Bundesverband Geothermie: Interesse an Geothermie war noch nie so groß – 45% Wachstum im Einzelhausbereich

Die Preise für Erdöl und Erdgas haben zum Steilflug angesetzt. Die Fragen nach den politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten von den weltweiten Energierohstofflieferanten drängen immer mehr in das Zentrum der öffentlichen Diskussion. In diesem Zusammenhang verschiebt sich auch die Bedeutung Erneuerbarer Energien. Sie werden nicht mehr nur in ihrer ursprünglichen Rolle als „Klimaschützer“ wahrgenommen. Durch ihre Bedeutung für Preisstabilität und Versorgungssicherheit sortiert sich ihr Platz im Gefüge von Energiewirtschaft und Energiepolitik nachhaltig neu. Ein grundsätzliches Problem, mit dem sich die Erneuerbaren von Anfang an auseinander zu setzen hatten, war und ist die Unstetigkeit der solargebundenen Energiequellen. Inzwischen hat sich aber auch in der Öffentlichkeit immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass mit der Geothermie eine unerschöpfliche Ressource zur Verfügung steht, die eine beständige Energielieferung garantieren kann. In den vergangenen Jahren wurden die für die Nutzung erforderlichen Technologien weiterentwickelt und haben in einigen Bereichen dank Effizienz und Wirtschaftlichkeit längst Eingang in das tägliche Leben gefunden.

„Die Branche verzeichnet ein bislang nie da gewesenes Interesse an unseren technischen Lösungen,“ so Prof. Dr. Horst Rüter, Vorsitzender des Fachverbandes GtV-BV (Geothermische Vereinigung – Bundesverband Geothermie). Zwar stünden „traditionell“ Fragen der Stromversorgung im Zentrum der öffentlichen Diskussion, doch der eigentliche geothermische Renner im Markt wäre die Wärmeversorgung. Die oberflächennahen Systeme zum Heizen und Klimatisieren von Gebäuden hätten 2005 in Deutschland ein Wachstum von 45% zu verzeichnen gehabt. Auch die Kollegen in Österreich verzeichneten ähnliche Ergebnisse. Um den Ansturm bewältigen zu können, investiere die Branche kräftig. „Es ist allerdings nicht einfach, geeignetes Personal zu finden. Von unseren Unternehmen hören wir, dass hier der Arbeitsmarkt nicht genügend hergibt.“

Vor einigen Monaten konnte das geothermische Heizwerk in Pullach bei München erfolgreich in die erste Betriebsphase starten. Das schon seit etlichen Jahren ständig expandierende, mit Erdwärme gespeiste Fernwärmesystem von Erding ist inzwischen an seine Grenzen gestoßen. Die weiter wachsende Nachfrage von anschlussbereiten Kunden „zwingt“ die Verantwortlichen in der nördlich von München gelegenen Kreisstadt nun, die Kapazität um eine weitere Tiefbohrung drastisch zu erweitern. Ganz Südbayern guckt auf die Geothermie und die Chancen, die sich mit den Thermalwasservorräten für die Wärme- und Stromversorgung bieten. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich entlang des Oberrheins ab, nachdem in Landau die zweite Tiefbohrung erfolgreich abgeteuft wurde und es danach aussieht, als könnte in 2007 in der Pfalz der erste geothermische Strom ins Netz gespeist werden. Die Vielzahl der Projekte führte einerseits zu einem Engpass beim Angebot von Tiefbohrgeräten. Andererseits motivierte sie den Maschinenbau sich mit neuen, wegweisenden Konzepten für Bohranlagen zu präsentieren.

Dennoch sind die Möglichkeiten, die in der Tiefe der Erde stecken noch nicht einmal angekratzt. Um sie noch erheblich intensiver als bisher nutzen zu können, müssen auch Forschung und Entwicklung weiter vorangetrieben werden. Neben dem europäischen Projekt in Soultz-sous- Forêts, liefern die Vorhaben des GeoForschungsZentrums Potsdam und des Geo- Zentrums in Hannover derzeit wichtige Erkenntnisse für eine Verbreiterung der Basis, auf der zukünftige kommerzielle Anlage aufgebaut werden können.

„Wir wissen,“ so Rüter, „dass wir mit der Geothermie einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren, umweltfreundlichen Energieversorgung leisten können. Die Erdwärme wird in Zukunft ihren Hauptvorteil, die Stetigkeit der Energielieferung, noch weitaus besser ins Spiel bringen können.“

Die Geothermie trifft sich im Herbst wieder zu ihrer traditionellen Fachtagung, dieses Mal vom 15.-17.11 im Karlsruher Kongresszentrum. Die 9. Tagung in dieser Reihe wird sich unter dem Thema „Mehr Energie von unten“ mit dem gesamten Spektrum der Erdwärmenutzung befassen, mit Forschung und Anwendung, mit Energiepolitik, Wirtschaftlichkeit und Finanzierungsfrage, mit tiefer und oberflächennaher Geothermie, vom Kraftwerk bis zum Einfamilienhaus. Näheres findet sich unter www.geothermie.de

Media Contact

Geothermische Vereinigung e.V.

Weitere Informationen:

http://www.geothermie.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer