Eröffnung der Chemiedozententagung: Im Zeichen des Jahres der Chemie

Ganz im Zeichen des Jahres der Chemie 2003 stand die Eröffnung der Chemiedozententagung am 17. März in Chemnitz. Der Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), Professor Dr. Fred Robert Heiker, ging in seiner Eröffnungsrede auf dieses wichtigste und umfassendste Chemie-Ereignis in Deutschland seit langer Zeit ein. Themenschwerpunkte seiner Rede waren darüber hinaus die Jahrestagung Chemie in München, die kommende Chemie-Olympiade in Deutschland, das Publikationswesen und politische Fragen.

„Die Chemie wird 2003 über ein ganzes Jahr hinweg für die breite Öffentlichkeit als – im wahrsten Sinn des Wortes – lebenswichtige Wissenschaft dargestellt“, sagte Heiker und erinnerte daran, dass vor drei Jahren der damalige Parlamentarische Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Catenhusen, auf der Chemiedozententagung in Regensburg die Initiative der GDCh seitens des BMBF aufnahm, das Jahr 2003 unter anderem wegen des 200. Geburtstags von Justus von Liebig der Chemie zu widmen. Die deutschen Chemieorganisationen, das BMBF und die Initiative „Wissenschaft im Dialog“ hatten darauf hin mit den Vorbereitungen für die verschiedenen Präsentationsmöglichkeiten der Chemie begonnen. Nach zweieinhalb Monaten des Jahres der Chemie stellte Heiker fest: „Der aktuelle Zwischenstand kann sich sehen lassen: Das Jahr der Chemie hat ein deutliches und positives Echo in der Presse, in Hörfunk und Fernsehen gefunden. Bereits vor der offiziellen Auftaktveranstaltung am 29. Januar in Berlin sind viele Aktivitäten angelaufen: So etwa die Liebig-Ausstellung in Tharandt bei Dresden oder die Veranstaltung „Chemistry inside“ in Frankfurt am Main. Der erste Teil der Ausstellungstrilogie „Mensch – Materie – Ressourcen“ hat unter dem Thema „Chemie und Magie“ in Berlin über 20.000 Besucher interessiert und angezogen und wird in wenigen Tagen zur nächsten Station nach Leipzig wandern. Der Chemietruck tourt durch Deutschland und soll Freude am Experimentieren wecken und für die Chemie begeistern.“

Ein besonderes Highlight im Jahr der Chemie wird die GDCh-Jahrestagung vom 6. bis zum 10. Oktober in München sein. Heiker bezeichnete es als ein wissenschaftliches Ereignis hoher Attraktivität. Getreu dem Motto des Jahres der Chemie, den Dialog mit der Öffentlichkeit zu suchen, soll mit großem Effekt in einer „Woche der Chemie“ die Wissenschaft mit ihren vielen Facetten und positiven Auswirkungen in München allen Vorbeigehenden und Interessierten näher gebracht werden. Das Veranstaltungsspektrum reicht von Aktionen für Schülerinnen und Schüler über öffentliche Abendvorträge, Experimentalshows bis zu Aufführungen des Tanztheaters „Kekulés Traum“ von Jürgen Brickmann.

„Der Aspekt der Nachhaltigkeit unseres Engagements im Jahr der Chemie kommt eine entscheidende Bedeutung zu – schließlich sollen unsere Anstrengungen nicht einem Strohfeuer gleichen“, sagte Heiker. Es freue ihn daher ganz besonders, auf der diesjährigen Chemiedozententagung ein wichtiges Großereignis für die Chemie ankündigen zu können. Vor wenigen Tagen erhielt nämlich die GDCh die grundsätzliche Zustimmung des BMBF, dass Deutschland im kommenden Jahr Gastgeber der 36. Internationalen Chemieolympiade sein werde. Auf Initiative der GDCh, organisiert und durchgeführt am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel und maßgeblich finanziert durch den VCI bzw. den Fonds der Chemischen Industrie und das BMBF, werden sich im kommenden Jahr Schüler aus über 60 Ländern aller Kontinente in Deutschland treffen, um ihre Chemiekenntnisse unter Beweis zu stellen und um Gold-, Silber- und Bronzemedaillen zu wetteifern.

Heiker ging ferner auf die Zukunft des Veröffentlichungswesens ein, das mit Problemen konfrontiert sei, wie auch das von der Bundesregierung zur Zeit in Angriff genommene Gesetz zur Umsetzung der neuesten EU-Richtlinie zum Urheberrecht zeige. Kritisch sei vor allem die geplante Neuregelung, dass Schulen, Hochschulen und nichtkommerzielle Forschungseinrichtungen das Recht erhalten sollen, sämtliche urheberrechtlich geschützten Werke für eigene Zwecke kosten- und genehmigungsfrei in die eigenen Intranets zu stellen. Dies würde unweigerlich die verkaufte Auflage von Lehrbüchern und Monographien bzw. Fachzeitschriften reduzieren und auch deutlich finanzielle Verwerfungen zur Folge haben, sagte Heiker. Insgesamt sei die Zukunft gedruckter Medien schwer voraussagbar.

Die Bedeutung elektronischer Medien nimmt auch in der Lehre beständig zu. Heiker verwies darauf, dass die Chemie hier einer der bundesweiten Vorreiter sei, was sich vor allem in dem vom BMBF geförderten Leitprojekt „Vernetztes Studium Chemie“ dokumentiere. Seit 1999 fördert das BMBF mit über 20 Millionen EURO die Erstellung multimedialer Wissensmodule durch 16 Arbeitsgruppen für das sechssemestrige Grundstudium Chemie. Einen ersten Einblick in den gegenwärtigen Stand dieses von der GDCh unterstützten und begleiteten Projekts können sich die Teilnehmer an der Chemiedozententagung in einer Sonderveranstaltung verschaffen.

Ein wesentlicher Auftrag der GDCh ist, Wirkung in der Öffentlichkeit durch Stellungnahmen zu politisch relevanten Themen zu erzielen. Heiker nannte Beispiele aus jüngster Vergangenheit: Die GDCh hat auf Initiative ihrer Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie ein Positionspapier zur Fortschreibung des Kapitels 19 der Agenda 21 erarbeitet, das den Regierungen der am Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg teilnehmenden Staaten vorgelegt wurde und große öffentliche Beachtung und Resonanz gefunden hat. Die formulierten Ziele sind sehr ehrgeizig und als richtungsweisende Orientierungspunkte für die weitere Entwicklung nachhaltiger Konzepte in der Chemie zu verstehen.

Aktuelle hochschulpolitische Stellungnahmen der GDCh befassen sich mit Juniorprofessuren, der Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen an den deutschen Universitäten oder der Einführung von Studiengebühren. In den vom Fonds der Chemischen Industrie und von der GDCh gemeinsam formulierten Empfehlungen zum Umgang mit der Juniorprofessur wird die Bedeutung einer exzellenten Ausbildung des Hochschullehrernachwuchses betont.

Zum umstrittenen Thema der Einführung von Studiengebühren hat die GDCh sich dahingehend geäußert, dass die Chancengleichheit hier nicht verletzt, sondern eher noch verbessert wird, wenn ein abgestimmtes System von Maßnahmen eingeführt wird, in dem Studiengebühren ein Bestandteil sind. Es sei von elementarem Interesse, besonders Befähigten – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihren finanziellen Möglichkeiten – ein Studium zu ermöglichen. Weitere Bestandteile einer umfassenden Reform müssten daher die Einführung von Stipendien, eine Kreditvergabe an Studierende im Rahmen veränderter Grundsatzbedingungen und erweiterte Arbeitsmöglichkeiten in Lehre und Forschung an der Hochschule gegen Bezahlung sein. Eine isolierte Einführung von Studiengebühren und ihre Verwendung zur Kompensation der notorischen Unterfinanzierung der Hochschulen lehnt die GDCh ausdrücklich ab.

Media Contact

Dr. Renate Hoer idw

Weitere Informationen:

http://www.gdch.de

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