Kongress in Hamburg befasst sich mit Belastung durch Solarien, Computertomografien und Radon

Für weniger Spekulation und mehr wissenschaftliche Seriosität bei der weiteren Erforschung der Krebsursachen hat sich der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium Michael Müller heute auf einem Kongress in Hamburg ausgesprochen.

„Krebs lässt sich am besten durch Vorsorgemaßnahmen vermeiden. Strahlenschutz muss in Forschung, Medizin und am Arbeitsplatz gelebt werden“, so Müller. Professor Wolfgang-Ulrich Müller, Vorsitzender der Strahlenschutzkommission (SSK), sagte: „Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung bei diagnostisch oder therapeutisch eingesetzter Strahlung ist eine wichtige Voraussetzung für den Strahlenschutz“. Dies betonte auch Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe: „Die Belastung des Patienten durch diagnostische oder therapeutische Strahlung darf den Nutzen solcher Maßnahmen nicht überwiegen“.

Im Fokus der Tagung standen Diskussionen um den vermehrten Einsatz von Hochdosis-Computertomografien in der Früherkennung, aktuelle Ergebnisse zur Belastung durch Radon in Wohnräumen und das erhöhte Hautkrebsrisiko durch die Nutzung künstlicher Ultraviolett-Bestrahlung in Solarien. Die Tagung wurde vom Bundesumweltministerium und der Deutschen Krebshilfe unter Mitwirkung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) und der SSK veranstaltet.

In einer Nutzen-Risiko-Abwägung gilt es, die Lebenszeit-Strahlendosis im Blick zu behalten. Krebs ist mit rund 420.000 Neuerkrankungen und 210.000 Todesfällen jährlich die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Die Ursachen für Krebserkrankungen sind vielfältig. Erwiesen ist, dass ionisierende Strahlung (wie Röntgenstrahlung oder Gamma-Strahlung) und nicht-ionisierende Strahlung (beispielsweise UV-Strahlung) aus natürlichen und künstlichen Quellen ursächlich mit einer Krebsentstehung verbunden sein können. Hier sei, so Prof. Wolfgang Weiss, Fachbereichsleiter für Strahlenschutz und Gesundheit im BfS, eine detaillierte Information gefordert. „Ganz besonders gilt dies für freiwillige Früherkennungsuntersuchungen bei Gesunden wie für den in Mode gekommenen so genannten Manager-Check-up mittels Computertomografie. Diese erhöht die Lebenszeit-Strahlendosis um ein Vielfaches mehr als herkömmliche Röntgenverfahren“, so Weiss. Das BfS beobachte mit Sorge, dass in Deutschland, ähnlich wie in den USA, Röntgenuntersuchungen wie die Computertomografie verharmlosend als „graues Screening“ oder „Manager-Screening“ angeboten werden.

Ein hinreichendes Risikobewusstsein fehlt auch beim Radon. Weiss: „Radon verursacht ungefähr 20.000 Lungenkrebsfälle in Europa, rund 3.000 davon in Deutschland“. Vor dem Hintergrund aller wissenschaftlichen Daten hat das BfS ein Konzept für den Strahlenschutz am Bau vorgestellt, nach dem 100 Becquerel Radon je Kubikmeter Raumluft bei Neubauten nicht überschritten werden dürfen.

Drängend ist auch der UV-Schutz in Solarien. Es gilt insbesondere Kinder und Jugendliche vor der ultravioletten Strahlung zu schützen. Dazu gehört auch ein mögliches Verbot der Nutzung von Solarien für Jugendliche unter 18 Jahren. Hautkrebs ist in Deutschland die Krebsart mit der höchsten Steigerungsrate (140.000 Neuerkrankungen pro Jahr). Vor dem Hintergrund dieser hohen Neuerkrankungszahlen stellte Prof. Eckhard Breitbart, Zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention, aktuelle Ergebnisse zu Risiken von UV-Strahlung vor. „UV-bedingte Gesundheitsschäden werden in der Bevölkerung rasant zunehmen, wenn immer mehr Menschen sich neben der natürlichen Sonne auch Solarien aussetzen“, so Breitbart.

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Michael Schroeren BMU-Pressereferat

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