Jahresbericht 2003 der VolkswagenStiftung erschienen – 100 Millionen Euro für die Wissenschaft

VolkswagenStiftung legt Jahresbericht 2003 vor. Förderung weiter auf hohem Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr wurden deutlich mehr Vorhaben bewilligt, an denen Einrichtungen im Ausland beteiligt sind.

Drei neue Förderinitiativen der Stiftung im Jahr 2003: zur Theorie komplexer Systeme, zu den Fertigungsprozessen multifunktionaler Oberflächen – und zum sub-saharischen Afrika (siehe mittleren Textabschnitt dieser PM).

99,2 Millionen Euro hat die VolkswagenStiftung im Jahr 2003 wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland zur Verfügung gestellt – gemäß ihrem Auftrag, Wissenschaft und Technik in Forschung und Lehre zu fördern. Dabei gingen die 51,7 Millionen Euro „Allgemeine Fördermittel“ zu gut 44 Prozent an die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften sowie zu jeweils rund 24 Prozent an die Biowissenschaften einschließlich der Medizin beziehungsweise an die Natur- und Ingenieurwissenschaften einschließlich der Mathematik (siehe Förderstatistik S. 150 ff. im Jahresbericht 2003)*. Der Rest entfiel auf Fachgebietskombinationen. Der satzungsgemäß an wissenschaftliche Einrichtungen in Niedersachsen zu vergebende Anteil, das Niedersächsische Vorab, belief sich 2003 auf 47,5 Millionen Euro (S. 127 ff.).

Mit einem Kapital von mittlerweile 2,1 Milliarden Euro ist die VolkswagenStiftung einer der größten privaten Wissenschaftsförderer in Europa. „Auch im vergangenen Jahr konnten wir – trotz anhaltender Schwächen an den Kapitalmärkten – das Fördervolumen mit rund 100 Millionen Euro in beachtlicher Höhe aufrecht erhalten“, erklärte Generalsekretär Dr. Wilhelm Krull jetzt mit Erscheinen des Jahresberichts 2003.

Von Seiten der Forschung gab es auch im Jahr 2003 wieder eine große Nachfrage nach Fördermitteln. In Zahlen: 987 Anträge über eine Gesamtantragsumme von 229,7 Millionen Euro gingen bei der Stiftung ein. Bei den Allgemeinen Fördermitteln konnten im vergangenen Jahr 38 Prozent der eingereichten Anträge und 20 Prozent der insgesamt beantragten Summe bewilligt werden. Hier ist zudem zu berücksichtigen, dass in einigen Förderinitiativen eine positiv begutachtete Skizze Voraussetzung für das Einreichen eines Antrags ist. Insgesamt unterstreichen diese Zahlen den Wettbewerbsdruck, dem die geplanten Fördervorhaben unterliegen. Nur die Besten setzen sich durch.

Auch im Jahr 2003 war die grenzüberschreitende Wissenschaftsförderung ein wichtiges Ziel der VolkswagenStiftung. So wurden an ausländische Einrichtungen, an deutsche Einrichtungen im Ausland sowie zu Gunsten ausländischer Kooperationspartner im Rahmen von Inlandsbewilligungen für 188 Projekte (50 mehr als im Vorjahr!) 7,6 Millionen Euro vergeben. Auf das europäische Ausland entfielen 3,6 Millionen Euro, auf das außereuropäische entsprechend 4,0 Millionen Euro. Beispielhaft für das grenzüberschreitende Engagement der Stiftung ist die Mitte 2003 eingerichtete Förderinitiative zum sub-saharischen Afrika (siehe nachfolgenden Text).

Zahlen und Fakten in der Übersicht im letzten Viertel dieser Pressemitteilung.

Drei neue Förderinitiativen im Jahr 2003 aufgelegt

1. Im Juni 2003 richtete die VolkswagenStiftung eine neue auslandsorientierte Förderinitiative ein: „Wissen für morgen – kooperative Forschungsvorhaben im sub-saharischen Afrika“. Die Stiftung will Forschung und Lehre im Afrika südlich der Sahara nachhaltig stärken durch die gezielte Förderung von Vorhaben, die von afrikanischen Wissenschaftlern gemeinsam mit deutschen Partnern entwickelt und durchgeführt werden. Im Rahmen der Projekte soll explizit der wissenschaftliche Nachwuchs in der Region Möglichkeiten zur Höherqualifizierung erhalten. Zugleich geht es um die Entwicklung, Stärkung und Erweiterung innerafrikanischer wissenschaftlicher Netzwerke.

Das Förderangebot richtet sich an alle Disziplinen. Im Vordergrund stehen jedoch Vorhaben, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit die Zukunftschancen der afrikanischen Wissenschaft selbst nachhaltig verbessern, sich Fragen und Problemstellungen zuwenden, die für die künftige Entwicklung der afrikanischen Gesellschaften zentrale Bedeutung haben – und die die vor Ort gegebenen Besonderheiten und Vorteile sinnvoll nutzen.

Um zukunftsorientierte Untersuchungsgebiete gemeinsam zu identifizieren, konzipiert die VolkswagenStiftung in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Themenworkshops und richtet diese aus. An die in deren Verlauf identifizierten relevanten Forschungsfragen schließen sich Ausschreibungen für konkrete Forschungsvorhaben an. Zwei solcher Workshops fanden bereits statt, die jeweils darauf bezogenen Ausschreibungen (siehe unter www.volkswagenstiftung.de) laufen. Des Weiteren in Planung sind derzeit Veranstaltungen zu den Themen „Resources, their dynamics and sustainability – capacity-development in comparative and integrative approaches“ und „Violence, its impact and coping strategies“ (beide im September 2004). „Damit zeigen sowohl die Zielrichtung dieser neuen Förderinitiative als auch die Themenpalette der ersten Workshops, dass die VolkswagenStiftung bestrebt ist, die weit verbreitete ’Forschung über Afrika’ zu ergänzen durch eine ’Forschung mit’ – sie also den Weg bereitet für eine partnerschaftlich durchgeführte afrikanisch-deutsche Forschung zu gemeinsamen wissenschaftlichen Themen und Fragestellungen“, sagt Generalsekretär Wilhelm Krull.

2. Die Ende 2003 eingerichtete Förderinitiative „Innovative Methoden zur Herstellung funktionaler Oberflächen“ hat zum Ziel, in gemeinsamen Forschungsansätzen von Ingenieuren und Oberflächenspezialisten die prozessintegrierte Oberflächentechnologie voran zu treiben. Die Idee der integrierten Produktionstechnologie zielt auf die Vereinigung mehrerer Prozessschritte, und zwar durch die Kombination bestehender oder die Entwicklung neuer Fertigungsverfahren. Bislang folgten etwa die Herstellung eines Bauteils und die erforderliche Veränderung von dessen Oberfläche (zum Beispiel Veredelung) meist aufeinander. Diese sequenzielle Fertigungsweise bringt sowohl erhebliche ökonomische Nachteile (höhere Fehlerwahrscheinlichkeit, lange Herstellungszeit, geringe Flexibilität) mit sich als auch ökologische (kein „Clean-Prozess“ möglich, erhöhte Mengen an Abfall, mehr Produktionsmitteleinsatz).

Dieses Problem erkannt, fordert die VolkswagenStiftung jetzt mit der Initiative die Wissenschaft heraus, sich im Bereich der Produktions- und Oberflächentechnik innovativen und durchaus auch unkonventionellen Fragen zu stellen. Die Stiftung erhofft sich davon einerseits neue Impulse für die ingenieurwissenschaftliche Forschung in Deutschland. Zum anderen wird eine erfolgreiche Bearbeitung der komplexen Problemstellungen Interdisziplinarität befördern und dabei konkret die Zusammenarbeit von Ingenieuren mit Physikern, Chemikern oder auch Biologen verstärken. Ein vergleichbares Angebot existiert in der internationalen Förderlandschaft nicht.

3. Mit der ebenfalls Ende 2003 eingerichteten Förderinitiative „Neue konzeptionelle Ansätze zur Modellierung und Simulation komplexer Systeme“ möchte die VolkswagenStiftung zu Projekten anregen, die auf ein besseres Verständnis komplexer Systeme abzielen. Als komplex wird hier ein aus vielen Elementen bestehendes System dann aufgefasst, wenn trotz guter Kenntnis seiner einzelnen Bausteine und ihrer grundlegenden Interaktionen sich die Eigenschaften des Gesamtsystems mit den bisher zur Verfügung stehenden Methoden nicht ableiten lassen. Solche Systeme kennt man gut aus den Biowissenschaften, doch auch Kommunikationsnetze oder Ökosysteme – die Liste ließe sich fortsetzen – lassen sich als beispielhafte Felder nennen.

In vielen Bereichen der Wissenschaft sind Modellbildung und Computersimulation noch nicht so weit entwickelt, dass experimentelle Ergebnisse nachvollzogen, interpretiert oder gar vorhergesagt und optimiert werden können – auch hier soll die Förderinitiative zu einer Verbesserung der Situation beitragen. In den kommenden Jahren wird die Stiftung unter dem Dach der Initiative verschiedene fachübergreifend angelegte Themengebiete auswählen, zu denen sie dann Forschungsvorhaben fördert. Den Beginn markierte eine Ausschreibung zur „Computersimulation molekularer und zellulärer Biosysteme sowie komplexer weicher Materie“.

Im folgenden Text finden Sie Zahlen und Fakten zum Jahr 2003.

Fakten und Zahlen aus der Förderstatistik (Jahresbericht 2003)

Im Jahr 2003 wurden 99,2 Millionen Euro bewilligt:
51,7 Millionen Euro Allgemeine Fördermittel und
47,5 Millionen Euro als Niedersächsisches Vorab.

Allgemeine Fördermittel:
22,9 Millionen Euro für die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
(201 Vorhaben),
12,2 Millionen Euro für die Biowissenschaften einschließlich Medizin
(64 Vorhaben),
11,4 Millionen Euro für die Naturwissenschaften und die Mathematik
(82 Vorhaben),
1,2 Millionen Euro für die Ingenieurwissenschaften (16 Vorhaben)
4,0 Millionen Euro für Fachgebietskombinationen (14 Vorhaben).

987 Anträge über eine Gesamtantragsumme von 229,7 Millionen Euro gingen bei der Stiftung ein.

Bewilligungsquote bei den Allgemeinen Fördermitteln im Jahr 2003:
38 Prozent der entschiedenen Anträge und
20 Prozent der insgesamt beantragten Summe

Anzahl der bewilligten Vorhaben nach Empfängergruppen:
274 erfolgreiche Anträge kamen von wissenschaftlichen Hochschulen und
81 von anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, jeweils in Deutschland;
22 von wissenschaftlichen Einrichtungen im Ausland.

Im Jahr 2003 wurden insgesamt 7,6 Millionen Euro zu Gunsten wissenschaftlicher Einrichtungen im Ausland bewilligt.

Von 1962 (Arbeitsaufnahme der Stiftung) bis Ende 2003 wurden 27 448 wissenschaftliche Projekte mit rund drei Milliarden Euro gefördert.

Im Jahr 2003 wurden drei Förderinitiativen neu eingerichtet:
„Wissen für morgen – kooperative Forschungsvorhaben im sub-saharischen Afrika“, „Innovative Methoden zur Herstellung funktionaler Oberflächen“ und „Neue konzeptionelle Ansätze zur Modellierung und Simulation komplexer Systeme“.

*) Alle Seitenverweise beziehen sich auf den Jahresbericht 2003

Media Contact

Dr. Christian Jung idw

Weitere Informationen:

http://www.volkswagenstiftung.de

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