Bezahlen mit dem Handy: Die Branche trifft sich in Augsburg bei der MCTA 2007

(K.P.) Die Augsburger Mobile-Commerce-Konferenz MCTA zählt zu den wichtigsten Konferenzen im Mobile-Payment-Umfeld. Dieses Jahr stehen außer Vorträgen aus Wissenschaft und Praxis auch eine Fachmesse mit Ausstellungsständen aller wichtigen Mobile-Payment-Betreiber, die Vorstellung des zum 1. Januar gestarteten EU-Projekts SEMOPS II sowie ein Tutorial über die Entwicklung von Mobile-Payment-Geschäftsmodellen auf dem Programm. Deutsche Mobile-Payment-Unternehmen sind interessanterweise im Ausland häufig erfolgreicher als in Deutschland.

Erstmals Mobile-Payment-Fachmesse als Rahmenprogramm zur Konferenz: Alle wichtigen Anbieter vor Ort

Seit mehr als sieben Jahren warten die Deutschen auf das Bezahlen mit dem Handy. Die Nachfrage bei den Kunden ist nach wie vor groß. So hat eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums festgestellt, dass knapp die Hälfte (49,6 Prozent) der Bundesbürger das Handy gern für Zahlungsvorgänge nutzen würde. Bisherige Studien der Augsburger Arbeitsgruppe Mobile Commerce belegen die stärkste Kundennachfrage für Ticketing-Lösungen im öffentlichen Nahverkehr und bei der Bahn, für M-Parking und für Zahlungsvorgänge an Automaten. Trotz hohem Kundeninteresse konnte sich jedoch noch kein Anbieter mobiler Bezahlverfahren am deutschen Markt etablieren. „Nach dem Scheitern der Gespräche zwischen Banken und den vier Mobilfunknetzbetreibern über ein national einheitliches Verfahren kommt Innovation seit einiger Zeit ausschließlich von Seiten der spezialisierten Intermediäre“, so Dr. Key Pousttchi. Er leitete von Herbst 2004 bis Herbst 2005 das „National Roundtable M-Payment“, das vom Bundeswirtschaftsministerium ins Leben gerufen worden war und bei dem die deutschen Mobilfunkanbieter und Banken erstmals gemeinsam über das Thema berieten.

Etablierte Anbieter zeigen den aktuellen Stand

Welche spezialisierten Intermediäre derzeit auf dem deutschsprachigen Markt aktiv sind, wird den Besuchern der 7. Konferenz Mobile Commerce Technologien und Anwendungen (MCTA 2007) am 30. Januar im Rahmen einer Mobile-Payment-Fachmesse gezeigt. Vor Ort werden sieben Anbieter mobiler Bezahlverfahren an eigenen Ständen sowie mit Präsentationen – meist auf Vorstandsebene – in einer eigenen Session des Konferenzprogramms präsentieren.

Paybox austria ist das wohl erfolgreichste Unternehmen der Mobile-Payment-Szene. In Österreich wird das Verfahren bereits von mehr als 200.000 Kunden bei über 6.000 Akzeptanzstellen genutzt. Um eine rasche Durchsetzung der Lösung zu erreichen, kooperiert paybox austria mit Branchenleadern der heimischen Wirtschaft, wie ÖBB, Casinos Austria oder Cineplexx. Nachdem das Verfahren in Deutschland Anfang 2003 eingestellt wurde, etablierte sich die ebenfalls vertretene deutsche Tochter der paybox-Gruppe als Beratungs- und Systemhaus in der Mobile-Commerce-Branche und betreut weiterhin alle Applikationen der paybox-Gruppe.

Die in Krefeld ansässige NCS mobile payment Bank betreibt das mobile Bezahlverfahren Crandy und besitzt als Mobilfunkbetreiber-unabhängiger Anbieter eine Lizenz zum Betrieb elektronischer Geldgeschäfte von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Crandy ist in acht europäischen Ländern und in den USA vertreten.

Ebenso im Besitz einer solchen „kleinen Banklizenz“ ist Contopronto AS mit Sitz in Oslo. Dessen mobile Zahlungslösung LUUPAY ging erstmals im Juli 2002 in Norwegen an den Markt und expandierte seither nach Großbritannien und Polen. Seit Mai 2006 können auch deutsche Kunden mit LUUPAY bezahlen.

Weiterer Aussteller ist die Hamburger WHATEVER MOBILE, die seinen Kunden vielfältige mobile Lösungen auf Basis einer selbstentwickelten Messaging-Plattform anbietet. Daneben beinhaltet das Portfolio des Unternehmens vier unterschiedliche mobile Bezahlapplikationen für die Abrechnung von Diensten und Produkten im Micropayment-Bereich bis 10 Euro.

Neue Mobile-Payment-Verfahren werden erstmals öffentlich gezeigt

Das jüngste Mobile-Payment-Verfahren CASHBEAM wurde von Call-a-Bike-Erfinder Christian Hogl entwickelt und ist sowohl in der realen Welt als auch im Internet einsetzbar. Wie CASHBEAM genau funktioniert, wird erstmals auf der MCTA demonstriert werden.

Noch in den Startlöchern befindet sich das Verfahren m-giro der Hamburger Firma msells, das auf der Rufnummernübermittlung des Mobiltelefons basiert. Zunächst soll das Verfahren an Automaten und im Internet angeboten werden. Neben der Abrechnung von Micro- und Makrobeträgen bietet der Anbieter die Mehrwertfunktionen Altersverifikation und Telemetrie an.

Vorträge zu Mobile Payment im Konferenzprogramm

Neben der Ausstellung werden den MCTA-Besuchern in Vorträgen aus Forschung und Praxis aktuelle Informationen rund um das Thema Mobile Payment vermittelt. Dabei ist es auch in diesem Jahr gelungen, angesehene internationale Experten als Keynote Speaker zu gewinnen. Tomi Dahlberg ist Professor an der Helsinki School of Economics. Er ist einer der weltweit angesehensten Mobile-Payment-Experten und verfügt über berufliche Erfahrung sowohl aus der Mobilfunk- wie aus der Bankenwelt. Er analysiert den Mobile-Payment-Anbietermarkt und zeigt die Interessensverhältnisse von Banken und Mobilfunkanbietern auf. Bruno Prexl, ist verantwortlich für Mobile Payment bei Bouygues Telecom in Frankreich. Er wagt einen Blick in die Zukunft und diskutiert die künftige Nutzung der SIM-Karte durch Drittanbieter ebenso wie die Möglichkeiten der Near Field Communication (NFC) Technologie für Mobile Payment. Diese standardisierte Schnittstellentechnologie ermöglicht den kontaktlosen Austausch von Daten. Dr. Key Pousttchi selbst wird Ergebnisse der Mobile Payment Studie MP3 vorstellen. In der bereits dritten Studie wurden beispielsweise Fragen zur Gestaltung der Benutzerschnittstelle, die Erfordernis bestimmter Sicherheitsmerkmale und die Rolle der Banken im Kundenvertrauen geklärt.

Start des EU-Projektes SEMOPS II

Auf der MCTA wird erstmals in Deutschland das EU-Projekt SEMOPS II (Secure Mobile Payment Services) vorgestellt. Das Projektkonsortium besteht u.a. aus Motorola, Deloitte, dem italienische Bezahlplattform-Anbieter SSB, dem ungarische Clearing-House GBC und mehreren europäischen Banken. Mit dabei ist auch die Arbeitsgruppe Mobile Commerce an der Universität Augsburg, deren Aufgabe in der Überprüfung des SEMOPS-Geschäftsmodells liegt.

Das am 1. Januar gestartete EU-Projekt hat die internationale Markteinführung des mobilen Bezahlverfahrens SEMOPS zum Ziel, das bereits im Vorgängerprojekt entwickelt wurde. Das flexible Geschäftsmodell basiert auf einer verteilten Infrastruktur, die eine Kooperation zwischen Banken und Mobilfunkanbietern fördert und soziale Vertrauensaspekte berücksichtigt. Das Transaktionsmodell von SEMOPS geht davon aus, dass sensible Transaktionsdaten von den Kunden und Händlern aktiv weitergegeben statt abgefragt werden. Auf dieser Basis entwickelte das Konsortium auf europäischer Ebene ein nutzungsfreundliches Zahlungssystem für Zahlungen im Internet und Geschäften, als auch für Zahlungen zwischen Privatpersonen. Mit SEMOPS soll ein hoher Grad an Sicherheit, Verfügbarkeit, Nutzungsfreundlichkeit und Verträglichkeit zwischen den Systemen erreicht werden. Um dieses auf europäischer Ebene zu gewährleisten, wurden bestehende Standards berücksichtigt und weiterführende Regelungen auf technischer und Durchführungsebene festgelegt.

Workshop: Entwicklung von Geschäftsmodellen im Mobile Payment

Ein weiteres Highlight der Konferenz ist das am 29. Januar stattfindende Tutorial Entwicklung von Geschäftsmodellen im Mobile Payment. Dietmar G. Wiedemann, Leiter B2C und damit bei wi-mobile unter anderem für die Themen Mobile Payment und Mobile Marketing verantwortlich, beleuchtet mit seinem Tutorial eines der zentralen Problemfelder, das Geschäftsmodell für den Anbieter des Bezahlverfahrens. Anhand des von wi-mobile entwickelten Mobile-Payment-Geschäftsmodells erarbeiten die Teilnehmer in diesem Tutorial einen praxisorientierten Leitfaden zur erfolgreichen Planung, Gestaltung und Markteinführung mobiler Bezahlverfahren. Vom Leistungserstellungsmodell über Nachfragermodell, Wettbewerbsmodell und verschiedene andere Aspekte bis hin zu Partnering- und Bedrohungsmodell reichen dabei die Teilmodelle des Mobile-Payment-Geschäftsmodells der Arbeitsgruppe. „Potentiellen Anbietern mobiler Bezahlverfahren zeigen wir hier einen systematischen Ansatz auf, ihr Geschäftsmodell zu konzipieren“, so Wiedemann, der seit vielen Jahren in diesem Bereich arbeitet, über Erfahrung in der startup-Szene, u.a. als Aufsichtrat der aubergemediale AG, verfügt und ab 01. Januar 2007 auch mit der Verifikation des Geschäftsmodells des EU-Projektes SEMOPS II befasst ist.

MCTA im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Wissenschaft

Aber auch das übrige Konferenzprogramm verspricht spannend zu werden. Über die Fokusthemen Mobile Payment und Mobile Business Processes hinaus wird ein breites Spektrum von Mobile-Themen angeboten. Die Vorträge und Diskussionen auf der MCTA werden von einer Reihe hochrangiger Experten bestritten. Auf der Tagung unter dem Motto „Science meets industry“ werden neben den neuesten Trends auch eine Reihe bestehender Lösungen gezeigt. Die gesamte Konferenz dauert vom 29. bis 30. Januar. Das vollständige Programm ist unter www.mcta.de einzusehen, regulärer Anmeldeschluss ist am 19. Januar (danach ist on-site Anmeldung möglich). Da die Anzahl der Plätze insbesondere im Tutorialprogramm sehr begrenzt ist, wird eine schnelle Anmeldung unter http://www.mcta.de empfohlen.

Kontakt und weitere Informationen:

Max Schießler
Arbeitsgruppe Mobile Commerce (wi-mobile)
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon 49 (821) 598-4431
Fax +49 (821) 598-4432
max.schiessler@wi-mobile.de
Pressekontakt:
Dr. Key Pousttchi
Arbeitsgruppe Mobile Commerce (wi-mobile)
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Telefon 49 (177) 6319508
key.pousttchi@wi-mobile.de
Die Arbeitsgruppe Mobile Commerce im Web:
http://www.wi-mobile.de

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Klaus P. Prem idw

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