EUROFORUM-Konferenz : 1. Deutsches Standortforum für Automobilzulieferer

Einer Umfrage des Fraunhofer-Instituts zufolge produzieren 34 Prozent der Automobilzulieferer im Ausland. Gründe sind in erster Linie Kostenaspekte, Kundenbindungen zu sichern und die Erschließung neuer Märkte. Welche Faktoren bei der Wahl des richtigen Standortes entscheidend sind, erläutern zahlreiche Experten aus Politik, Wirtschaft und Forschung auf dem „1. Deutschen Standortforum für Automobilzulieferer“ (5. und 6. Juli 2005, Köln). Die Euroforum-Konferenz gibt einen umfassenden Überblick über die aktuellen Standorte wie Deutschland, China, Indien, UK sowie Mittel- und Osteuropa. Der DIW-Präsident Prof. Dr. Klaus Zimmermann übernimmt den Vorsitz des Standortforums.

Die generellen Herausforderungen an den Wirtschaftsstandort Deutschland stellt Prof. Dr. h.c. mult. Wolfgang Franz vor. Unter anderem geht der ZEW-Präsident auf Exporte und internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, Reformen am Arbeitsmarkt und Unternehmenssteuerbelastung ein. „Deutschland ist ein hervorragender Wirtschaftsstandort, wenn alle Reformen vorangebracht werden“, meint Franz und mahnt: „Ohne Fortsetzung des Reformkurses will sich das Vertrauen in eine nachhaltige Konjunkturerholung nicht einstellen.“ Magere Ergebnisse eines Jobgipfels, die anschließend wieder teilweise zerredet werden, reichten keinesfalls aus. (Quelle: ftd.de 19.4.2005)

Über die Bedeutung des Standortes Deutschland als Fertigungsstandort spricht Stefan E. Buchner (Leiter Materialeinkauf Nutzfahrzeuge, DaimlerChrysler AG). Er stellt die DaimlerChrysler Einkaufsphilosophie vor und erläutert die Erwartungen des Automobilkonzerns an die Automobilzulieferer.

Die Vorteile einer Investition in Großbritannien schildert Prof. D. Garel Rhys OBE (Director of the Center for Automotive Industry Research CAIR, Cardiff Business School, UK). Der UK-Automobilexperte liefert Informationen über den aktuellen ökonomischen Hintergrund, geht auf die „neue” Automobilindustrie in Großbritannien und die Erwartungen für Automobilfirmen sowie Zulieferer ein.

Teile für Lkw-Motoren und Pkw will der oberösterreichische Miba-Konzern ab 2006 in China herstellen. Schon im Jahr 2008 werde alleine China mit 700.000 Lkws so viele Nutzfahrzeuge produzieren wie Europa und die USA gemeinsam, während in Europa kaum mit Zuwächsen gerechnet werden könne. So begründete Dr. h.c. Peter Mitterbauer, Vorstandsvorsitzender der Miba AG, auf der Bilanzpressekonferenz am 4. Mai unter anderem den Bau eines Miba-Werks nahe Shanghai. Auf der Euroforum-Tagung spricht der Miba-Chef über den Aufbau ausländischer Standorte und die Sicherung inländischer Standorte. Weiterhin stellt er die Vision für 2008 vor: „2008 wollen wir unserem definierten Unternehmensziel – weltweit kein Fahrzeug ohne Miba-Technologie – zumindest nahe kommen.“

Manfred J. Remmel ,CEO und President der Magna Steyr AG & Co KG, hat seine Teilnahme an dem Event für die Automobilbranche ebenfalls zugesagt.

Auf eine bereits erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Fahrzeug Joint Ventures und Zulieferanten in China kann Reinhard Fischer (Leiter Produkt Management, Volkswagen Group China) zurückblicken. Neben der aktuellen Situation des Automobilmarktes geht Fischer auf die Auswirkungen der chinesischen Automobil-Politik ein und gibt Hinweise für die Lieferantenwahl.

„An China geht kein Weg vorbei“, ist sich auch Prof. Dr. Markus Taube (Leiter des Lehrstuhls Ostasienwirtschaft, Universität Duisburg-Essen) sicher. Man sollte nur gut vorbereitet sein: Der Ostasienexperte Taube geht daher in seinem Vortrag detailliert auf die Strukturmerkmale der chinesischen Automobilindustrie ein, beleuchtet die regionalen Schwerpunkte der Automobilindustrie in China und erläutert Probleme der Produktpiraterie und des Know-how-Schutzes. Taubes These zur wirtschaftlichen Entwicklung China – vorgestellt in einem Interview mit der Deutschen Welle – lautet: China ist bereits viel weiter, als im öffentlichen Bewusstsein wahrgenommen wird. „Der technologische Gehalt chinesischer Exporte ist deutlich höher als wir uns das meistens vorstellen. Und ist im Endeffekt auch viel höher als die Exporte vieler osteuropäischer Staaten“. Dass China zugleich das weltgrößte Heer an Naturwissenschaftlern und Ingenieuren ausbildet, hält Taube ebenfalls für eine wichtige Entwicklung, denn dadurch werden langfristig in China neben Niedriglohnsektoren auch High-Tech-Inseln entstehen.

„Deutschland und seine Automobilzulieferindustrie – ein attraktiver Standort für ausländische Investoren“, erklärt der Managing Director der Stadco GmbH, Heinz E. Schmitz. Aus Sicht eines ausländischen Investors erläutert Schmitz die Gründe, die für eine Investition in Deutschland sprechen, geht aber auch auf Probleme und Schwächen ein. Weiterhin schildert er die Umsetzung im Stadco JIT-Werk innerhalb des Ford Supplier Parks in Saarlouis. Dort werden unter anderem auch Karosserie-Module für den Focus und C-Max gefertigt.

Auch in Osteuropa wird die Automobilindustrie weiterhin stark investieren. Über die Vor- und Nachteile der Produktion in Billiglohnländern spricht auf der Euroforum-Tagung Lars Holmqvist (CEO, European Association of Automotive Suppliers CLEPA). Er beleuchtet die Situation in den nächsten zehn Jahren und geht auf künftige Käuferschichten ein. Holmqvist gibt zu bedenken, dass in Osteuropa nicht nur neue Jobs entstünden, sondern im Westen bestehende Arbeitsplätze nach Osteuropa verlagert werden – sowohl in der Produktion als auch in der Forschung und Entwicklung.

Bei einer Auslandsinvestition spielt natürlich auch die Finanzierungsfrage eine große Rolle: Zu Absatz-, Kosten- und Preisrisiken, Währungsrisiken, politischen Risiken, Optimierung bei Steuern und Investitionshilfen gibt Dr. Axel Radü (Direktor KfW Ipex Bank) detailliert Auskunft. Allgemein gilt seiner Ansicht nach: „Patentrezepte für die Finanzierung von Auslandsinvestitionen gibt es nicht – am Anfang muss die Analyse der Risiken und Chancen stehen.“

Neben Lohnkosten und Qualifizierung potenzieller Mitarbeiter sind natürlich die Vorstellung der Auftraggeber – der OEM – ausschlaggebend. Das Anforderungsprofil der OEM an 1rst-tier und 2nd-tier supplier stellt Dr. Klaus Probst (Vorstandsvorsitzender Leoni AG) vor. Die wesentlichen Wettbewerbsfaktoren, die Aufgabenteilung zwischen Center of Competence und Produktionsstandorten sowie Standortstrategien sind weitere Themen seines Vortrags. Probst ist überzeugt, dass ein anerkannter und leistungsfähiger Automobilzulieferer heute in allen wichtigen Regionen mit Produktionsstandorten präsent sein müsse. Zunehmend werde aber auch Entwicklungsleistung vor Ort notwendig sein.

Das Standortforum bietet eine interessante Plattform, um wichtige Aspekte der Standortwahl zu diskutieren und liefert die Grundlagen, um eigene Strategien und Konzepte zu entwickeln. Angesprochen sind Führungskräfte der Automobilhersteller und Zuliefererindustrie sowie Mitarbeiter industrienaher Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmensberatung.

Media Contact

Claudia Büttner EUROFORUM

Weitere Informationen:

http://www.euroforum.com

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