Was kann die Medizin von der Hurrikan-Forschung lernen?

4. Internationaler Kongress zu komplexen Systemen beim kritisch kranken Patienten, Köln, 29.09. – 01.10.2005

Nach den schweren Hurrikans in den USA haben Klimaforscher Hochkonjunktur. Aufgrund ihrer Forschung sind sie immer besser in der Lage, schwere Stürme in ihrem Weg und ihrer Intensität vorherzusagen und über Frühwarnsysteme die Bevölkerung zu warnen.

Kann die Medizin von Klimaforschern und ihren komplexen Modellen lernen? Ja, behaupten Wissenschaftler. Denn übertragen auf die Medizin sei ein solcher Hurrikan durchaus vergleichbar mit den Folgen nach einem schweren Unfall: „Ein Unfall löst eine äußerst komplexe Reaktion des Körpers aus, die wir nur in Teilen verstehen. Bisher gab es keine Ansätze, die verschiedenen Teile der komplexen Körperreaktion im Sinne einer Synthese zu vereinen. Die bisherige Forschung, für die enorme Gelder seitens der öffentlichen Förderer und der Pharmaindustrie ausgegeben werden, konzentriert sich auf das Verstehen von Einzelteilen der Reaktion des Körpers, der Organe oder der zellulären und immunologischen Folgen (reduktionistische Forschung), nicht aber auf die Syntheseforschung“, erklärt Prof. Dr. Edmund Neugebauer, Leiter des Zentrums für operative Forschung.

Nach dem Willen Neugebauers soll sich das ändern. Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Industrie findet in Kooperation mit der Europäischen Gesellschaft für Schockforschung vom 29. Sept. – 01. Okt. 2005 in Köln ein internationaler Kongress zum Thema „Complexity in Acute Illness“ statt. Träger dieses Kongresses ist eine vor zwei Jahren neu gegründete wissenschaftliche Gesellschaft mit dem Namen „Society for Complexity in Acute Illness“, deren Präsident Neugebauer ist. Im Oktober wechselt der angesehene Wissenschaftler als Lehrstuhlinhaber für chirurgische Forschung und Direktor des Institutes für Forschung in der operativen Medizin von der Universität Köln an die Universität Witten/Herdecke.

Auf dem internationalen Kongress mit Spitzenforschern aus den Bereichen Biologie, Intensivmedizin, Traumatologie, Bioinformatik, Mathematik und Industrie geht es um neue Ansätze zum Verstehen komplexer Systeme. Inzwischen existieren Computermodelle, die in der Lage sind Zellen, Organsysteme oder den ganzen Menschen mit ihren Auswirkungen auf einen Unfall oder eine Ganzkörperentzündung abzubilden, um hieraus ein besseres Verständnis für klinische Handlungen abzuleiten. „In Silico Modeling“ und „Systems Biology“ heißen die neuen Schlagwörter in der Frontforschung. Wichtig ist, dass sich Bioinformatiker und Kliniker verstehen, das heißt dass sie die gleiche Sprache sprechen. Dies ist ein nicht ganz leichtes Unterfangen, aber erste Erfolge zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die USA hat für die neuen Wege bereits enorme Forschungsgelder freigemacht. Wir müssen aufpassen, dass wir den Anschluss in Deutschland nicht verpassen, so Prof. Neugebauer.

Kontakt:
Prof. Dr. E. Neugebauer,
Tel.: 0221 98957-0, Fax: 0221 98957-30,
E-Mail: sekretariat-neugebauer@uni-koeln.de

4. Internationaler Kongress zu komplexen Systemen beim kritisch kranken Patienten in Köln (29.09. – 01.10.2005),
Ort: Maternushaus,
Kardinal-Frings-Str. 1-3,
50931 Köln (
Tel.: 0221/1631-0).
Tagungsgebühr: 150, er, 100 Euro.
Anmeldung unter www.iccai.org

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Dr. Olaf Kaltenborn idw

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