Soziale Sicherheit im Europa der Zukunft

Kongress zur EU-Osterweiterung vom 3.-5. Oktober an der Universität Jena

Obwohl auf dem Papier längst beschlossen, lässt die Osterweiterung der Europäischen Union (EU) auf sich warten. Inzwischen wachsen im Westen wie im Osten die Zukunftsängste. Konkurrenz durch billige Arbeitskräfte, importierte Armut und zunehmende Kriminalität sind die Schreckensbilder vieler Westeuropäer. Eine sachliche Bilanz von Risiken und Chancen der EU-Osterweiterung unter dem Aspekt der sozialen Sicherheit will die Jahrestagung des European Institute of Social Security (E.I.S.S.) bieten, die vom 3.-5. Oktober 2002 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stattfindet.

Zu dem internationalen Kongress werden deutlich über 100 Experten aus Ost- und Westeuropa erwartet. Auf der Tagung werden sie aus erster Hand Informationen über den Stand der Beitrittsverhandlungen erhalten und die Folgen der Osterweiterung erörtern: Was bedeutet zum Beispiel die Arbeitsmarkt-Öffnung für die europäischen Sozialkassen? Ein Schwerpunktthema werden die Auswirkungen des Beitritts neuer EU-Mitglieder auf die Wirtschaft der Grenzregionen sein: Werden etwa deutsche Autoproduzenten demnächst ihre Produktionsstätten nach Tschechien verlagern? Werden sich Österreicher ihre Zähne in Ungarn behandeln lassen, während Polen deutsche Krankenhäuser für schwierige Operationen aufsuchen? Weitere Programmpunkte werden Antworten auf viele brennende Fragen geben, wie: Wird der Rechtsradikalismus in der EU aus Angst vor größeren Migrantenzahlen zunehmen? Werden Deutschland oder Österreich tatsächlich von Minderheiten wie Roma oder Sinti überlaufen werden?

„Wir stehen vor einer Herausforderung wie in den 1920er Jahren“, sagt Prof. Dr. Eberhard Eichenhofer. „Die Osterweiterung der EU berührt nicht allein die soziale Sicherheit des Westens“, macht der Jenaer Rechtswissenschaftler deutlich, der als designierter E.I.S.S.-Vizepräsident die Tagung organisiert. „In den Beitrittsländern, die sich für die Aufnahme in die Union schwierigen Wirtschaftsreformen unterziehen müssen, haben viele Menschen schon seit Jahren mit Armut, Arbeitslosigkeit und gesellschaftlichem Abstieg zu kämpfen“, so der Spezialist für Sozialrecht und Bürgerliches Recht. In Jena sollen die Erfahrungen und Erwartungen beider Seiten ein Forum finden.

Die Wahl des Tagungsorts ist daher nicht zufällig auf die Stadt an der Saale gefallen: „Viele soziale und wirtschaftliche Probleme, die Europa mit der EU-Osterweiterung ins Haus stehen, hat Deutschland seit der Wiedervereinigung im kleinen Maßstab schon kennen gelernt. Jena ist der Beweis dafür, dass die Integration von Ost und West gelingen kann“, unterstreicht Prof. Eichenhofer, der außerdem auf die kulturelle Brückenfunktion der Stadt und ihrer Universität hinweist: „Jena war ein Zentrum des mitteleuropäischen Kulturraums, den die Teilung unseres Kontinents nie ganz zerschnitten hat. In den Beitrittsländern wird der Name Jenas noch immer mit dieser Tradition in Verbindung gebracht, von der in Zukunft wieder verstärkt Impulse für die europäische Identität ausgehen werden.“

Das 1968 gegründete E.I.S.S. ist ein internationaler „Think Tank“, in dem sich rund 500 Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen und Verwaltungsexperten aus Ost- und Westeuropa zusammengeschlossen haben. Die Institution hat sich zum Ziel gesetzt, hochrangige Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung wissenschaftlich fundiert zu allen Aspekten des Themas soziale Sicherheit zu beraten.

 

Kontakt:
Prof. Dr. Eberhard Eichenhofer
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942150
Fax: 03641 / 942152
E-Mail: ee@recht.uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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