Vortrag des Nobelpreisträgers für Chemie zur Ausstellung "science + fiction" bei caesar

Proteine gehören zu den Bausteinen des Lebens, sind aber auch an vielen Krankheiten beteiligt. Häufig wirken sie nach dem „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ – wenn ihre räumliche Struktur bekannt ist, können maßgeschneiderte Medikamente entwickelt werden. Bereits seit über dreißig Jahren widmet sich Prof. Robert Huber, Direktor der Abteilung für Strukturforschung am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, der Strukturaufklärung von Proteinen. Am Dienstag, 11. November 2003 um 19.00 Uhr wird er im Rahmen der Ausstellung „science + fiction“ im Forschungszentrum caesar, Ludwig-Erhard-Allee 2 in Bonn, über die „Proteinkristallographie am Schnittpunkt von Chemie, Physik, Biologie und Medizin“ berichten. Im Jahr 1988 erhielt Huber zusammen mit Johann Deisenhofer und Hartmut Michel den Nobelpreis für Chemie. Den Wissenschaftlern war es gelungen, die dreidimensionale Struktur eines photosynthetischen Reaktionszentrums zu bestimmen und damit wesentlich zum generellen Verständnis der Photosynthese beizutragen.

Prof. Huber stellt in seinem Vortrag die Fortschritte und Anwendungsgebiete der Proteinkristallographie vor. Bei dieser Methode werden die Proteine kristallisiert, ihre Röntgenbeugung gemessen und daraus die Strukturen abgeleitet. Diese bilden die Grundlage für das Verständnis der chemischen und physikalischen Eigenschaften der Proteine und ihrer biologischen und medizinischen Funktion. Erst kürzlich entdeckten die Wissenschaftler um Huber anhand von Kristallstrukturen, wie bakterielle Proteine menschliche Blutgerinnungsfaktoren aktivieren und Thrombosen verursachen können. Blutgerinnung verhindert nach einer Verletzung übermäßigen Blutverlust und gewährleistet die Wundheilung. Unkontrollierte Gerinnung dagegen kann zur Verstopfung von Blutgefäßen und schließlich zum Tode führen. Die neuen Erkenntnisse helfen bei der Entwicklung von Therapien gegen die Folgen bakterieller Infektionen.

Der Vortrag von Professor Huber ist die dritte Begleitveranstaltung in Bonn zur Ausstellung „science + fiction – zwischen Nanowelt und globaler Kultur“, eine weitere folgt am 9. Dezember. Die Wanderausstellung ist noch bis zum 4. Januar 2004 im Forschungszentrum caesar zu besichtigen, Ludwig-Erhard-Allee 2, 53175 Bonn, sonntags bis freitags von 12 bis 18 Uhr.

Die Ausstellung „science + fiction“ ist ebenso Kunstausstellung wie Wissensschau: Künstler und Wissenschaftler wurden eingeladen, im Dialog miteinander zu Brennpunkten der gegenwärtigen Forschung zu arbeiten. Unter dem Motto „Zwischen Nanowelt und globaler Kultur“ rückt „science + fiction“ die kulturellen und gesellschaftlichen Voraussetzungen unseres Wissens ebenso in den Blickpunkt wie die wissenschaftliche Basis unserer Lebenswelt. In Pavillons und Installationen werden die Themen Hirnforschung, Nanotechnologie, Globalisierung sowie „Fremdes“ und „Eigenes“ und darüber hinaus die „Zukunft der Wissensgesellschaft“ künstlerisch dargestellt. Die VolkswagenStiftung hat diese Ausstellung anlässlich ihres – im vergangenen Jahr begangenen – 40-jährigen Jubiläums als Wissenschaftsförderer konzipiert und präsentiert sich damit nun auch als Förderer des Transfers wissenschaftlicher Inhalte in die Öffentlichkeit.

Das internationale Forschungszentrum caesar (center of advanced european studies and research) hat 1999 die Arbeit aufgenommen. Mit inzwischen 200 Mitarbeitern forschen interdisziplinäre Teams in den Bereichen Materialwissenschaften/Nanotechnologie, Medizintechnik und Biotechnologie. Forschung und industrielle Anwendung gehen Hand in Hand: caesar entwickelt innovative Produkte und Verfahren und unterstützt die Wissenschaftler bei Firmenausgründungen. Die Verbindung von Kunst und Wissenschaft wurde auch im neuen caesar-Gebäude realisiert: Der Kölner Künstler Lutz Fritsch hat eine dreiteilige Skulptur geschaffen, die die vielen Zwischenschritte von der ersten Idee bis zum Forschungsergebnis symbolisiert.

Der letzte Vortrag zur Ausstellung: 9. Dezember 2003, 19.00 Uhr: Prof. Dr. Andreas Engel, Direktor des Instituts für Neurophysiologie und Pathophysiologie, Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg: Wie entsteht Bewusstsein im Gehirn?

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Francis Hugenroth Forschungszentrum caesar

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