Labor für Medizinische Genomforschung auf dem Campus Berlin-Buch offiziell eröffnet

Das neue Labor für Medizinische Genomforschung. Es wird vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und dem Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) gemeinsam betrieben. (Photograph: Uwe Eising/Copyright: MDC)

Das Gebäude haben das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) gemeinsam gebaut. Sie schufen damit die Voraussetzung, unterschiedliche Ansätze in der Genomforschung, die systematische Suche nach Kranheitsgenen sowie die Erforschung der Funktion von Genen und ihren Produkten, den Proteinen, zusammenzuführen. Diese Forschung ist für die Entwicklung neuer Therapiekonzepte wichtig. Der für rund 19 Millionen Euro errichtete Bau des Berliner Architekten Volker Staab wurde zu 56 Prozent aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) finanziert, die restlichen rund 8,4 Millionen Euro tragen der Bund mit 6,5 Millionen Euro und das Land Berlin mit 1,9 Millionen Euro. Das Gebäude wurde nach dem russischen Genetiker Nikolai Wladimirovich Timoféeff- Ressovsky* benannt, der von 1930 – 1945 am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch gearbeitet hatte. Er gilt mit Max Delbrück, dem Namensgeber des MDC, als einer der Begründer der molekularen Genetik. Vor der Schlüsselübergabe wurde vor dem Gebäude die Büste Timoféeffs enthüllt, die der Berliner Bildhauer Stefan Kaehne 2006 geschaffen hat. Zugleich begingen MDC und FMP 75 Jahre medizinisch-biologische Forschung in Berlin-Buch. Das Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Buch war am 2. Juni 1931 offiziell mit Max Planck eröffnet worden.

Prof. Walter Birchmeier, MDC-Stiftungsvorstand, würdigte bei seiner Begrüßung das große Engagement von Bund, Land Berlin und Europäischer Union für den Campus Berlin-Buch. „Sie haben in den vergangenen Jahren in den Campus rund 237 Millionen Euro investiert. Damit konnte er zu einem hochmodernen, international kompetitiven Forschungsstandort ausgebaut werden, wie wir jetzt heute auch bei dem Labor für Medizinische Genomforschung sehen“, betonte er.

„Der Campus hat eine hervorrragende Ausgangsposition, die Aufklärung von Krankheitsursachen erfolgreich mit neuen Therapiekonzepten zu verbinden“, betonte Prof. Walter Rosenthal, Direktor des FMP. Dazu gehöre auch das neue Laborgebäude. Er dankte dem Architekturbüro Staab für die ausgezeichnete Arbeit und sagte weiter: „Das Timoféeff-Ressovsky-Haus ist vielleicht der attraktivste Bau auf diesem Campus – sozusagen der Höhepunkt der Bauaktivitäten, die dieses Areal über die vergangenen knapp 15 Jahre zu dem werden ließen, was es heute ist: Ein moderner, weltoffener Forschungscampus mit exzellenter Infrastruktur.“

Die Festvorträge hielten der Neurobiologe Prof. Thomas Jentsch, Direktor des Instituts für Molekulare Neuropathobiologie Hamburg (HMNH), der vor kurzem auf eine W3-Professur der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit dem FMP berufen wurde und der Bioinformatiker Prof. Nikolaus Rajewsky, der von der New York University (New York, USA) an das MDC, ebenfalls auf eine W3- Professur berufen worden ist. Beide werden in dem neuen Gebäude ihre Labors haben.

Prof. Jentsch, dessen Arbeitsgruppe zu gleichen Teilen von FMP und MDC finanziert wird, sprach über „Funktion erklärt durch Fehlfunktion: Krankheiten geben Einblick in die Rolle des Ionentransports“. Seine Forschungen auf diesem Gebiet trugen dazu bei, die Entstehung verschiedener Krankheiten zu verstehen. Prof. Rajewsky referierte über „Neue Therapiemöglichkeiten? Winzige menschliche Gene regulieren tausende von Zielgenen“. Er entwickelte eine Computermethode, mit der im Hochdurchsatz die Stellen im Genom identifiziert werden können, an die winzige RNA-Molekule binden und darüber letztlich die Produktion von Proteinen regulieren.

Das vierstöckige Genomforschungszentrum hat rund 3 200 Quadrameter Fläche und ist nach zweijähriger Bauzeit in diesem Jahr fertig gestellt worden. Darin befindet sich jetzt das vor einigen Jahren vom MDC im Rahmen des Deutschen Humangenomprojekts mit Fördermitteln des Bundesforschungsministeriums gegründete Gene- Mapping-Center. In dem Speziallabor mit hochmoderner technischer Ausstattung identifizieren die Wissenschaftler im Hochdurchsatzverfahren die Gene, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind. Diese Forschung ist eingebunden in das Nationale Genomforschungsnetzwerk 2 (NGFN2). Sie knüpft eng an die Proteomforschung des MDC an und ist für die Verknüpfung von klinischer und Grundlagenforschung von großer Bedeutung.

Weiter befinden sich in dem Neubau die „Proteinstrukturfabrik“ des Deutschen Humangenomprojekts (DHGP) und Berliner Strukturbiologen, an der auch MDC und FMP beteiligt sind. Ziel ist die Analyse des räumlichen Aufbaus von Proteinen mit hohem Durchsatz. Das FMP betreibt in dem Gebäude außerdem seine „Academic Screening Unit“, in der im Hochdurchsatzverfahren kleine Moleküle identifiziert werden, die an Proteine binden und eine biologische Wirkung entfalten. Diese kleinen Moleküle stellen wichtige Werkzeuge für die Forschung dar und sind zugleich auch Prototypen für neuartige Arzneimittel. Die Arbeit der „Screening Unit“ wird ergänzt von der Forschungsgruppe „Medizinische Chemie“ des FMP.

Darüber hinaus planen MDC und Charité ein „Experimental and Clinical Research Center“ (ECRC) auf dem Campus Berlin-Buch. Ziel all dieser Forschungsaktivitäten ist, wissenschaftliche Erkenntnisse schneller in der Klinik für Patienten umzusetzen.

Das MDC wurde 1992 in Berlin-Buch gegründet und hat seit dieser Zeit ein zukunftsweisendes Konzept erarbeitet, das es erlaubt, verschiedene Krankheitsbilder wie Krebs, Herz-Kreislauf- Erkrankungen sowie Hirnerkrankungen unter der Klammer der molekularen Medizin zu erforschen und die Entstehung solch komplexer Krankheitsbilder in ihrem Ursprung – in den Genen und ihren Produkten – zu verstehen. Wissenschaftler des MDC arbeiten eng mit Onkologen und Kardiologen der nahegelegenen Forschungskliniken der Charité – Universitätsmedizin Berlin im Helios Klinikum Berlin zusammen. Das MDC wird zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent vom Land Berlin finanziert. Es ist Mitglied in der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft.

Das FMP, ebenfalls 1992 gegründet, wird zu je 50 Prozent von Bund und Land gefördert. Ende 2000 zog das FMP von Berlin- Friedrichsfelde auf den Campus Berlin-Buch. Es betreibt Grundlagenforschung für die Arzneimittelentwicklung. Ziel ist es, zelluläre Regulationsprozesse aufzuklären und Möglichkeiten zu ihrer pharmakologischen Beeinflussung auf molekularer Ebene aufzuzeigen. Zu diesem Zweck erforscht das Institut Struktur, Funktion und Interaktionen von Proteinen. Einen Schwerpunkt bildet die Identifizierung von kleinen Molekülen, die an Proteine binden und deren Funktion beeinflussen. Diese Moleküle kommen als neue Wirkstoffe für Arzneimittel sowie als Werkzeuge für die Forschung in Frage. Kennzeichnend für die Forschung des Instituts ist eine enge Verknüpfung von Biologie und Chemie. Das FMP gehört zum Forschungsverbund Berlin e.V. und ist Mitglied der Leibniz- Gemeinschaft.

Weitere Informationen:

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Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Barbara Bachtler
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Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) im Forschungsverbund Berlin
Dr. Björn Maul
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
Tel.: 0049/30/94 79 31 02
Fax: 0049/30/94 79 31 09
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