuerung von Bewegungen, Sprache oder die Verarbeitung von Sinneseindrücken lassen sich bestimmten Gebieten im Gehirn zuordnen. Mittels funktionaler Magnetresonanztomographie (MRT) werden diese Vorgänge und auch geschädigte Regionen sichtbar gemacht. Besonders bei Kindern ist die Plastizität des Gehirns, also die Fähigkeit, sich zu reorganisieren, sehr ausgeprägt. Ein Schlaganfall beispielsweise wirkt sich bei Kindern anders aus als bei Erwachsenen.

„Denn das kindliche Gehirn kann nach Ausfall einer bestimmten Hirnregion durch andere Areale deren Funktion übernehmen. Kinder erholen sich deshalb besser von einem Schlaganfall als ältere Menschen, da das Gehirn die Schäden zumindest teilweise ausgleichen kann“, erklärt Professor Dr. med. Franz Staudt, Kongresspräsident und Leitender Arzt der Kinderklinik Dritter Orden in Passau. Die Experten erhoffen sich von der besseren Kenntnis der Plastizität des kindlichen Gehirns auch Erkenntnisse, wie Therapien gezielter eingesetzt werden können.

Auch in der Behandlung von Hydrocephalus und Tuberöser Sklerose ist interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig: „Hierbei werden besonders auch die Spezialisten der Bildgebung und der operativen Fächer zu Wort kommen“, sagt Staudt. Wird beispielsweise beim Hydrocephalus eine Erweiterung der Flüssigkeitsräume rechtzeitig erkannt, kann eine Entlastung durch Ableitung oder Umleitung des Hirnwassers, dem so genannten Liquor, erfolgen. Schwere Folgeschäden können dadurch vermieden werden. „Auch die Neuropathologie spielt für das Verständnis des Hydrocephalus und der Tuberösen Sklerose eine wichtige Rolle“, erläutert Staudt.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion werden Überschneidungen und Ergänzungen zwischen Kinderneurologie und Kinder- und Jugendpsychiatrie besprochen. „Entwicklungsauffällige Kinder brauchen nicht nur die kompetente Behandlung eines Neuropädiaters. Auch Kinder- und Jugendpsychiater sind in bestimmten Fällen für eine optimale Therapie wichtig“, so Staudt. Das gilt etwa für entwicklungsgestörte Kinder, die zusätzlich autistische Verhaltensweisen oder Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS), oder auch Verhaltensstörungen wie auto- und fremdaggressives Verhalten oder psychogene Anfälle zeigen. „Die Herausforderung besteht in der Vermittlung einer bestmöglichen, gemeinsamen, sich gegenseitig ergänzenden Versorgung“, erklärt Professor Staudt.

Zum vierten Mal bietet die GNP im Rahmen ihrer Jahrestagung auch eine neuropädiatrische Fortbildungsakademie an. Die diesjährigen Schwerpunktthemen sind „Neuromuskuläre Erkrankungen, Neurophysiologie und Neonatale Neurologie“. Damit sollen vor allem angehende Neuropädiater, aber auch erfahrene Kinderneurologen angesprochen werden. Ergänzt wird das Programm durch ein EEG-Ableiteseminar für Arzthelferinnen. Eine Fachausstellung rundet das Informationsangebot ab. Die Anmeldung erfolgt über Intercongress GmbH, Krautgartenstraße 30, 65205 Wiesbaden, www.intercongress.de. Weitere Informationen und das Programm sind im Internet unter www.neuropaediatrie.com oder www.neuropaediatrie-congress.de hinterlegt.

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Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP)
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Silke Jakobi
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Telefon: 0711 89 31 163, Fax: 0711 8931 566
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