Internationale Tagung anlässlich des 100. Todestages des Leipziger Geographen Friedrich Ratzel

Aus Anlass des 100. Todestages von Friedrich Ratzel veranstaltet das Leibniz-Institut für Länderkunde vom 18. bis 20. November 2004 eine internationale Tagung zu Leben und Werk des weltbekannten Leipziger Geographen. Experten aus den USA, Frankreich, England und Deutschland diskutieren den Einfluss zeitgenössischer politischer Strömungen auf das Werk Friedrich Ratzels, dessen Konzeption der Regionalen Geographie und seine Wirkungen auf andere Wissenschaften. Andere Beiträge beschäftigen sich mit Ratzels politisch-geographischem Denken, der Rezeptionsgeschichte und der Bedeutung seiner Ideen für die heutige Geographie.

Zum Auftakt des Kongresses findet am 18. November in Leipzig in der Alten Nikolaischule ein öffentlicher Abendvortrag statt. Der Kulturwissenschaftler Dr. Matthias Middell spricht ab 19 Uhr zum Thema „Ratzel, Leipzig und die Historiographie“. Das ausführliche Tagungsprogramm ist im Internet unter www.ifl-leipzig.de (Aktuelles) nachzulesen.

Friedrich Ratzel (30.8.1844-9.8.1904) gehörte zu jenen Wissenschaftlern, deren Arbeiten die deutsche Geographie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts weltweit bekannt gemacht haben. Und auch heute noch sorgen seine Gedanken für lebhafte wissenschaftliche Diskussionen. Wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen hat das geistige Milieu an der Universität Leipzig, das von anregenden Gesprächen über Fächergrenzen hinweg geprägt war. Der Gedankenaustausch mit Ökonomen und Historikern, mit Anglisten, Psychologen und Theologen hat im Werk Ratzels deutliche Spuren hinterlassen.

Ratzel war ein Gelehrter, der über den Hochschulunterricht und vor allem über seine Publikationen wirkte. Über 1200 Titel umfasst sein Oeuvre. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die zweibändige „Anthropogeographie“ (1882/91), die dreibändige Völkerkunde (1885-1888), die „Politische Geographie“ (1897), seine Landeskunde von Deutschland (1898). Ratzels Vorstellungen wurden zur Grundlage eines anschaulichen Erdkundeunterrichts, der ein Verständnis sowohl von weltweiten Zusammenhängen als auch von lokalen Besonderheiten zu wecken versuchte. Seine „Politische Geographie“ wurde zur Basis der sich in der Weimarer Republik formierenden Geopolitik und in der Rezeption Karl Haushofers zu einer der Quellen der nationalsozialistischen Lebensraumideologie.

In der Nachkriegszeit war es lange Zeit still um Ratzel geworden. Heute werden seine Schriften abermals intensiv diskutiert – nicht zuletzt im Zuge der Renaissance der Politischen Geographie und der Wiederentdeckung des Raumes in den Kulturwissenschaften. Ratzels umfangreicher Nachlass wird im Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig-Paunsdorf aufbewahrt.

Das 1992 neu gegründete Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig ist das einzige außeruniversitäre Forschungsinstitut für Geographie in Deutschland. Es betreibt grundlagenorientierte Forschungen zur Regionalen Geographie Deutschlands und Europas und bereitet regionalgeographische Informationen für eine breite Öffentlichkeit auf.

Weitere Informationen:

Dr. Ute Wardenga
Leibniz-Institut für Länderkunde e.V.
Schongauerstr. 9
04329 Leipzig
Tel.: 0341/255-6510
Fax: 0341/255-6598
E-Mail: U_Wardenga@ifl-leipzig.de

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Peter Wittmann idw

Weitere Informationen:

http://www.ifl-leipzig.de

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