Wie lange können wir noch gesund arbeiten? Wissenschaftler geben Antworten aus der Arbeitsmedizin

Nicht nur die deutsche Bevölkerung wird älter, auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten wird in den kommenden Jahrzehnten ständig steigen.

Die demographische Entwicklung, längere Lebensarbeitszeiten sowie zunehmend komplexe und beschleunigte Arbeitsprozesse und Qualifikationswege stellen neue Herausforderungen an Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer bis zum Rentenalter. Mit den Hauptthemen „Wie lange können wir gesund arbeiten? – Wissenschaftliche Antworten der Arbeitsmedizin“ und „Universitäre Ausbildung – Verpflichtung und Chancen für die Arbeitsmedizin“ greift die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM) auf ihrer 47. Wissenschaftlichen Jahrestagung zwei ebenso aktuelle wie komplexe Problemstellungen auf, die derzeit hohe gesellschaftspolitische Relevanz besitzen. Rund 800 Arbeits- und Umweltmediziner, Betriebs- und Werksärzte werden auf dieser internationalen Fachtagung vom 21. bis 24. März in der Rheingoldhalle Mainz wissenschaftliche Grundlagen und Handlungskonzepte altersgerechten Arbeitens diskutieren.

„Arbeit ist einerseits ein wichtiger Lebensbereich, über den sich unsere Gesellschaft in weiten Bereichen definiert“, erklärt Tagungs- und DGAUM-Präsident sowie Leiter des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Letzel, „andererseits führen gesellschaftliche Umwandlungsprozesse wie der demographische Wandel dazu, dass die Leistungs- und Beschäftigungsfähigkeit zunehmend den persönlichen Erfolg jedes Einzelnen sowie den der ganzen Gesellschaft bestimmen werden. Die Wissenschaft hat die entsprechenden Grundlagen zu schaffen und die Praxis hat in diesem Spannungsbereich auf die Umsetzung einer menschengerechten Gestaltung der Arbeit zu achten, die die individuelle Belastbarkeit jedes Einzelnen berücksichtigt.“

In hohem Tempo wandeln sich zurzeit Inhalt, Organisation, Anforderungen und Bedingungen der Arbeit: zwar werden die Arbeitsbedingungen im Allgemeinen besser, die Prozesse jedoch schneller, die Anforderungen häufig komplexer. Der Arbeitsschutz wandelt sich vor diesem Hintergrund vom Bewahrer der Gesundheit zum aktiven Gestalter menschengerechter Arbeit. Die Anforderungen an Qualifizierung, an die Aus-, Weiter- und Fortbildung in allen Berufszweigen nehmen laufend zu. „Während die Arbeitsschutzforschung in der Vergangenheit mit den klassischen, im Wesentlichen toxikologischen Belastungen und von dem Druck der möglichen Krankheitsentstehung geprägt war, werden die Veränderungen des Erwerbslebens künftig zunehmend die Erforschung multikausaler Zusammenhänge erfordern“, so Professor Letzel, „neue Forschungsansätze, wie beispielsweise die molekulare Epidemiologie, werden hierbei angewandt werden müssen. Nur über diese Herangehensweise können wir neben der Risikoermittlung auch die Mechanismen des Zusammenwirkens mehrerer Belastungsformen erforschen und die entsprechenden Ergebnisse in der Prävention umsetzen.“

Die 47. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. steht unter Schirmherrschaft des Bundesministers für Arbeit und Soziales, Franz Müntefering, und wird in Zusammenarbeit mit dem Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V. und dem Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften e.V. durchgeführt.

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Stephan Letzel
Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin
Tel. 06131/39-33233/35, E-Mail: arbeitsmedizin@uni-mainz.de

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Petra Giegerich idw

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