Masern besser bekämpfen: WHO-Tagung im Robert Koch-Institut

In Deutschland ist die Zahl der Masernfälle deutlich gestiegen (2004: 121, 2005: 778, 2006: bisher über 1.200). Die Impfraten lagen bei den Schuleingangsuntersuchungen 2004 bei 93,3 % für die erste und 65,7 % für die zweite Impfung. Die Eliminierung der Masern – erklärtes Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – ist aber nur mit Durchimpfungsraten über 95 % erreichbar. Auf einem Workshop der WHO im Robert Koch-Institut diskutieren am 18. und 19. Mai 2006 Experten aus mehreren Staaten über Möglichkeiten, die Durchimpfungsraten zu verbessern und die Ausrottung des Virus zu erreichen. Die Tagung ist seit langem geplant. Die aktuellen Ereignisse in Nordrhein-Westfalen unterstreichen die Bedeutung der Thematik. Die WHO sieht Bedarf für ein solches Treffen in deutschsprachigen Ländern, da hier noch große Anstrengungen notwendig sind, um das Ziel der Ausrottung der Masern zu erreichen. „Alle, die sich dem Ziel der Ausrottung der Masern verpflichtet haben, müssen mehr tun“, so Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, „Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten, die es gibt. Bei 10-20 % der Erkrankten kommt es zu Komplikationen, die in Einzelfällen auch zu Behinderung und Tod führen können“. Weltweit starben im Jahr 2003 530.000 Menschen, meist Kinder, an der Viruserkrankung.

Deutschland hat sich zum Ziel der Maserneliminierung bis zum Jahr 2010 bekannt. Erfolge auf dem Weg dorthin sind die Etablierung der Masernüberwachung sowie steigende Durchimpfung in den letzten Jahren. Die Forderungen des Interventionsprogramms „Masern-Mumps-Röteln“ – im Jahre 1999 vom RKI mit wesentlichen Akteuren des Gesundheitswesens gemeinsam erarbeitet – sind aber erst zum Teil umgesetzt. Weitere Anstrengungen sind nötig, wenn das Ziel der Viruseliminierung erreicht werden soll. „Wir brauchen daher ein Impfprogramm, in dem Impfziele verbindlich formuliert werden und bei dem der Erfolg kontrolliert wird“, unterstreicht Reinhard Kurth.

Die Teilnehmer des WHO-Workshops sind Experten für Impfung, Krankheitsüberwachung (Surveillance) und gesundheitliche Aufklärung. Sie kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol sowie von der WHO. Diese Staaten und Gebiete sind in einer vergleichbar kritischen Situation wie Deutschland bei der Kontrolle von Masern und Röteln, die erschwert wird durch komplexe Gesundheitssysteme, dezentrale Verantwortlichkeiten und teilweise impfkritische Ärzte und Eltern.

Auf der Tagung wollen die Experten Erfahrungen austauschen über Wege zur Verbesserung der Durchimpfung sowie über Methoden der Surveillance von Masern, Röteln und von Impfraten. Es sollen gemeinsam noch bestehende Hindernisse beim Erreichen der für die Maserneliminierung erforderlichen Durchimpfung aufgedeckt werden und über notwendige Schritte zu ihrem Abbau beraten werden. Weitere Themen sind länderspezifische Maßnahmen und die Bedeutung einer neuen von der WHO vorgeschlagenen Strategie für die Teilnehmerländer: „Strategie zur Eliminierung von Masern und Röteln und zur Prävention der kongenitalen Rötelninfektion in der europäischen WHO-Region (2005-2010)“.

Außerdem sollen Möglichkeiten diskutiert werden, wie Ungeimpfte als Zielgruppen für Impfmaßnahmen besser erkannt und erreicht werden können und wie dabei auf die Bedenken Einzelner hinsichtlich der Sicherheit und des Nutzens von Impfungen noch überzeugender eingegangen werden kann.

Weitere Informationen: http://www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z > Masern

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