Künstliches Knie: Erfolgsbilanz ohne Fragezeichen?

Navigationsbild bei Implantation von Kniegelenksendoprothesen. Quelle: Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

Heidelberger Kongress am 2./3. Dezember 2005 befasst sich mit Ergebnissen und Perspektiven des Knieersatzes / Veranstalter: Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg

Wenig Komplikationen, lange Haltbarkeit: In punkto Erfolgsbilanz kann das künstliche Kniegelenk heute mit dem künstlichen Hüftgelenk längst mithalten: Mehr als 90 Prozent der Kunstgelenke halten mehr als 15 Jahre. Mit rund operierten 120.000 Patienten in Deutschland pro Jahr hat die Knieprothese die künstliche Hüfte zwar noch nicht eingeholt, ist aber auf dem Vormarsch.

Dennoch gibt es für die Fachleute noch Fragen zu klären: Welche Faktoren begünstigen Fehlschläge? Welche Rolle spielen die künstlichen Materien, welche der Prothesentyp? Bringen moderne OP-Verfahren wie minimal-invasive Chirurgie oder computergesteuerte Navigation dem Patienten Vorteile?

„Endoprothetik des Kniegelenks: Erfolg – Misserfolg – Revision: Was geschieht warum?“ lautet das Thema des 7. Kongresses der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik, der am 2./3. Dezember 2005 in der Stadthalle Heidelberg stattfindet. Der Veranstalter, die Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg, erwartet ca. 400 Experten aus ganz Deutschland.

Die Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik versammelt die bedeutendsten Experten für den künstlichen Gelenkersatz des deutschsprachigen Raums in ihren Reihen. Als gemeinsame wissenschaftliche Gesellschaft von Orthopäden und Unfallchirurgen befasst sie sich vor allem mit einem Thema: Wie lässt sich körperliche Beweglichkeit erhalten oder wiederherstellen?

Arthrose meist durch Übergewicht und Bewegungsmangel

Selten sind es angeborene Fehlstellungen wie X- oder U-Beine oder Kniegelenkschäden nach Unfall oder Entzündungen, die mit einem künstlichen Kniegelenk behandelt werden müssen. Meist leiden die Patienten an einer Arthrose, dem schmerzhafte Gelenkverschleiß, begünstigt durch Übergewicht und Bewegungsmangel. „Wenn trotz schmerzstillender und entzündungshemmender Medikamente das Laufen und Treppensteigen unmöglich ist und das Knie auch in Ruhe schmerzt, sollte eine Kniegelenkersatz erwogen werden“, erklärt Professor Dr. Volker Ewerbeck, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg.

Dann muss zunächst geklärt werden: Ist das gesamte Gelenk zerstört oder nur ein Teil? Denn die so genannte „Schlittenprothese“ bietet die Möglichkeit, den gesunden äußeren Kniegelenksanteil zu erhalten und nur den inneren Anteil künstlich zu ersetzen. „Die Ergebnisse sind mittlerweile vergleichbar mit dem Totalersatz“, berichtet Professor Ewerbeck.

„Schlittenprothesen“ bei Teilschädigung des Gelenks erfolgreich

Rund 25 Prozent der insgesamt 450 Knie-Endoprothesen, die jedes Jahr in der Orthopädi-schen Universitätsklinik Heidelberg implantiert werden, gehören zum Schlittentyp. Regelmäßig bietet die Klinik stark nachgefragte Trainingskurse zu Erlernen dieser Operationstechnik an.

Weitere Themen des Heidelberger Kongresses sind neue Prothesentypen sowie Kunststoff-Materialen, die der Abnutzung und dem gefürchteten Abrieb winziger Kunststoffpartikel, die zu entzündlichen Reaktionen führen können, immer besser Stand halten. In der alternden Gesellschaft ist der Knieersatz einer der Eingriffe mit den größten Zuwachsraten. Die Frage nach Notwendigkeit und Bezahlbarkeit drängt sich auf. Prominente Gastredner aus dem Gesundheitswesen diskutieren, woher die Kostenexplosionen im Gesundheitswesen tatsächlich stammen und wie sie sinnvoll gesteuert werden können.

Ansprechpartner:
Professor Dr. Volker Ewerbeck
Ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg
Telefon (Sekretariat) 06221 / 96 6302

Programm der Tagung im Internet:
www.ae-germany.com/cal.php?stamp=1133478000&s=show

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Dr. Annette Tuffs idw

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