Welt-AIDS-Tag 2006: in Deutschland leben 56.000 HIV-Infizierte

Mit Hilfe neuer, vom Bundesgesundheitsministerium finanziell unterstützter Studien hat das Robert Koch-Institut vor knapp einem Jahr begonnen, Änderungen im Risikoverhalten genauer zu erfassen. „Damit schaffen wir die wissenschaftliche Grundlage für die Weiterentwicklung wirksamer Präventionskonzepte, um die bisher im internationalen Vergleich niedrigen HIV-Infektionsraten weiter niedrig halten zu können“, sagt Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich des Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember.

Das Epidemiologische Bulletin des RKI veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe 47/2006 vier Beiträge zu HIV: erste Auswertungen einer Studie zu Risikoverhalten bei homo- und bisexuellen Männern, eine Übersicht zur Resistenzsituation in Deutschland (derzeit werden etwa bei 15 % der HIV-Neuinfektionen Viren übertragen, die bereits gegen mindestens eines der HIV-Medikamente resistent sind), eine umfassende Analyse der HIV/AIDS-Epidemie in Europa, erste Ergebnisse der so genannten HIV-Inzidenz-Pilotstudie sowie eine neue Schätzung der „Eckdaten und Trends“. Die Eckdaten und Trends sind (im Internet) auch für jedes einzelne Bundesland verfügbar.

Die Eckdaten und Trends enthalten eine Schätzung der tatsächlich erfolgten Neuinfektion (HIV-Inzidenz) und der Zahl der Personen, die mit einer HIV-Infektion leben (HIV-Prävalenz). Die Zahl der tatsächlichen HIV-Neuinfektionen kann nicht direkt bestimmt werden, da zwischen Infektion und Test ein unterschiedlich langer Zeitraum liegen kann und nur bereits getestete Personen gemeldet werden können. Die Zahl der gemeldeten neu diagnostizierten HIV-Infektionen war in den letzten Jahren deutlich gestiegen und stagniert derzeit auf hohem Niveau: 1.197 neu diagnostizierte HIV-Infektionen im ersten Halbjahr 2006, 1.254 im ersten Halbjahr 2005 und 1.232 im zweiten Halbjahr 2005 (siehe Pressemitteilung vom 31.10.2006).

Ansätze für neue Präventionsstrategien ergeben sich aus der Anfang 2006 begonnenen „KABaSTI-Studie“ des Robert Koch-Instituts (Knowledge, Attitudes and Behaviour as to Sexually Transmitted Infections). Dabei untersuchen die RKI-Forscher Wissen, Einstellungen und Verhalten von homo- und bisexuellen Männern in Bezug auf sexuell übertragbare Infektionen. So zeigt die Auswertung, dass homosexuelle Männer die Infektionsrisiken bei bestimmten Sexualpraktiken unterschätzen. Nicht ausreichend bekannt ist auch, dass sexuell übertragbare Infektionen an der potenziellen Eintrittspforte für HIV die Barrierefunktion der Schleimhäute beeinträchtigen. So kann eine Infektion etwa mit Syphilis-Erregern bessere Bedingungen für das „Angehen“ einer HIV-Infektion schaffen. Bei HIV-Infizierten kann eine bestehende Infektion mit einem anderen sexuell übertragbaren Erreger zu einer höheren lokalen HIV-Konzentration und damit einer höheren Infektiösität führen. „Die Angebote und Möglichkeiten der Diagnostik sexuell übertragbarer Krankheiten sollten daher entgegen dem aktuellen Trend ausgeweitet und erleichtert werden“, unterstreicht Reinhard Kurth.

Auch dieses Jahr zeigen Künstler anlässlich des Welt-AIDS-Tages ihre Exponate im Robert Koch-Institut, Standort Seestraße 10, bis 31.01.2007 werktags von 9 bis 17 Uhr.

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