Erste Bologna-Chemie-Konferenz in Dresden

Impulse für eine exzellente Chemieausbildung in Europa

An den europäischen Hochschulen sind derzeit große Veränderungen im Gange. Nach einem Beschluss der Bildungsminister, der sog. Bologna-Deklaration, sollen einheitlich Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt werden. Auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung findet am 14. und 15. Juni 2004 an der Technischen Universität Dresden die erste internationale Konferenz „Chemistry Studies in the European Higher Education Area“ statt. Sie hat zum Ziel, Empfehlungen zu erarbeiten, wie europaweit vergleichbare Bachelor- und Masterstudiengänge für Chemie und die molekularen Wissenschaften an den Hochschulen inhaltlich strukturiert werden sollten. Die Konferenz will entscheidend dazu beitragen, dass höchste Qualitätsmaßstäbe an die Chemieausbildung in Europa angelegt werden können. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), Organisator der Veranstaltung, hat namhafte Referenten und Workshopleiter aus dem In- und Ausland gewinnen können. Insgesamt werden sich rund 180 Teilnehmer aus 25 europäischen Ländern in Dresden treffen. Die Konferenz ist auch für die Industrie von Bedeutung, wird sie doch künftig Chemiker mit neuen Abschlüssen und Qualifikationen einstellen.

GDCh-Präsident Professor Dr. Henning Hopf, Braunschweig, und der Präsident der Föderation der Europäischen Chemischen Gesellschaften, Professor Dr. Garbor Náray-Szabó, Budapest, eröffnen die Veranstaltung, an der vonseiten des BMBF MinDirig Christoph Ehrenberg teilnehmen und in die Thematik einführen wird. Der Vorsitzende der GDCh-Bologna-Kommission, Professor Dr. Terence Mitchell, Dortmund, nimmt im ersten Plenarvortrag Stelllung zu den erforderlichen Qualifikationen des „Eurobachelor in Chemistry“. Hier müssen Standards vorgegeben werden, die es ermöglichen, dass der Bachelor-Abschluss europaweit grundsätzlich zum Weiterstudium in einem Masterstudiengang berechtigt. Andererseits muss gewährleistet sein, dass der Bachelor-Abschluss auch den Anforderungen an den europäischen Arbeitsmarkt genügt.

Um die inhaltlich keineswegs einheitlichen Studiengänge – jede Hochschule wird eigene Schwerpunkte anbieten – vergleichbar zu machen, wurde das „European Credit Transfer and Accumulation System“ (ECTS) eingeführt. Der Studierende muss Credit-Punkte sammeln, die für seine geleistet Arbeitszeit und für erfolgreich absolvierte Prüfungen vergeben werden. Am Ende des Studiengangs muss er die vorgegebene Punktzahl erreichen. Für die ECTS-Kommission wird Professor Dr. Arne van der Gen aus den Niederlanden über den Stand der Diskussionen berichten, in diesem Zusammenhang auf die verstärkte Modularisierung des Chemiestudiums eingehen und das sog. „Diploma Supplement“ ansprechen, ein Dokument, das eine Übersicht über die Inhalte des absolvierten Studiengangs bietet.

Dieses Dokument wird beim Wechsel des Studienortes, beim Übergang vom Bachelor- in den Masterstudiengang und vor allem bei der Bewerbung um die erste Anstellung hilfreich und notwendig sein. Doch welche Berufsperspektiven kann die Industrie, die vor allem in Deutschland bislang fast ausschließlich promovierte Chemiker einstellte, den neuen Bachelor- und Master-Absolventen bieten? Wird sie weiterhin den nunmehr an das Masterstudium anschließenden Promotionsstudiengang für die überwiegende Zahl der Einstellungen voraussetzen? Auf diese Fragen wird GDCh-Vorstandsmitglied Professor Dr. Dieter Jahn von der BASF AG eingehen.

Schließlich wird das „Vernetzte Studium – Chemie“ auf der Konferenz in Dresden vorgestellt. Diese webbasierte, interaktive Lernplattform dient der Unterstützung der Hochschulausbildung, wie auch in Teilen der beruflichen Aus- und Weiterbildung in der Chemie. Sie hat also nicht den Anspruch, eine virtuelle Universität zu sein. Die angebotenen multimedialen Unterrichtsmaterialien begleiten die Lehre. Sie lassen sich zu immer wieder neuen Lehr- und Lerneinheiten verknüpfen. Professor Dr. Alfred Maelicke, Mainz, stellt dieses Leitprojekt des BMBF, das in einem Zeitraum von fünf Jahren entwickelt wurde, der europäischen Fachwelt vor.

Von größter Bedeutung für die Konferenz sind die insgesamt sechs Workshops, zu den in den Vorträgen angerissenen Themen. Von jedem Workshop wird es einen Ergebnisbericht geben mit daraus resultierenden Empfehlungen für die weitere Vorgehensweise. Die Konferenz wird umfassend dokumentiert. Von ihr werden entscheidende Impulse für eine exzellente Chemieausbildung in Europa ausgehen.

Media Contact

Dr. Renate Hoer idw

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

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