Molekulare Wirkungsmechanismen von Nährstoffen

Zuckerkrankheit, Fettsucht, Knochenbau, Lebensalter: Wie Vitamine, Fette und Spurenelemente die Aktivität unserer Gene beeinflussen – das ist der Titel des Mosbacher Kolloquium der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V. zu molekularen Wirkungsmechanismen von Nährstoffen.

Das 55. Mosbacher Kolloquium der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) e.V. findet vom 1. – 3. April 2004 in Mosbach (Baden) statt. Unter dem Thema How nutrients influence gene activity diskutieren rund 300 Teilnehmer aus neun europäischen Ländern und den USA über molekulareWirkungsmechanismen von Nährstoffen. Dies soll zum besseren Verständnis der Auswirkungen unserer Ernährung im gesunden wie im kranken Organismus beitragen.

„Hmmm, es schmeckt mir doch gleich viel besser, seitdem ich weiß, wie gesund meine Schokolade ist mit den enthaltenen Vitaminen und Mineralstoffen“, so tönt es aus der Radiowerbung. Über den Sinn oder Unsinn von Nahrungsbestandteilen und Ergänzungsstoffen wird viel diskutiert. Für die Ernährungsindustrie ist die Werbung mit Inhaltsstoffen ein wichtiges Thema. Doch was bewirken einzelne Nahrungsbestandteile spezifisch in unserem Körper? Von einer wachsenden Zahl von Nahrungsbestandteilen ist bekannt, wie sie in den einzelnen Körperzellen Signale vermitteln und die Aktivität von Genen beeinflussen. Die neuesten Erkenntnisse zu diesen molekularen Wirkmechanismen und ihren Auswirkungen im gesunden wie im kranken Organismus werden auf dem 55. Mosbacher Kolloquium der GBM Anfang April vorgestellt. Organisiert wird die Tagung von Regina Brigelius-Flohé, Abteilungsleiterin am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, Potsdam-Rehbrücke und Josef Köhrle, Direktor des Instituts für Experimentelle Endokrinologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Verbindung von Grundlagenforschung und medizinischer Anwendung

„Mit der Programmauswahl bringen wir Top-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Molekular- und Entwicklungsbiologie, der Ernährungswissenschaft und Hormonforschung mit Mitarbeitern aus der klinisch-pharmakologischen Anwendungsforschung zusammen“, so Regina Brigelius-Flohé. „Die Themenkombination soll helfen, die Wirkungsweise von Nahrungsbestandteilen besser zu verstehen, und ihre Nutzung zur Prävention von Krankheiten abschätzen zu können.“

Vitamine, Fette, Spurenelemente

Die Bedeutung von Vitamin A und D beim Wachstum und der Differenzierung von Zellen ist lange bekannt. Erst mit der Erkenntnis, dass sie an sogenannte nukleäre Rezeptoren im Zellkern binden und so die für ihre Funktion entscheidenden Gene aktivieren, wurde aber die Wirkungsweise dieser Vitamine klar. In speziellen Vorträgen steht für Vitamin A die Funktion in der Embryogenese und Organentwicklung, für Vitamin D der Calcium-Stoffwechsel und die Knochenentwicklung im Vordergrund.

Fett ist der wichtigste Energielieferant unserer Nahrung. Änderungen in der Zusammensetzung von Nahrungslipiden („Fetten“) führen aber auch zur Beeinflussung anderer normaler Vorgänge der Zellfunktion. Die Entdeckung von Regelkreisen mit nukleären Rezeptoren, die fettlösliche Wirkstoffe binden, hat eine neue Dimension in der Erforschung der Rolle von Lipiden in der zellulären Regulation eröffnet. Störungen dieser Regelmechanismen können z.B. zu Adipositas (Fettsucht), Typ 2 Diabetes oder Atherosklerose führen.

Zum Thema Spurenelemente steht z.B. ein Vortrag zum Einfluss von Selenmangel auf Spermien auf dem Programm. Ein anderer Beitrag über den Mechanismus der Bildung Molybdän-abhängiger Proteine erläutert die essentielle Rolle des Schwermetalls Molybdän für unserer Körper. Störung in der Bildung Molybdän-abhängiger Proteine führen zu schweren neurologischen Ausfällen und frühem Tod.

Nahrung und Lebenserwartung

Der letzte Tag steht im Zeichen des Nutrient-sensing, also von Mechanismen zur Steuerung des Zellwachstums in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot. Ein heißer aktueller Punkt dabei ist u.a. die caloric restriction. Kalorienreduzierung hat bei Labortieren zur Verlängerung der Lebenserwartung geführt. Die Analyse der Gene, deren Aktivität unter reduzierter Kalorienzufuhr verändert ist, wird zeigen, ob und wie die Lebenserwartung auch bei Menschen durch die Nahrungsaufnahme zu beeinflussen ist.

Feodor Lynen-Vorlesung durch Björn Vennström

Höhepunkt der Tagung ist die Feodor Lynen-Vorlesung, die dieses Jahr Björn Vennström vom Karolinska Institut aus Stockholm hält. Er wird anhand seiner Arbeiten über Schilddrüsenhormonrezeptoren (Thyroidrezeptoren) die Verbindung zwischen nukleären Rezeptoren und essentiellen Spurenelementen wie z.B. Iod knüpfen.

Eine Posterpräsentation mit Forschungsarbeiten von Nachwuchswissenschaftlern sowie eine Industrieausstellung runden die Veranstaltung ab. Weitere Informationen und das Detailprogramm finden sich im Internet.

Die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) e.V. ist mit etwa 5500 Mitgliedern aus Hochschulen, Forschungsinstituten und der Industrie die große wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Biochemie, Molekularbiologie und Molekularen Medizin in Deutschland. Die GBM fördert Forschung und Lehre der Biochemie und molekularen Biologie und die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der Biotechnologie und Medizin und deren Verbreitung in der Öffentlichkeit.
Das Mosbacher Kolloquium ist seit 1950 die alljährliche internationale Frühjahrstagung der Gesellschaft, auf der sich Biochemiker, Molekularbiologen und Mediziner verschiedener Fachdisziplinen treffen, um die neuesten Entwicklungen eines aktuellen Spezialthemas zu diskutieren.

Weitere Informationen:
Dr. Jörg Maxton-Küchenmeister,
Geschäftsstelle der Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V.
Mörfelder Landstr. 125, D-60598 Frankfurt a.M.
Tel.: 069 – 660 567-12
E-Mail: maxton@gbm-online.de

Media Contact

Wolfgang Müller M.A. idw

Weitere Informationen:

http://www.gbm-online.de

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